Es wäre ein echtes Bekenntnis zu Regionalität gewesen: «Neu haben wir einen Radius von 20 Kilometern für regionale Produkte definiert», liess sich Roland Frefel, Leiter Frischprodukte bei Coop, im Dezember 2014 von der Sonntags-Zeitung zitieren.
«Das heisst: Der Ort, an dem das Produkt verkauft wird, darf nicht mehr als 20 Kilometer vom Ort entfernt sein, an dem es produziert wurde.» Coop stellte in Aussicht, dass dies bis Herbst 2015 umgesetzt sein sollte.
Weiterhin riesige Regionen
Die Ankündigung von damals ist heute nichts weiter als Makulatur: «Wir haben festgestellt, dass der 20-Kilometer-Radius die Kundenwahrnehmung zu wenig berücksichtigt», sagt Coop-Mediensprecher Ramón Gander zum Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1.
Manchmal sei es sinnvoll, den Radius auszuweiten. «Eine Solothurner Torte wird praktisch im ganzen Kanton als regional betrachtet und wird entsprechend als ‹Miini Region›-Produkt verkauft.»
Streng genommen, heisst das: Die Solothurner Torte kann sowohl in Grenchen (15 Kilometer nördlich von Biel) als auch in Dornach (10 Kilometer südlich von Basel) verkauft werden.
Migros: Grosse Regionen sind normal
Die Migros definiert zwar genau, was sie unter ihrem Label «Aus der Region. Für die Region.» verkauft. Der Grossverteiler fasst die Region aber viel weiter und bindet sie an ihre Firmenstruktur. Regional ist bei der Migros, was aus der jeweiligen regionalen Genossenschaft stammt. Die Migros Aare erstreckt sich beispielsweise über die Kantone Aargau, Solothurn und Bern. Eine sehr grosse Region.
Eine Frage der «Kundenwahrnehmung»
Die Definition, in welchen Verkaufsstellen Coop ein Produkt unter dem Label «Miini Region» verkaufe, erfolge immer spezifisch für einzelne Produkte, beziehungsweise für einen Produzenten, sagt der Coop-Sprecher weiter. «Würste der Dorfmetzgerei Aeberhard bei Kerzers werden beispielsweise nur in vier Supermärkten als ‹Miini-Region›-Produkte gekennzeichnet, da nur Leute im näheren Umfeld einen Bezug zu dieser Metzgerei haben.»
Coop-Sprecher Ramón Gander bezeichnet diese Praxis als für den Kunden «gut nachzuvollziehen». Denn Kundinnen und Kunden hätten eine sehr gute Vorstellung davon, was Region sei. «Wir denken, dass zum Beispiel ein Produkt aus dem Seeland im ganzen Seeland als regionales Produkt wahrgenommen wird – auch wenn hier der Radius grösser ist als 20 Kilometer.»
Wie regional ein «Miini Region»-Produkt tatsächlich ist, soll für Kundinnen und Kunden über die Originalverpackung der Hersteller ersichtlich sein. «Und bei Gemüse im Offenverkauf zum Beispiel werden wir die Plastikboxen mit den Herstellern beschriften.»