Der Tierschutzbund Zürich (TSB) hat dem «Kassensturz» nicht nur erschreckende Bildern über die Pferdehaltung in Kanada, Argentinien und Mexico geliefert. Der TSB hat auch Pferdemärkte in Polen besucht. Und auch dort sind die Zustände alles andere als tierschutzkonform.
Grosses Leid für die Tiere
York Ditfurth, Vorstandsmitglied des TSB, sagt gegenüber «Espresso»: «In Polen werden die Pferde in dunklen Ställen gehalten. Die Pferde sollen sich nicht bewegen, sondern den ganzen Tag Kraftfutter fressen, damit sie möglichst schnell fett werden.»
Darum hätten viele Tiere Probleme mit den Hufen, Gelenken und bekämen Hautausschläge. Ditfurth: «Sehr oft erkanken die Tiere an Mauke. Das ist eine langwierige Hautentzündung an den Beinen. Diese wird oft nicht behandelt, um Tierarztkosten zu sparen.» An Pferdemärkten würden diese Tiere dann an Schlachthöfe verkauft.
Viele Pferdetransporter in Polen hätten zudem keine Rampe, so müssten Pferde in den Transporter springen. Dies täten sie meist nicht freiwillig, sondern würden reingeprügelt.
EU-Verordnung wird nicht eingehalten
«Kassensturz» vom 19.02.13
Die EU-Transport-Verordnung für Tiere gelte zwar auch für Polen, sagt York Ditfurth vom Tierschutzbund. «Jedoch kümmert sich dort niemand darum, dass diese Vorschriften auch eingehalten werden. Es finden keine Kontrollen statt.»
Coop bezieht 30 Prozent des Pferdefleischs aus Polen, die restlichen 70 Prozent stammen aus Frankreich. Das Fleisch stammt aus dem polnischen Schlachthof MKZ in Rawicz. Der Tierschutzbund kritisiert, dass dort jeder sein Pferd schlachten lassen kann. «Es wird weder nach der Haltung noch nach den Medikamenten gefragt.»
Coop verzichtet bis auf Weiteres auf Polnisches Fleisch
Wie Coop-Mediensprecher Urs Meier auf Anfrage von «Espresso» sagt, hat Coop bei unangemeldeten Kontrollen in Betrieben und auf dem Schlachthof in Polen keine solchen Zustände vorgefunden. Allerdings seien für die Einhaltung der EU-Verordnungen die Behörden vor Ort zuständig. Coop sucht nun mit dem Tierschutzbund Zürich das Gespräch, wie Meier sagt. «Bis die Vorwürfe geklärt sind, stellen wir auf Pferdefleisch aus Frankreich um.»