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Konsum Parfums: Luxusprodukte aus billigen Essenzen

Früher waren Parfums Opfergaben für Götter. Heute sind sie simple Industrieprodukte. Grösstenteils bestehen sie aus günstigen Chemikalien. Was wirklich zählt, ist die Vermarktung. Damit lässt sich viel Geld verdienen. Hunderte neue Düfte kommen jährlich auf den Markt, ebenso viele verschwinden.

Ursprung des Parfums ist der Weihrauch: Er diente vor 5000 Jahren vor allem als Opfergabe. Die Menschen huldigten so den Göttern und überdeckten gleichzeitig üble Gerüche. Daher stammt auch das Wort Parfum: per fumum, durch den Rauch. Seit dem Mittelalter wird in Europa Parfum verwendet. Vor allem der Duft verschiedener Blüten wurde früh in die verschiedenen Duftsalben und Tinkturen gemischt.

Teurer als Gold

Auch beim berühmten Chanel Nr. 5 ist der Blumenduft wichtig. Seit 1921 gehört Jasmin aus Frankreich in dieses Parfum. Auf Jasminfeldern in Grasse, unweit der Cote d'Azzur, wird ausschliesslich für Chanel produziert. Von Juli bis September arbeiten täglich 40 bis 60 Pflückerinnen und Pflücker. Sie werden nach Gewicht bezahlt. Die Besten schaffen drei Kilogramm am Tag.

Die Blüten müssen sofort verarbeitet werden, sonst oxidieren sie und ihr Duft verändert sich. Für die Extraktion der Essenz werden die Blüten schichtweise auf Gitter in einen Tank geschüttet. Mit dem Lösungsmittel Hexan wird den Blüten der Duft entzogen. Nach einigen Stunden sind die Blüten ausgelaugt. Acht Millionen Blüten ergeben einen Liter Jasminessenz – und der kostet rund 60‘000 Franken. Jasminessenz ist teurer als Gold und gut für den Mythos. Aber Jasmin ist nur einer von fast 80 Duftstoffen. Chanel gehört zu den Pionieren bei der Verwendung synthetischer Duftstoffe.

3000 Riechstoffe

Im Parfum-Labor von Givaudan in Paris stehen 3000 Riechstoffe zur Verfügung. Aus den Ideen der Parfumeure entstehen dort Düfte. Die Assistentin der Senior Parfumeurin Ursula Wandel sucht die gewünschten Essenzen zusammen und mischt nach den Formeln der Parfumeurin verschiedene Varianten des Duftes.

In den meisten Parfums steckt vor allem Chemie. Synthetische Düfte sind günstiger. Und um sie kommt kein Parfumeur herum. Ursula Wandel: «Natur pur ist sehr schön, aber das würde kein Mensch kaufen.» Das seien wir uns einfach nicht mehr gewöhnt. Ausserdem brauche man die synthetischen Stoffe zur Unterstützung der natürlichen Stoffe, ergänzt Wandel.

Vom Entwurf zur Produktion: Alle 3000 Düfte von Givaudan sind in der Parfumfabrik in Argenteuil in der Nähe von Paris gelagert. Givaudan produziert dort Parfumkonzentrat. Bei der Produktion wird nicht mehr in Milligramm, sondern in Tonnen gerechnet. Givaudan-Produktionsleiter Jean-Marc Lecerf: «Wir produzieren ungefähr 5 Tonnen Parfumextrakt pro Tag. Man muss aber wissen, dass in einem Parfum nur etwa 10 bis 20 Prozent Parfumextrakt enthalten ist.»

Meist synthetisch

Die Abfüllanlage: Ein Mitarbeiter mischt das Parfumextrakt. Es duftet nach Blumen und Früchten. Doch die meisten Düfte sind synthetisch. Aus Molekülen von Erdöl, Holz und anderen Materialien werden die Riechstoffe hergestellt. Sie sind viel billiger als die natürlichen. Ein Kilogramm künstliches Jasmin kostet ab 100 Franken pro Kilo.

Die empfindlichen natürlichen Essenzen sind in der Chambre Froide gelagert, der Schatzkammer von Givaudan. Dort finden wir beispielsweise den natürlichen Duft des Veilchens, der Nachthiazynte oder einer ganzen Serie verschiedener Rosen. Und ebenfalls den Duft der Iris, welcher zu den teuersten Düften überhaupt gehört. Ein Kilogramm Iris kostet 85‘000 Franken.

Die abgefüllten Duftstoffe werden verquirlt – das Parfumextrakt entsteht. Es wird danach in Fässer abgefüllt und zum Versand gestapelt. Ein Kunde von Givaudan ist der Schweizer Parfumproduzent Primecos. Die Firma stellt in der Nähe von Strassburg Duftwasser für verschiedene Marken her. Das Parfumextrakt wird mit Alkohol und destilliertem Wasser vermischt. So entsteht das Parfum, wie es im Laden steht. Je nach Produkt wird mehr oder weniger Duftöl verwendet. Ein Eau de Parfum enthält 10 bis 14 Prozent, das Eau de Toilette 6 bis 9 und das Eau de Collogne rund 4 Prozent Parfumöl.

Bruchteil wert

Drei Wochen wird das Parfum gelagert und danach in Flaschen abgefüllt. Die Kosten für Duftessenzen, Flasche und Verpackung kennt Primecos-Geschäftsführer Alex Edelmann genau. Er weiss: Die Herstellkosten für ein Parfum betragen nur einen Bruchteil des Endpreises. Selbst bei Chanel Nummer 5 mit der teuren Jasminessenz. Alex Edelmann: «Man kann sagen, dass das Produkt im Verhältnis zu den Herstellungskosten am Schluss ungefähr 10 Mal teuer ist.»

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