Der Büffelmozzarella aus Italien sollte eigentlich auf der Zunge zergehen. Wer jedoch weiss, unter welch miserablen Bedingungen die Tiere gehalten werden, dem bleibt er im Hals stecken.
Während zwei Jahren hat die Tierschutzorganisation Vier Pfoten in der Ursprungsregion des Büffelmozzarellas, im italienischen Kampanien, recherchiert. Und die Ergebnisse mit Bildern und Videos dokumentiert.
Es sei schockierend, welche Zustände auf italienischen Büffelfarmen herrschten, sagt Chantal Häberling von Vier Pfoten gegenüber «Espresso», dem Konsumentenmagazin auf SRF 1.
«Viele Tiere hatten offene und unbehandelte Wunden, die Klauen waren so lang, dass sie nicht mehr richtig gehen konnten und es gab sogar Tiere, die tot herumlagen. Die Herde musste diesen Anblick und den Gestank während Tagen ertragen.»
Auf solche oder ähnliche Zustände traf Vier Pfoten in allen 40 Betrieben, die die Organisation im italienischen Kampanien besuchte. Knapp 320 Büffelfarmen gibt es dort.
EU-Tierschutznormen sind «rudimentär»
Das Problem ist: Die gesetzlichen Vorgaben zur Tierhaltung sind in der EU mehrheitlich «rudimentär». Im Gegensatz zur Schweiz sei in der EU vieles sehr schlecht bis gar nicht geregelt, heisst es beim Schweizer Tierschutz. Die Forderungen der Tierschutzorganisationen gehen deshalb an die Adresse der Schweizer Grossverteiler.
«Dass sie sich bemühen, etwas zu verbessern und sich wirklich mal selber anschauen, wie miserabel die Haltung in Italien grösstenteils ist», fordert Cesare Sciara vom Schweizer Tierschutz.
Schweizer Detailhändler handeln nicht
Das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 hat acht Schweizer Grossverteiler mit den Vorwürfen der Tierschützer konfrontiert. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die meisten Unternehmen schreiben, man halte sich an die gängigen Normen. Nur sind das EU-Normen, die bei weitem nicht den Schweizer Tierschutzstandards entsprechen.
Denner, Globus, Spar und Lidl haben ihre Büffelmozzarella-Produzenten selber noch nie besucht. Bei Aldi heisst es, man habe im Rahmen einer «Exkursion» kürzlich ein Zuchtbetrieb besucht und dabei «keine Missstände festgestellt». Migros schreibt immerhin, man habe sich vorgenommen, bis ins Jahr 2020 die Schweizer Tierschutzstandards auch im Ausland einzuführen.
Konkrete Massnahmen nur bei Coop
Nur Coop scheint nach vielen Jahren jetzt konkrete Schritte zu unternehmen. Bereits drei von vier italienischen Lieferanten produzierten schon nach Schweizer Normen, schreibt der Grossverteiler. Zudem hat Coop im April 2014 mit dem Schweizer Tierschutz erstmals gemeinsam Büffelfarmen besucht.
Dazu Roman Gander von Coop: «Wir haben festgestellt, dass in Italien nicht alle Büffelfarmen unsere Anforderungen ans Tierwohl einhalten. Wir haben nun beschlossen, dass wir auch selber noch vor Ort kontrollieren.»
Nur jeder zehnte Büffelmozzarella aus der Schweiz
Für Cesare Sciara vom Schweizer Tierschutz ein Schritt in die richtige Richtung. Falls andere Grossverteiler nachzögen, sei man vielleicht in ein paar Jahren so weit, dass man den italienischen Büffelmozzarella mit gutem Gewissen geniessen könne.
Trotz Tierquälerei greifen die Schweizer nämlich nach wie vor am liebsten zum italienischen Produkt. Nur gerade jeder zehnte verkaufte Büffelmozzarella kommt aus der Schweiz. Dass das Schweizer Produkt geschmacklich mithalten kann, zeigt übrigens ein Test von Konsumentenmagazinen aus der Romandie.
Italienische Büffelhaltung seit Jahren in der Kritik
Nicht Tierschutzorganisationen kritisieren die Zustände auf italienischen Büffelfarmen. Auch Eric Meili, Berater am Forschungsinstitut für biologischen Landbau FIBL zuständig für Nutztiere, kennt die miserablen Haltungsbedingungen der italienischen Büffel.
Die Situation ist umso stossender, wenn man weiss, dass Büffelmozzarella als Premium-Produkt verkauft wird und häufig doppelt oder drei Mal so viel kostet wie Mozzarella aus Kuhmilch.