Das Verbot für den Verkauf und Vertrieb des schwedischen Mundtabaks Snus gilt seit den 90er-Jahren. Die Schweiz hat damals die Regelung der EU übernommen, weil Snus als gesundheitsschädigend und krebserregend eingestuft wird. Die Einfuhr von maximal 1,2 Kilogramm Snus pro Monat für den Eigenkonsum ist jedoch erlaubt. Zudem wird am Kiosk seit kurzem dänischer Kautabak mit Säckchen verkauft, den die Konsumenten dann selber portionieren.
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Vor allem in Sportlerkreisen wird Snus als Aufputschmittel konsumiert. Besonders bekannt ist der Snus-Konsum aus dem Eishockey, wo das Tabaksäckchen zwischen Oberlippe und Zahnfleisch in gewissen Teams beinahe rituellen Charakter hat. Aber auch andere Breiten- und Spitzensportler setzen auf den Nikotinkick des Snus. Mehr und mehr wird Snus aber auch einfach im Alltag konsumiert, wie die Importstatistik vermuten lässt.
Die Gesundheitsrisiken
Das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 hat mit Michael Bornstein von der Klinik für Oral-Chirurgie an der Universität Bern über die Risiken des Snus-Konsums gesprochen.
Welche gesundheitlichen Risiken hat der Konsum von Snus?
Michael Bornstein: Rauchlose Tabakprodukte wie Snus bergen alle dieselben Risiken. Sie können lokal in der Mundhöhle zur Veränderung der Schleimhaut führen. Diese Schleimhautveränderungen sind teilweise Krebs-Vorstufen und je nach Typ des rauchlosen Tabaks bereits richtiger Mundhöhlen-Krebs. Wenn man das Risiko der verschiedenen Typen von rauchlosem Tabak vergleicht, ist Snus eher im unteren Bereich der Risikoskala einzustufen.
Es gibt also durchaus riskantere rauchlose Tabakprodukte als Snus. Dann ist es doch seltsam, dass in der Schweiz nur der Verkauf und Vertrieb des Schwedischen Mundtabaks verboten ist?
Das ist so. Es gibt unzählige Formen und Sorten von rauchlosem Tabak, zum Beispiel nordafrikanischer Schamnah oder aus Südost-Asien Betelnuss-Produkte, die meistens mit Tabak vermischt und konsumiert werden. Diese sind teilweise viel schädlicher als Snus. Deshalb ist es nicht ganz logisch, dass diese zum Teil frei erhältlich sind, Snus dagegen verboten ist.
Im Nationalrat ist ein Vorstoss von Lukas Reimann (SVP SG) hängig, der den Verkauf und Vertrieb von Snus in der Schweiz legalisieren will. Snus sei weniger schädlich als Rauchen, könne vielleicht sogar bei der Rauchentwöhnung helfen. Was halten Sie davon?
Wir haben hier zwei Probleme: Wäre über Snus wirklich eine Rauchentwöhnung möglich, dann könnte man dies unter kontrollierten Umständen wirklich einsetzen. Aber es wurde nie bewiesen, dass eine Rauchentwöhnung über rauchlosen Tabak wie Snus möglich ist.
Zweitens wissen wir auch aus eigenen Untersuchungen in der Schweiz, dass die Snus-Konsumenten vor allem aus dem Sport kommen – beispielsweise Eishockey oder Skisport. Das ist also genau die Gruppe, die keine Raucher sind. Mit einer Snus-Legalisierung würde man also vor allem etwas für diejenigen tun, die wegen ihres sportlichen Hintergrunds gar nicht rauchen.
Ein «Espresso»-Hörer hat aus Schweden ein tabak- und nikotinfreies Ersatzprodukt für Snus bestellt. Dieses setzt sich aus Pfefferminzblättern, Gewürzen, Salz und Aromen zusammen. Kann es dennoch riskant sein, sich regelmässig ein solches Produkt zwischen Lippen und Zahnfleisch zu klemmen?
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, Snus ohne suchtförderndes Nikotin und ohne Tabak mit seinen giftigen Stoffen zu produzieren. Die Grundidee gefällt mir. Problematisch ist es, zu glauben, man könne dieses Ersatzprodukt praktisch unbedenklich von morgens bis abends im Mund haben.
Da ist klar: Alles was man chronisch als Reizfaktor auf die Haut gibt, führt zu Reizungen und Veränderungen. Welche und wie riskante Veränderungen dieses Ersatzprodukt hervorrufen kann, ist aber nicht erforscht.