Bilder, die aufrütteln: Die ARD-Reportage «Das System Wiesenhof» berichtete Ende August über Verstösse gegen das Tierschutzgesetz in Farmen des Geflügel-Produzenten Wiesenhof.
Die Journalisten stützten ihre Vorwürfe auf Aussagen ehemaliger Mitarbeiter und auf versteckten Filmaufnahmen. Diese sind ihnen von der Tierschutz-Organisation Peta zugespielt worden.
Die Dokumentation zeigt tote Tiere, die in den Hallen herumliegen, und unhygienische Zustände in der Entsorgung. Besonders erschütternd sind die Video-Aufnahmen eines Ausstallungs-Teams auf einer Trutenfarm.
Sie machen die Tiere für den Abtransport in den Schlachthof bereit. Die verdeckten Aufnahmen zeigen Mitarbeiter, die die Tiere treten oder durch die Luft werfen. Experten sind empört über solche Misshandlungen.
«Untolerierbare Szenen»
Auch in der Schweiz: «Solche Szenen sind untolerierbar und für mich fast nicht nachvollziehbar», sagt Hans Oester vom Zentrum für tiergerechte Haltung.
In der Schweiz seien solche Verstösse nicht unmöglich, aber doch weniger wahrscheinlich, erklärt der Geflügelexperte. Es gelten hierzulande höhere Tierschutzstandards. Aber vor allem gehörten die Geflügelfarmen noch Landwirten und Tierhaltern.
«Die Ausstallung und Vorbereitungen für den Schlachtbetrieb werden in aller Regel von den Betreibern selber und ihren Familien gemacht», erklärt Oester. Diese hätten einen anderen Bezug zu ihren Tieren als eine Kolonne, die im Akkord solche Arbeiten verrichte.
Viel «Wiesenhof»-Fleisch für dieSchweiz
Recherchen von «Kassenstur» und des Schweizer Tierschutzes zeigen: «Wiesenhof» ist ein wichtiger Lieferant von Geflügelprodukten in der Schweiz. Coop, Migros Aldi, Spar und Denner bestätigten, dass sie Produkte von Wiesenhof im Verkauf haben oder hatten.
Denner hat reagiert und die vier Produkte von Wiesenhof aus dem Verkauf genommen. «Bis klar ist, dass Wiesenhof die Tierschutz-Gesetze einhält», sagt Denner gegenüber «Kassensturz».
Auch Migros und Coop haben die Produkte von Wiesenhof gestoppt. Migros-Sprecher Urs Peter Naef erklärt, dass nur noch in einigen bereits verarbeiteten Charcuterie-Produkten Fleisch von Wiesenhof enthalten sei.
«Wir tolerieren das in keiner Art und Weise», sagt Naef zu den Vorfällen in deutschen «Wiesenhof»-Farmen. Auch Coop sagt, dass das Unternehmen jetzt keine Produkte von «Wiesenhof» mehr beziehe.
«Wiesenhof» zieht Konsequenzen
Die PHW-Gruppe, zu der «Wiesenhof» gehört, erklärt gegenüber «Kassensturz», dass «Wiesenhof» aus den Fernseh-Bildern Konsequenzen gezogen habe. Die in der der ARD-Reportage gezeigten Mitarbeiter der externen Ausstallungs-Firma dürfen nicht mehr für «Wiesenhof» tätig sein. Doch sei dieser Vorfall nicht typisch für «Wiesenhof».