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Jogging-Schuhe im Test: Ein Drittel ist zum Davonlaufen
Aus Kassensturz vom 17.05.2022.
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Materialtest Jogging-Schuhe im Test: Ein Drittel ist zum Davonlaufen

Beim Material-Test von Laufschuhen schneiden No-Name-Modelle aus dem Discounter gleich gut ab wie Premiummarken.

Die Preisunterschiede sind enorm. Der teuerste Laufschuh im Test, Cloudstratus vom Schweizer Hersteller On, kostet satte 240 Franken. Der günstigste, Kalenji vom Discounter Decathlon, nur 35 Franken. Dazwischen sind 13 weitere der meistverkauften Modelle der bekanntesten Hersteller. Fazit des Tests vorweg: Teurere Premiummarken schneiden nicht besser ab als günstige Modelle.

«K-Tipp» und «Kassensturz» schickten die Schuhe durch das gnadenlose Testprogramm des Prüf- und Forschungsinstitut PFI im deutschen Pirmasens. Es ist ein reiner Materialtest. Obwohl Jogger und Joggerinnen keine Laufschuhe kaufen sollten, ohne sie vorher im Laden ausprobiert zu haben, zeigt der Test vorweg, mit welchen Modellen Laufen wenig Spass macht.

Alle Laufschuhe im Test wurden entweder in China, Vietnam oder Indonesien hergestellt. Bei diesen Produktionskosten in Asien gibt es keine grossen Unterschiede. Egal, ob die Schuhe für einen Discounter oder eine Premiummarke hergestellt werden.

So wurde getestet

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  • Wichtigstes Kriterium war die Scheuerbeständigkeit im Zehenbereich und dem Futter an der Ferse. Dieser Test zeigt, wie gut das Material der steten Reibung durch die Socken widersteht. «Wenn sich feine Fäden ziehen oder Knötchen bilden, die sogenannten Pills, kann das zu Hautirritationen führen», sagt Kay Tinschert vom Prüf- und Forschungsinstitut
    Pirmasens.» Unbeliebte aber sehr bekannte Folge für Ausdauersportler: Es bilden sich Blasen. Die Hälfte der Schuhe war bei diesem Test ungenügend.
  • Beim Test «Robustheit Stossdämpfung» mass das Labor, wie elastisch die Sohle nach rund 1000 Laufkilometern noch ist. Bei drei Joggingschuhen ging die Sohle nach den Belastungen nicht mehr genügend zurück in die Ursprungsform.
  • Ebenfalls grosse Unterschiede gab es beim (maschinellen) Biegetest der Sohlen. Der Test simuliert die Verbiegung beim Abrollen auf der Strasse. Vier Schuhe überstanden die 30'000 Biegungen nicht. Am Ende des Tests hatten sie tiefe Risse in der Sohle.

Teurer wegen Premium-Image

Discounter haben tiefe Preise und kleine Margen. Sie verdienen dank hohen Verkaufszahlen. Markenhersteller wie On können dank ihrem Premium-Image mehr Geld verlangen.

Steffen Müller, Dozent an der Hochschule für angewandte Wissenschaften sagt, wegen diesem Image seien Konsumenten bereit für bestimmte Produkte mehr zu zahlen: «Konsumenten achten auf das Markenimage und Design. Sie möchten vielleicht eine bestimmte Marke tragen, um sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen.» 

Gefühle erhöhen die Zahlungsbereitschaft 

Dadurch hätten sie einen emotionalen und sozialen Nutzen, der ihre Bereitschaft erhöht, mehr Geld für Produkte auszugeben, von denen sie eigentlich wissen, dass der Preis weit weg vom effektiven Warenwert liegt.

Nur Testsieger makellos

Nur ein Schuh bestand alle Teilprüfungen mit «sehr gut» oder mindestens «genügend» und erreichte deshalb als einziger die Gesamtnote «gut»: Das Modell Strata 5 von (der Firma) 361°.Mit 179 Franken liegt der Laufschuh im durchschnittlichen Preis-Niveau.

Decathlon fast gleich gut wie On

Sieben von 15 Jogging-Schuhen waren «ungenügend», weitere sieben «genügend». Überraschend dabei: Das 35 Franken günstige Modell Kalenji von Discounter Decathlon war fast gleich gut wie der 240 Franken teure Premium-Schuh Cloudstratus der Schweizer Edelmarke On.

Der On-Schuh schwächelte beim Scheuertest des Zehen- und Fersenfutters. Genau diese Mängel deckte Kassensturz allerdings schon 2020 auf: Damals beschwerten sich viele Kundinnen und Kunden über Löcher in den Schuhen.

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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On gibt SRF kein Interview

Damals wie heute bat das Schweizer Fernsehen On mehrfach um ein TV-Interview. «Kassensturz» wollte wissen, weshalb On bei diesen hohen Preisen keine bessere Qualität liefert. Doch damals wie heute wollte keiner der Firmenchefs vor die Kamera. On schrieb lediglich: «Wir möchten uns hierzu nicht weiter äussern.»

Stellungnahmen

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  • Hersteller Joe Nimble, dessen Modell ungenügend war, schreibt, die übliche Qualitätskontrolle des Schuhs hätte wegen der Corona-Pandemie am Produktionsort nicht stattfinden können.
  • Saucony schreibt, das getestete Modell ist ein «spezifischer Wettkampfschuh», der nicht mit robusteren Trainingsschuhen verglichen werden könne.
  • On, im Test «genügend» schreibt, beim Modell Cloudstratus seien ebenfalls Scheuerversuche durchgeführt worden, bei denen das Material standhielt.
    Zum Fakt, dass der teuerste Schuh kaum besser war als der 200 Franken günstigere Schuh vom Discounter, äusserte sich On nicht.
  • Keine Stellungnahme gab es von Hoka One One, New Balance,Asics, Altra und Nike.

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Kassensturz, 17.05.22, 21:05 Uhr

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