«Ein Geschäft hat 2 bis 3 Sekunden Zeit, um den Blick des potenziellen Konsumenten ins Schaufenster zu locken», sagt David Gottlieb, der zusammen mit seinem Vater die Firma Igloi in Opfikon (ZH) führt. Igloi gehört zu den grossen Händlern mit Schaufenster-Puppen in der Schweiz.
«Sonst sieht es aus wie ein Putzlappen»
Um die Aufmerksamkeit der Kundschaft zu gewinnen, helfen dabei auch gewisse Tricks: «Wenn man an einer Figur den Hals oder die Arme etwas verlängert, ohne dass es negativ auffällt, dann wird das Kleidungsstück ganz anders präsentiert.»
Sein Vater Claude Gottlieb erläutert die Bedeutung der Mannequins, wie sie in der Fachsprache heissen, an einem Beispiel – einer schwarzen Schaufensterpuppe, welche ein knappes, schwarzes Badekleid trägt: «Wäre dieses Badekleid an einem Kleiderbügel, würde es aussehen wie ein Putzlappen.»
Bildergalerie
Zeitlose Modelle statt kurzlebige Trends
Bei Schaufensterpuppen kann man grob 4 Kategorien unterscheiden: naturalistische Puppen mit echtem Haar und möglichst menschlichen Gesichtszügen, strukturierte Puppen, bei welchen auch das Haar aus Kunststoff ist und das Gesicht nicht hautfarbig sein muss, stilisierte Puppen mit einem lediglich angedeuteten Gesicht und Modelle ohne Kopf.
Körpertrends wie Taillen-Umfang oder Busen-Grösse gibt es laut Vater und Sohn Gottlieb bei Schaufensterpuppen weniger. Häufig seien sie zeitlos modelliert, da die Läden häufig 5 bis 15 Jahre lang dieselben Mannequins behalten. Schaufensterpuppen der Mittel- und Oberklasse, wie sie Igloi verkauft, kosten zwischen 1 000 und 3 000 Franken. Für Mode-Läden ist dies eine rechte Investition.
Eine Schaufensterpuppe prägt den Laden
«Bei der Beratung kommt es vor allem darauf an, dass die Puppen zum Stil des Geschäfts passen», erklärt Claude Gottlieb. «Mit der Art des Mannequins gestalten die Besitzer den Charakter ihres Ladens.» Wichtig seien daher Farbe und Oberfläche. Und dabei gebe es schon Trends. Derzeit beispielsweise zementartige Oberflächen oder Vintage-Stil: «Dabei werden neue Mannequins auf alt getrimmt, wie zerschlissene Jeans.»