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Konsum Outlet-Läden im Trend: Vorsicht Scheinrabatte

Outlet-Läden locken mit grossen Rabatten auf Markenartikel. Konsumenten erwarten beim Einkauf deshalb Preise, die deutlich unter den Normalpreisen liegen. «Kassensturz» hat sich in Outlet-Zentren umgesehen und deckt auf: Nicht alle Shops nehmen es mit den angepriesenen Rabatten genau.

Outlets wie das Fashion Fish Center in Schönenwerd (SO) locken mit massiven Rabatten. Die Betreiber werben mit Abschlägen von 30 bis 70 Prozent gegenüber dem regulären Handel. Vergünstigte Kleider erwartete auch Peter Albrecht aus Hochfelden (ZH). Im Fashion Fish Outlet findet er im Laden von Jack Wolfskin zwei Jacken, die ihm gefallen. Auf den Etiketten steht nur ein Preis, der Originalpreis fehlt. «Ich habe sogar noch gefragt, ob der Preis schon reduziert ist», erzählt Albrecht. Ja, das sei der Fall, habe man ihm gesagt. Also kaufte er die Jacke.

«Bedauerlicher Einzelfall»

Der Ärger kommt zu Hause, als er die Preise im Katalog nachschlägt. Er stellt fest: Jack Wolfskin verkaufte ihm die Jacken zum regulären Preis. Die Jacke kostet 469 Franken – im Outlet und im Katalog. Peter Albrecht: «Da fühlt man sich natürlich ein bisschen über den Tisch gezogen, weil man ja annimmt, dass man in so einem Laden nur reduzierte Artikel findet.» Es handle sich um einen bedauerlichen Einzelfall, schreibt Jack Wolfskin «Kassensturz». Die Firma verkaufe im Outlet fast ausschliesslich reduzierte Kleider aus der Vorsaison. Jack Wolfskin versichert, man werde Ware, die zum vollen Preis verkauft wird, künftig auf der Etikette unmissverständlich kennzeichnen.

Mit günstigen Preisen locken immer mehr Outlets. In Landquart (GR), zwischen Autobahn und Bahngeleisen, macht sich ein ganzes Einkaufsdorf breit. Alpenrhein Village, das neueste Outlet-Zentrum der Schweiz, ist aufgebaut wie eine Fussgängerzone mit Läden verschiedener Markenhersteller. Professor Thomas Rudolph von der Universität St. Gallen hat für «Kassensturz» hochgerechnet: Die Outlet-Zentren setzen pro Jahr rund 600 bis 800 Millionen Franken um. Der Detailhandelsexperte erklärt, das Outlet diene Firmen nicht mehr nur dazu, Restposten loswerden, sondern: «Man versucht zusätzliche Zielgruppen anzusprechen, eben diese markenaffinen Kunden, die günstige Preise suchen und nicht so sehr darauf achten, ob die Ware topaktuell ist.» Es werde auch speziell für das Outlet produzierte Ware angeboten, sagt Thomas Rudolph.

Irreführende Preisangaben

Immer mehr Firmen wollen sich auch vom Image des Fabrikladens lösen, indem sie die Outlet-Läden attraktiv gestalten, ähnlich wie übliche Verkaufsstellen. Doch bei der Gestaltung der Preise nehmen sich gewisse Anbieter zu viele Freiheiten. Die türkische Kette Sarar wirbt mit verlockenden Rabatten. Merkwürdig: Im Schweizer Fachhandel gibt es die Markenware von Sarar nicht. Nur in den Outlets Schönenwerd und Landquart. «Kassensturz» geht vorbei und überprüft die angeschriebenen Originalpreise. Zum Beispiel bei einem Paar Socken. Angeblicher Originalpreis: 15 Franken. Outlet-Preis: 8 Franken. Darunter klebt nur eine türkische Etikette. Für 15 Franken kann man die Socken in der Schweiz gar nicht kaufen.

Auch anderswo findet «Kassensturz» Scheinrabatte. Die spanische Marke Desigual hat im Alpenrhein Village ihr erstes Geschäft in der Schweiz eröffnet. Auf einen Pullover gibt es 30 Prozent Rabatt. Er kostet noch 99 Franken. Angeblicher Originalpreis: 142 Franken. Spanischer Originalpreis: 69 Euro, umgerechnet praktisch gleich viel wie der Outlet-Preis. «Kassensturz» findet heraus: Die Ware kommt direkt aus Spanien. Schweizer Kunden konnten also den Pulli zum angeblichen Originalpreis gar nie kaufen.

Regelmässige Kontrollen

Solche Scheinrabatte seien eine Irreführung des Kunden, sagt Guido Sutter vom Staatssekretariat für Wirtschaft. Problematisch sei auch, wenn im Outlet Waren hängen, die gar nicht vergünstigt sind. Gemäss Lauterkeitsrecht ist entscheidend, welche Erwartungen der Begriff Outlet beim Konsumenten weckt. Guido Sutter: «Outlet kommt vom Fabrikpreis, also von der Fabrikabgabe, wo man unter Umgehung des Fachhandels Waren zum Teil direkt an die Kunden abgegeben hat.» Damit sei auch die Erwartung da, dass jeder Artikel günstiger ist als im Fachhandel, ausser es würde besonders gekennzeichnet.

Das Alpenrhein Village verspricht 30 bis 70 Prozent Rabatt. Daran sind die Shops vertraglich gebunden. Doch es gibt Ausnahmen: Victorinox verkauft Sackmesser mit nur 10 Prozent Rabatt, ebenso Lindt seine Schokolade. Der Direktor des Outlet-Zentrums, Claudio Poltera, sagt, man mache regelmässig Kontrollen. Gegen die irreführenden Etiketten bei Sarar und Desigual hat er bisher nichts unternommen. Nun will er reagieren. Claudio Poltera: «Für Waren, die aus dem Ausland kommen und in der Schweiz gar nicht im Verkauf waren, gilt eben nur der Outlet-Preis. Und da sind wir dran, das mit den Herstellern zu korrigieren.»

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