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Konsum Sprudelnde Profite mit Wein: Hohe Preise trotz tiefem Euro

Seit dem Fall des Euro können Weinhändler im Euroraum deutlich günstiger einkaufen. Eine Erhebung von «Kassensturz» zeigt aber: Bei grossen Weinhändlern wie Coop oder Denner ist nur ein kleiner Teil des Sortiments günstiger geworden.

Rund 160 Mio. Liter Wein haben Schweizerinnen und Schweizer im letzten Jahr konsumiert. Der Wein kommt hauptsächlich aus Italien, Spanien und Frankreich. Seit der Aufhebung der Euro-Untergrenze können Händler im Euroraum Wein viel günstiger einkaufen.

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Doch haben die Händler die Preise gesenkt? Der Internetvergleichsdienst Comparis hat im Auftrag von «Kassensturz» die Normalpreise identischer Weine vor und nach der Frankenaufwertung im Januar verglichen.

Nur fünf Prozent günstiger

Stephanie Baumann hat dazu die Comparis-Datenbank mit Weinangeboten von Coop oder Denner untersucht und knapp 200 ausländische Weine unter die Lupe genommen. Das Resultat ist ernüchternd. «Wir haben festgestellt, dass sich der Preis bei lediglich zehn Weinen reduziert hat.» Das heisst: Nur fünf Prozent der Weine sind günstiger geworden.

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Die Auswertung zeigt: Coop, der grösste Schweizer Weinhändler, hat die Preise nicht generell gesenkt. Sprecherin Denise Stadler sagt gegenüber «Kassensturz», Coop habe den Preis von 100 Weinen gesenkt. Darunter sind viele Schaumweine, aber auch bekannte Rotweine.

Insgesamt verkauft Coop online und in den Filialen 1200 verschiedene Weine. In mittleren Verkaufsstellen sind 500 bis 600 Weine im Verkauf. Zudem hat Coop gemäss Stadler die Dauer der Weinaktionen verlängert.

Lagerbestände teurer eingekauft

Denise Stadler erklärt, warum nicht alle Weine aus dem Euroraum günstiger geworden sind: «Beim Wein gibt es Lager. Den Bordeaux-Jahrgang 2011, den wir jetzt an Lager haben, haben wir damals zu einem höheren Euro-Kurs eingekauft. Entsprechend ist er jetzt nicht günstiger geworden.» Weine, die jetzt zum tiefen Euro-Kurs eingekauft werden, würde Coop künftig günstiger anbieten.

Nummer zwei im Weinmarkt ist Denner. Auch der Discounter hat die Preise des Importweins nicht generell gesenkt. Sprecherin Paloma Martino erklärt, die Preise verschiedener Weine seien seit dem Januar gesenkt worden. Zudem seien Aktionspreise verbilligt worden.

Preissenkungen über das ganze Sortiment seien nicht möglich: «Es gibt Gebiete im Ausland, die schlechte Ernten hatten. Das wirkt sich eher preissteigernd aus», sagt Martino. Ein Beispiel sei Prosecco. Aldi Suisse, mittlerweile fünftgrösster Weinimporteur der Schweiz, erklärt auf Anfrage, dass beim Weinsortiment aus dem Euroraum Preise gesenkt wurde. Wie viele Weine günstiger wurden, verrät das Unternehmen jedoch nicht.

«Wir haben Margen gesenkt»

Es geht auch anders: Verschiedene Weinhändler haben nach der Frankenaufwertung die Preise grossflächig gesenkt. Viele offerieren Euro-Rabatte und locken mit Aktionspreisen. Direkt nach der Ankündigung der Nationalbank hat Philipp Schwander, Master of Wine und Weinhändler, die Preise seines Januar-Angebots um zehn Prozent gesenkt.

Schwander erklärt gegenüber «Kassensturz»: «Wir haben kleine Lager und wir hatten frische Importe. Und zum anderen Teil haben wir unsere Marge gesenkt, weil wir Angst gehabt haben, dass wir viel weniger verkaufen, wenn wir kein Zeichen setzen.»

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