Quasi über Nacht haben Ende März die Barhocker Clive eines «Espresso»-Hörers extrem an Wert verloren. Gekauft hat er die Stühle 2010 und 2012, und zwar für rund 400 Franken pro Stück bei Pfister. Beim Material und auch bei der Lederart stand der Begriff Leder . Dann ändert Pfister die Spezifikation im Internet plötzlich über Nacht von Leder auf recyceltes Material .
Grund für die Änderung war der «Kassensturz»-Bericht vom 27. März 2018 über falsche Lederstühle beim Möbelhaus Diga. Diga hatte zahlreichen Kunden Lederstühle verkauft, die nicht mit echtem Leder, sondern mit Lederfaserstoff – auch unter Salpa bekannt – bezogen waren.
Aus Lederabfall wird Lederfaserstoff
Salpa oder Lederfaserstoff wird aus Lederresten hergestellt. Diese werden ganz fein gemahlen, mit Latex vermischt und dann ganz fein ausgewalzt.
Der Lederfaserstoff ist viel weniger robust als echtes Leder und die Sitzflächen sind entsprechend schneller abgenützt. Genauso wie die Barhocker des Hörers von Pfister.
«Espresso» konfrontiert Pfister mit der Deklarationsänderung beim Barhocker Clive von Ende März. Die Mediensprecherin Caroline Johnson gibt zu, dass aufgrund des «Kassensturz»-Berichts die Bezeichnungen kontrolliert wurden: «Wir haben die Angaben bei Clive spezifiziert. Es handelt sich um recyceltes Leder mit einem Leder-Anteil von über 50 Prozent.»
Keine Kulanz: Garantie abgelaufen
Der «Espresso»-Hörer hat bereits bei Pfister reklamiert. Doch er blitzte beim Kundendienst ab. Die Garantie sei abgelaufen, darum könne man nichts machen.
Pfister-Mediensprecherin Caroline Johnson fordert betroffene Kunden trotzdem auf, sich beim Kundendienst zu melden. Viel Kulanz dürften sie allerdings nicht erwarten: «Grundsätzlich werden die Kunden gemäss der vertraglich vereinbarten Garantie entschädigt.» Im Klartext heisst das, wer den Lederbeschiss erst nach mehr als zwei Jahren entdeckt hat, geht leer aus.