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Konsum Oldtimer-Händler schmiert Kunden an

Ein Ehepaar stösst bei einem Oldtimerhändler auf ein sehr schickes Cabriolet: einen Fiat 1500, Jahrgang 1963. Das Auto sei in tadellosem Zustand und für mehrere 10'000 Franken restauriert worden. Das Ehepaar zahlt viel und merkt zu spät, dass der Oldtimer masslos überteuert war.

Ein Ehepaar stösst bei einem Oldtimerhändler auf ein sehr schickes Cabriolet: einen Fiat 1500, Jahrgang 1963. Das Auto sei in tadellosem Zustand und für mehrere 10'000 Franken restauriert worden. Das Ehepaar zahlt viel und merkt zu spät, dass der Oldtimer masslos überteuert war.

Franz A. Gürtler, Inhaber der exklusiven Auto-Boutique in Oberwil am Zugersee, behauptete, das rote Fiat-Cabrio in seinem Geschäft sei erstklassig restauriert. Das Fahrzeug sei für die Restauration komplett zerlegt worden – in der Fachsprache «frame off».

Dick aufgetragen

Zudem habe ein italienischer Vorbesitzer 65‘000 Franken investiert. Mit diesen Versprechen warb Gürtler im Inseratetext. Rene und Eli Gamper aus Buchs ZH glaubten ihm und kauften den schicken Wagen für stolze 44‘800 Franken.

Doch nach dem Kauf kam der Schock: Gampers Versicherungsexperte schätzte den Wert des Wagens auf höchstens 20‘000 Franken.

Autoverkäufer Gürtler zieht das Urteil des Versicherungsexperten in Zweifel: Dieser sei eben Versicherungsexperte und nicht Autoexperte. Gürtler bekräftigt, der Wagen befinde sich in einem ausgezeichneten Zustand und sei den Verkaufspreis wert.

Schwere Mängel

Rene und Eli Gamper liessen sich von Gürtler nicht abspeisen und brachten den Fiat zu Ruedi Stoop in die Garage Ruckstuhl in Adliswil (ZH). Stoop ist Experte für Oldtimer und erkannte sofort, dass Gampers Fiat keineswegs erstklassig restauriert worden war.

Zahllose überlackierte Teile belegen, dass der Wagen eben nicht «frame off» restauriert wurde. An einigen Stellen wurden Reparaturarbeiten unfachmännisch ausgeführt, und der gesamte Unterboden ist triefend voll Öl. «Dieser Wagen wurde nicht zerlegt für die Restauration. Ich schätze den Wert auf 10‘000 bis 20‘000 Franken», so das Urteil des Oldtimer-Experten.

Auch das zweite Versprechen von Autohändler Gürtler erwies sich als falsch: Der Fiat wurde nicht für 65‘000 Franken restauriert, sondern höchstens für 20‘000 Franken. Dies bestätigt der italienische Vorbesitzer gegenüber Gampers schriftlich.

Händler bleibt stur

Auch davon zeigt sich Franz A. Gürtler unbeeindruckt. «Ich habe den Inseratentext lediglich von einem anderen Autoverkäufer übernommen. Wenn mir ein Kunde sagt, er habe so viel in einen Wagen investiert, dann glaube ich ihm das», sagt Gürtler. Darum wolle er nicht auf Gampers Forderung eintreten, den Wagen zurückzunehmen und den Verkaufspreis zurückzuerstatten.

Das ist schwer zu glauben: Er als alter Hase im Auto-Business behauptet, er habe die massiven Mängel an diesem Fiat nicht erkannt.

Kaufvertrag unverbindlich

Doch Rene und Eli Gamper bleiben standhaft: Sie wollen ihr Geld zurück. Gampers Rechtsschutzversicherung stellt ihnen Rechsanwalt Ruedi Portmann aus Luzern zur Seite. Er argumentiert: «Falls Autohändler Gürtler wusste, dass das Auto nicht frame off restauriert wurde und keine 65‘000 Franken investiert wurden, dann kann man davon ausgehen, dass das Ehepaar Gamper absichtlich getäuscht wurde.»

Der Vertrag wäre darum für Gampers einseitig unverbindlich und müsste rückabgewickelt werden.

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