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Konsum Ski-Preise: Massive Unterschiede zu Deutschland

Für identische Ski-Modelle zahlt man in der Schweiz 35 Prozent mehr als in Deutschland. Das belegt ein «Kassensturz»-Vergleich. Ein Blick zurück zeigt: Hohe Ski-Preise waren bereits in den allerersten «Kassensturz»-Sendungen ein Thema.

Das nahe Konstanz zieht Schweizer Konsumenten an wie ein Magnet. Die Kunden decken sich aber nicht nur mit Kosmetika und Kleidern ein. Auch Sportartikel wie Ski sind heiss begehrt. Das bestätigt Peter Kolb, Geschäftsführer von Intersport Gruner in Konstanz: «Ein Drittel unserer Kunden kommt aus der Schweiz». Und die kommen vor allem wegen der tiefen Preise.

Der Preisvergleich

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«Kassensturz» hat 14 Ski-Preise miteinander verglichen. Hier die Ergebnisse.

Schweizer Preise im Schnitt 35 Prozent höher

«Kassensturz» hat die Preise von 14 Ski-Sets (Ski inklusive Bindung) der Marken Head, Salomon, Völkl, Atomic , K2 und Elan verglichen. Erhoben wurden die Preise bei den Schweizer Händlern Athleticum und SportXX sowie bei Intersport Gruner und Karstadt Sports in Konstanz. Die Unterschiede sind teilweise enorm.

Schnell 200 Franken oder mehr gespart

Die prozentual grösste Preisdifferenz weist der Damen-Ski K2 Superone inklusive Bindung ER3 10 auf. Umgerechnet in Schweizer Franken und Mehrwertsteuer-bereinigt kostet der K2 in Deutschland 424 Franken. Sowohl bei SportXX wie auch bei Athleticum kostet dasselbe Set 629 Franken. Stolze 48 Prozent mehr als in deutschen Sport-Geschäften.

Gar 278 Franken beträgt die Differenz beim Herren-Ski Salomon Enduro XT 800 inklusive KZ12. Im Schnitt sind die verglichenen Schweizer Preise satte 35 Prozent höher als in Deutschland.

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Höhere Einstandspreise für Schweizer Händler

«Verantwortlich für die massiv höheren Preise sind die Struktur-Kosten wie etwa Ladenmiete und Löhne, vor allem aber die Beschaffungspreise.» So erklärt Athleticum die massiven Preisunterschiede.

«Kassensturz» weiss: Die Einstandspreise, also die Preise, welche Sportläden für ein Paar Ski zahlen, sind rund 10 bis 15 Prozent höher als in Deutschland. Allerdings erklärt das die massiv höheren Verkaufspreise nur zum Teil.

SportXX macht für die höhere Preise die unterschiedlichen Struktur- und Lohnkosten verantwortlich. Ausserdem seien im Preis auch eine BFU-Prüfung und eine einjährige Skibruchversicherung inbegriffen. Das bieten aber auch deutsche Händler.

«Der Preisabstand hat aber auch uns erstaunt», schreibt die Migros-Tochter. Man werde die Preise «mit den Lieferanten thematisieren». In der Regel beträgt die Brutto-Marge auf Ski 45 Prozent. Wie viel die Händler tatsächlich an einem Ski verdienen, will niemand offen legen.

Mehr Druck würde Preise senken

40. Jubiläum

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«Kassensturz» feiert seinen 40. Geburtstag. Alle Artikel zum Jubiläum und alte Film-Beiträge auf der Jubiläums-Webseite .

Diese hohen Preisunterschiede liessen sich nicht mit höheren Lohn- oder Standortkosten in der Schweiz erklären. Das sagt Roger Zäch, emeritierter Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Zürich. Der langjährige Kämpfer gegen Wettbewerbsbeschränkungen in der Schweiz vermutet, dass zu wenig Wettbewerb herrscht. «Konsumenten kaufen offenbar zu wenig im Ausland ein. Sonst würde ein Druck entstehen und dann müssten die Händler reagieren. Und dann könnte man auch in der Schweiz zu tieferen Preisen einkaufen, und das muss ja das Ziel sein».

Preiszerfall in den letzten 40 Jahren

Lange Zeit waren die Ski in der Schweiz sogar noch teurer als heute. 1974 kostete der Head GKX SL beispielsweise 748 Franken – ohne Bindung. Inflationsbereinigt entspricht das heute der Summe von 1650 Franken. Der aktuelle Nachfolger vom GKX, der Head WC i.SL, hat einen Richtpreis von 700 Franken, kostet also tatsächlich weniger als damals.

Preisbindung hielt Ski-Preise lange Zeit hoch

Mitverantwortlich für die hohen Preise war die damalige Preisbindung: Die Hersteller schrieben den Händlern den Preis genau vor. Der Sporthändler Thomas Fritsch kritisierte in einem der ersten «Kassensturz»-Beiträge 1974 diese Preisbindung: «Wegen dieser Aussagen wurde ich in der Branche angefeindet», erzählt Fritsch heute. Trotzdem wollte er sich nicht an die Preisbindung halten und gewährte Rabatte. Dafür wurde er vom Sporthändler-Verband gebüsst und von einigen Lieferanten boykottiert.

«Kassensturz» berichtete mehrmals, wie die Branche gegen Preisbrecher vorging. So etwa 1994, als Salomon Schweiz bei einem Discount-Händler in einer Nacht und Nebel-Aktion das gesamte Salomon-Sortiment aufkaufte. Nur damit die Kunden nicht in den Genuss günstigerer Preise kommen konnten.

Revision des Kartell-Rechts bringt tiefere Preise

Die Preisbindung wurde erstaunlich spät abgeschafft: 1995 mit der Revision des Kartell-Rechts. Zum Vorteil der Konsumenten, wie Wettbewerbs-Experte Roger Zäch sagt: «Die Abschaffung der Preisbindung hat ganz sicher mitgeholfen, dass die Skipreise massiv runtergekommen sind.» Trotzdem: Im Vergleich mit dem Ausland sind Ski in der Schweiz immer noch sehr teuer.

Der ganze «Kassensturz»-Beitrag aus dem Jahre 1974:

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