«Die dünne Haut des Babys muss mit Baby-Produkten gepflegt werden.» Dieser Satz steht so unter dem Titel Baby-Pflege. Über diese Information runzelt die Kinderärztin Heidi Zinggeler Fuhrer die Stirn: «Das suggeriert, dass man Baby-Produkte einsetzen muss, um die Gesundheit des Kleinkindes zu erhalten», kritisiert sie.
Dabei gehen die medizinischen Empfehlungen in eine ganz andere Richtung. Heidi Zinggeler Fuhrer ist Co-Präsidentin des Berufsverbandes für Kinder- und Jugend-Ärzte. Sie ruft gerade bei Kindern unter einem Jahr zur Zurückhaltung auf: «Je grösser die Menge der Inhaltsstoffe, die an die Baby-Haut gelangen, desto grösser ist die Gefahr einer allergischen Reaktion.»
Heikle Tipps zur Baby-Pflege
Bei Säuglingen empfehlen die Mediziner zum Beispiel, wenn möglich auf Shampoos und Badezusätze zu verzichten und das Gesäss beim Wickeln nur mit Wasser zu reinigen. Der Satz in der Broschüre vermittelt einen falschen Eindruck und lässt wichtige Informationen für Eltern weg.
Dabei wirkt die Broschüre vertrauenswürdig. Das Konsumenten-Forum hat diese mit dem Kosmetik- und Waschmittelverband SKW zusammengestellt und am Ende auch mit seinem Logo auf dem Titelblatt den Segen gegeben. Doch darauf können sich Kunden nicht verlassen.
Wirkung von Inhaltsstoffen beschönigt
Kosmetika in der Kritik
Schlichtweg falsch ist zum Beispiel diese Aussage: «Kosmetik-Hersteller verwenden nur umfassend untersuchte Rohstoffe.» Die Rohstoffe sind wohl untersucht, aber wie umfassend, ist hoch umstritten.
Die Liste der Inhaltsstoffe, deren Langzeit-Wirkung für Mensch und Umwelt unklar ist, ist lang: Von Aluminium in Deos, über hormonaktive Substanzen wie Phtalate bis zu kleinsten Plastik-Kügelchen in Peeling-Cremes (siehe Linkbox). Kommt hinzu, dass meist unbekannt ist, wie solche Stoffe zusammenwirken, wenn sie sich anreichern – als Cocktail sozusagen.
Das Konsumenten-Forum korrigiert
«Espresso», das Konsumentenmagazin von Radio SRF1, hat Michel Rudin, den Geschäftsführer des Konsumenten-Forums mit dieser Kritik konfrontiert. Er gibt zu, dass beim Gegenlesen ein Fehler passiert ist und dass man zu wenig genau hingeschaut habe. «Wir haben sofort reagiert, die Aussagen korrigiert und in einer neuen Version ins Internet gestellt.»
Man habe nie die Absicht gehabt, falsch zu informieren, sondern versucht, den Konsumenten grundlegende Informationen auf einfache Art zur zu vermitteln. Das gelingt aber nur in unkritischen Bereichen. Es finden sich zum Beispiel anschauliche Informationen zum Herstellungsprozess von der Idee bis zum fertigen Produkt im Laden, Erklärungen über die Symbole auf den Flaschen oder Definitionen von Fach-Begriffen.