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Konsum Weniger ist mehr: Ein Leben mit nur 119 Dingen

Alan Frei braucht nicht viel mehr als zwei Hosen, sieben Hemden, sechs Paar Schuhe, einen Wasserkocher, ein Messer, einen Löffel, eine Gabel, einen Computer und ein Handy, um sich wohl zu fühlen. Das Ziel des Unternehmers: Mit weniger glücklicher sein. «Espresso» hat den 34-Jährigen getroffen.

Schritt für Schritt trennte sich Alan Frei von fast seinem ganzen Hab und Gut. Inzwischen besitzt der Unternehmer nur noch 119 Dinge. Sein Bett ist gleichzeitig sein Sofa. Besuch muss eigenes Geschirr mitbringen. Krimskrams gibt es keinen in der Wohnung des 34-Jährigen. Ein Zimmer ist sogar komplett leer.

Streben nach Glück

Alan Frei fehlt keineswegs das Geld für die Einrichtung. Er will mit seinem Lebensstil auch nicht sparen. Er will vielmehr Glück. «Je einfacher ich lebe, desto freier und unabhängiger fühle ich mich», erklärt Alan Frei dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1. Sein Lebensstil sei keine Konsumkritik und es habe auch nichts mit Umweltschutz zu tun. Frei beschreibt sich sogar als einen Mensch mit kapitalistischen Zügen.

Das ist keine Konsumkritik.
Autor: Alan Frei Minimalist und Unternehmer

Gerade weil er schöne Dinge liebe, sei es nicht immer einfach, keine neuen Sachen zu kaufen. Überall würden Gefahren lauern, sagt der Unternehmer schmunzelnd: Werbeplakate, Schaufenster, TV-Werbungen. Doch er habe klare Regeln. Wenn er etwas Neues kaufe, dann müsse er etwas Altes wegwerfen. Ausserdem leihe er sich Dinge, die er gerne möchte, von Freunden aus. Nach spätestens zwei Wochen merke er dann, wie der Reiz verfliege.

Was macht uns noch glücklich?

«Alan Frei ist ein Extrem-Beispiel», sagt Martina Frischknecht. Die 40-Jährige ist Aufräum-Coach. Man müsse nicht gleich alles ausrangieren, wenn man in seinem Leben Ordnung schaffen wolle. Tatsächlich stelle sie aber bei Kunden immer wieder fest, dass viele Gegenstände in einem Haushalt kaum oder gar nicht gebraucht würden.

Menschen würden sich jedoch selbst bei diesen Dingen schwer tun, sie wegzuwerfen. «Sie projizieren ideelle Werte in ihre Gegenstände», sagt sie gegenüber Radio SRF. Das mache eine Trennung schwierig. Mit jedem Gegenstand habe man das Gefühl, ein Stückchen Sicherheit, Vertrautheit und Erinnerung wegzugeben. Die emotionale Bindung verneble unsere Wahrnehmung.

Tipps von «Frau Ordnung», Martina Frischknecht:

Haben Sie sich für das neue Jahr vorgenommen, alten Ballast loszuwerden oder einfach mit weniger auszukommen? Sie müssen nicht gleich tausende von Gegenständen wegwerfen oder verschenken, um Ihr Ziel zu erreichen. Das Glück beginne im Kleinen, sagt Martina Frischknecht:

  • Grundregel: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, sonst geben Sie möglicherweise schnell wieder auf. Das Resultat: Ein grösseres Chaos als vorher.
  • Start: Beginnen Sie mit etwas Kleinem wie zum Beispiel mit einer Schublade oder einem Regal.
  • Weg oder nicht? Haben Sie etwas seit zwölf Monaten nicht mehr benutzt? Weg damit!
  • Dauer: Setzen Sie sich ein Zeitfenster.

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