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Konsum Tiefpreisgarantie: Anderswo garantiert billiger

Fust, Mediamarkt und Migros: Die Elektronikgeschäfte locken mit «Tiefpreisgarantie» oder leisten den «Tiefpreisschwur». «Kassensturz» zeigt, was diese vollmundigen Versprechen wirklich wert sind und gibt Tipps für Schnäppchenjäger.

Jean-Pierre Wey wollte sich ein neues Fernsehgerät kaufen. Zusammen mit seiner Frau wälzte er Prospekte, verglich technische Daten und Preise. Schliesslich entschied er sich für ein Philips-Modell. Er wusste, dass es in einem kleinen Fachgeschäft für knapp 4000 Franken zu kaufen ist. Angeschaut hat er sich den Fernseher zuerst in einer Fust-Filiale in seiner Nähe: «Ich bin sehr erschrocken, als ich sah, dass er dort über 2000 Franken teurer war», sagt Wey.

Auf die Grossen reagiert

In jeder Fust-Filiale hängen sie gross: Die Tafeln mit dem Slogan «Tiefpreisgarantie». Doch Fust wollte Jean-Pierre Wey den Fernseher nicht zum Tiefpreis geben. Der Discounter bot ihm zwar einen Rabatt an, war aber immer noch 500 Franken teurer als das kleine Fachgeschäft.

Nicht nur Fust wirbt mit «Tiefpreisgarantie», auch Mediamarkt lockt mit dem Wort Kunden in den Laden und Migros leistet sogar den «Tiefpreisschwur».

Jean-Pierre Wey fand das günstige Fernsehgerät bei Radio TV Hagmann in Glattbrugg. Werner Hagmann führt einen Laden mit Werkstatt. Wie viele kleine Fachgeschäfte hat er auf die Konkurrenz der Grossen reagiert. Heute wirbt er vor allem im Internet und holt mit seinen guten Preisen Kundschaft aus der ganzen Schweiz in seinen Laden. Was hält er von den Tiefpreisgarantien der Grossen? «Das finde ich nicht korrekt, das kann man doch in der heutigen Zeit nicht mehr machen, die Preise ändern so schnell.»

Internet-Shops gelten nicht

Bei Hagmann kostet Weys Fernsehgerät 3998 Franken, bei Fust 5999 Franken. Gibt Fust die Preisdifferenz zurück? «Kassensturz» macht die Probe aufs Exempel: Unterbieten die Grossen die Preise vom kleinen Konkurrenten? Halten Fust, Mediamarkt und M-Electronics was sie versprechen?

Bei Fust steht das Philips-Fernsehgerät, das Jean-Pierre Wey wollte – es ist dort ganze 2000 Franken teurer. Wie steht’s mit der Tiefpreisgarantie? Der Verkäufer windet sich. Sein Angebot: 4000 Franken, aber nur, wenn die Kundin eine Garantieverlängerung für 512 Franken kauft. Damit ist Fust über 500 Franken teurer als die Konkurrenz.

«Kassensturz» konfrontiert Fust. Der Verkäufer habe nur einen Rabatt gewährt, sagt Thomas Giger. Den Anspruch auf Tiefpreisgarantie prüfe Fust erst nach dem Kauf. «Selbstverständlich wird bei einem offensichtlichen Tiefpreisgarantiefall jeder Fust-Verkäufer mit dem Mitbewerber mitziehen. Ein offensichtlicher Fall ist es dann, wenn der Kunde mit einem aktuellen Inserat oder mit einem aktuellen Prospekt in den Laden kommt», sagt Giger.

Ein billigeres Angebot eines Internet-Shops akzeptiert Fust beispielsweise nicht. Auf der Homepage listet Fust all die Bedingungen auf, die erfüllt sein müssen, damit die Tiefpreisgarantie überhaupt gilt.

Ausreden im Kleingedruckten

Das nächste Beispiel: Eine Fotokamera von Panasonic. Sie kostet bei Hagmann 320 Franken, M-Electronics verkauft sie als Aktion zu 399 Franken. «Kassensturz» macht den Test: Hält sich die Migros an ihren Tiefpreisschwur? Nein. Die Ausrede der Migros findet sich auch hier im Kleingedruckten: Gefordert sind die exakt gleichen Service- und Dienstleistungen.

Monika Weibel von der Migros: «M-Electronics verlangt von ihren Kunden klar den Nachweis, dass das Produkt der Konkurrenz identisch ist mit der Ausführung und auch vergleichbar mit den Serviceleistungen. Zum Beispiel hat das Produkt eine Zweijahresgarantie, und das ist bei Hagmann nicht der Fall.»

Zwei Jahre Garantie hat ja kaum ein Geschäft, also kann sich Migros immer rausreden und der Tiefpreisschwur gilt gar nie? «Es ist klar, M-Electronics war einer der ersten auf dem Markt mit der Zweijahresgarantie, aber mittlerweile haben verschiedene andere dieses Angebot auch», wendet Weibel ein. Etwas viel «Wenn und Aber» bei der Migros.

Mediamarkt: Tiefpreis offeriert

Nächste Stichprobe: Ein anderes Kameramodell von Panasonic. Es kostet bei Hagmann 584 Franken, bei Mediamarkt 649 Franken. Auf grossen Bildschirmen wirbt Mediamarkt für die Tiefpreisgarantie. Hält der Discounter sein Versprechen? Endlich: Die Verkäuferin reagiert und offeriert den Tiefpreis von 579 Franken. Mediamarkt stellt am wenigsten Bedingungen: Das Gerät muss einfach in der Region zum Tiefpreis erhältlich sein.

Jean-Pierre Wey hat sein Gerät bei Radio TV Hagmann gekauft – er hat so viel Geld gespart.

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