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Konsum Textilindustrie: Miese Arbeitsbedingungen trotz «Made in Europe»

Die Arbeitsbedingungen und Löhne in osteuropäischen Textilfabriken sind schlecht. Recherchen der Clean Clothes Campaign CCC zeigen, dass die Bedingungen sogar oft schlechter sind als in Asien. Auch eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Es fehlt an Transparenz und soziales Engagement wird vermisst.

Im April 2013 ist in Bangladesch eine Textilfabrik eingestürzt. Dieses tragische Ereignis hat einen enormen Imageschaden für Kleiderhersteller nach sich gezogen, welche in asiatischen Billiglohnländern produzieren lassen. Christa Luginbühl von Erklärung von Bern (EVB) und Koordinatorin von CCC sagt: «Markenfirmen brauchen dies nun zum Teil als Marketing und erklären, sie würden die Produktion nach Europa verlagern.»

Bedingungen sogar in der EU schlechter als in Asien

Ein Marketing-Entscheid, kein Entscheid für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Textilfabriken. Die Bedingungen in Osteuropa sind kaum besser, oftmals schlechter als in Indien, China oder Bangladesch. Dies haben Recherchen von CCC in 14 Europäischen Staaten ergeben.

Erschreckend: Sogar in der EU nähen Arbeiterinnen und Arbeit für ein paar Rappen Kleiderstücke zusammen. Als Beispiel dient Rumänien. Christa Luginbühl bemängelt die Tiefstlöhne im EU-Mitglied: «Der gesetzliche Mindestlohn in Rumänien beträgt 133 Euro. Ein existenzsichernder Lohn müsste etwa fünf Mal mehr betragen.»

Auch eine Umfrage der Sendung «Kassensturz» zeigt: Die Herkunft eines Kleidungsstücks sagt noch nichts über die Arbeitsbedingungen aus. «Kassensturz» hat zwölf Kleidungsstücke eingekauft und die Textilfirmen gefragt, unter welchen Bedingungen diese produziert werden. Ernüchternd: Nur drei Firmen haben die Frage umfassend beantwortet. Den höchsten Lohn zahlte nach eigenen Angaben die Lieferfirma für das Modelabel «Esprit» in China. Lieferfirmen in Rumänien und Ungarn zahlen tiefere Löhne.

Lohndiebstahl und Repression in Osteuropa

Nicht nur der Lohn ist in vielen Ländern das Problem. In Mazedonien erhält nur Zugang zum Gesundheitssystem, wer einen Arbeitsvertrag hat. Dies führt laut Christa Luginbühl von EVB dazu, dass sich Arbeiterinnen und Arbeit nicht wagen, sich für Verbesserungen einzusetzen, aus Angst, die Stelle zu verlieren. In der Türkei komme es zudem zu «Lohndiebstahl»: Wer krank ist, muss dafür eine Busse bezahlen.

Laut Christa Luginbühl fehlt es oft am politischen Willen der Markenfirmen, an dieser Situation etwas zu ändern. Dabei liegen nicht nur das Kleiderdesign, die Qualität und die Lieferfristen in ihrer Verantwortung, sondern auch die Produktionsbedingungen der Arbeiter in den Textilfabriken. Dies müsse nun endlich prioritär behandelt werden.

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