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Apothekertaxe: Das müssen Kunden nicht mehr schlucken
Aus Kassensturz vom 09.01.2007.
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Kosten im Gesundheitswesen Apothekertaxe: Das müssen Kunden nicht mehr schlucken

Für rezeptpflichtige Medikamente, welche von der Krankenkasse rückvergütet werden, kassieren Apotheker zusätzliche Gebühren. Darüber ärgern sich viele Kunden. Verschiedene Apotheken verzichten nun auf die ungeliebten Taxen.

Seit fünf Jahren verdienen die Apotheker über ein Taxensystem. Dieses soll helfen, die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Anfang Jahr wurde die Leistungsorientierte Abgeltung, kurz Loa, bereits zum dritten Mal angepasst.

Neu dürfen Apotheker für ein rezeptpflichtiges Medikament, welches von der Kasse rückvergütet wird, 4.30 Franken für den Medikamentencheck und 3.25 Franken für den Bezugscheck verrechen.

Beispiel: Ein Packung des Schmerzmittels Voltaren kostet nicht, wie auf der Packung aufgedruckt, 15 Franken, sondern 22.55 Franken.

Mit den Taxen soll die Arbeit des Apothekers entgolten werden. Via Patientencheck verrechnet der Apotheker seine Beratung, der Bezugscheck entschädigt ihn für die jeweilige Dossierführung und die Abrechnung mit der Krankenkasse.

In seinem Entscheid von vergangenem Dezember hält der Bundesrat ausdrücklich fest, dass die Apotheker auf diese Taxen auch verzichten können. Das würde zu vermehrten Wettbewerb unter den Apotheken führen.

Preisüberwacher Rudolf Strahm begrüsst diesen Entscheid: «Die Kunden sollen in der Apotheke fragen, wofür der Apotheker diese Taxen braucht. Schliesslich hat er bereits eine Marge von 15 Prozent auf den Medikamenten. Die Kunden sollten den Wettbewerb, der rund um diese Taxen entsteht, ausnützen».

In manchen Apotheken spielt dieser Wettbewerb bereits. Wer zum Beispiel in einer der Apotheken von Dr. Noyer in Bern sein Voltaren bar bezahlt, muss keinen Bezugscheck bezahlen. Bei einer Barzahlung entfällt nämlich für die Apotheke der Abrechnungs-Aufwand mit der Krankenkasse ebenso wie die Aktenführung für den Patienten.

Apotheker Mathieu Noyer: «Bei diesen Leuten verrechnen wir nur 4.30 Franken für den Medikamentencheck, denn es wäre nicht gerechtfertigt, dass wir diesen Kunden eine Leistung berechnen, die wir gar nicht erbringen». In der Apotheke Dr. Noyer kostet die Packung Voltaren also 19.30 Franken.

Wer auf Taxen verzichtet, verärgert den Apothekerverband. Er argumentiert, dass dadurch die Gesundheitskosten wieder steigen würden. Marcel Wyler vom Apothekerverband: «Der Apotheker hat auf diese Art weniger Anreiz, Generika zu verkaufen, weil er sein Einkommen wieder über den Medikamentenpreis generieren muss».

Die über 80 Filialen des Apotheken-Discounters Sunstore kümmert das nicht. Sie verzichten auf alle Taxen. Hier kostet die Packung Voltaren 15 Franken. Apothekerin Béatrice Hostettler: «Im Zeitalter der Liberalisierung muss man sich was einfallen lassen. Wir haben die Taxen gestrichen, um den Kunden etwas bieten zu können».

Das ist im Sinne von Gesundheitsökonom Willy Oggier: «Die Anzahl der Apotheken ist seit 1999 leicht angestiegen. Es kann nicht sein, dass durch ein Taxsystem wie die Loa, indirekte Wirtschaftsförderung für Apotheken betrieben wird.»

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