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«Espresso» lässt sich das Wrio-Keyboard erklären
Aus Kassensturz vom 04.08.2017.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 12 Sekunden.
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«Espresso bi dä Tüftler» Mit Wischbewegungen schneller auf dem Handy schreiben

Smartphone-Tastaturen können einen zur Verzweiflung treiben, weil man die kleinen Tasten oft nicht richtig trifft. Zwei junge Schweizer haben kurzum eine neue Tastatur erfunden. Mit dem Wrio-Keyboard kann man bis zu 70 Prozent schneller schreiben – sollte dafür aber genug Geduld mitbringen.

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«Espresso bi dä Tüftler»: Die Handytastatur für Schnellschreiber
aus Espresso vom 04.08.2017.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 25 Sekunden.

140 Jahre alt ist die Schreibmaschinentastatur, wie wir sie kennen und wie sie im Grundsatz auch auf modernen Smartphones als Standard-Tastatur vorhanden ist. Kleine Vierecke, neben- und übereinander angeordnet, die mitunter schwer zu treffen sind, auch für geübte Handybesitzer.

Auch Janis Berneker und David Eberle, junge Webdesigner aus Zürich, hatten ihre liebe Mühe mit den kleinen Tasten. Sie arbeiten viel unterwegs und mussten jeweils den Laptop hervornehmen, um E-Mails zu schreiben, obwohl dies auch auf dem Smartphone möglich wäre. Wenn es nur nicht so lang- und mühsam wäre.

Die zündende Idee kam auf dem Sofa

Eines Abends hatte Janis Berneker auf dem Sofa die Idee: Mit sechseckigen Tasten könnte man die Fläche auf dem Bildschirm an die Form der Fingerkuppen angleichen und so für die Benutzer besser treffbar machen. Nach einigen Stunden Arbeit war die Idee für eine neue Tastatur so ausgereift, dass sich Janis Berneker zusammen mit David Eberle entschloss, die Idee auch umzusetzen.

Zu den bienenwabenförmigen Tasten war unterdessen eine weitere Neuerung dazu gekommen: Statt der Umstell- und Löschtaste sollten einfache Wischbewegungen auf dem Bildschirm für Grossbuchstaben und Löschen einer Eingabe sorgen. Da die beiden Tüftler keine Erfahrung mit dem Programmieren für Smartphones hatten, gaben sie bei einem Software-Entwickler einen Prototyp in Auftrag.

Mit Crowdfunding zum Erfolg

Diesen Prototyp stellten die beiden auf einer Crowdfunding-Plattform vor. Innert kürzester Zeit fanden sich 800 Personen, die die Idee mit einem Geldbetrag unterstützen wollten. Die Finanzierung der Entwicklungsphase war gesichert. Und: Die Unterstützer erhielten eine unfertige Beta-Version für ihr Handy und konnten so unmittelbar am Prozess teilnehmen und den Erfindern wichtige Tipps geben.

Die Sommerserie:

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Schlaui Chöpf und ihri Erfindige: «Espresso» hat Schweizer Erfinder besucht und berichtet während der Sommerzeit über die findigen Tüftler und ihre Werke. Zur Serie

Seit Mitte 2016 steht «Wrio Keyboard» für iPhones und Android-Smartphones zum Download bereit. Rund 25'000 Benutzer haben die neue Tastatur seither heruntergeladen. Das ist ein Erfolg, davon leben können die beiden Entwickler jedoch nicht. Dies sei mit einer Tastatur-App sehr schwierig, meinen die beiden realistisch. Sie entwickeln die App jedoch stetig weiter, was mit sehr viel Aufwand verbunden sei.

Zwei Wochen Eingewöhnung bis zum schneller Schreiben

Die Reaktionen der Benutzer seien durchwegs positiv. Stolperstein für einige sei jedoch die Eingewöhnungsphase. Die Tasten sind leicht anders angeordnet als auf der Standardtastatur und bis man die Wischbewegungen intus hat, braucht es auch ein Weilchen. Tests hätten jedoch ergeben, dass Benutzer nach zwei Wochen bis zu 70 Prozent schneller schreiben würden als auf der herkömmlichen Tastatur, erzählen die Erfinder stolz.

Es sei eine gute Erfahrung gewesen, berichtet Janis Berneker über den Erfindungsprozess. Er könne dies nur jedem empfehlen, man lerne dabei enorm viel. Sie hätten auch weitere Ideen für Apps im Köcher, sagt er. Allzu viel verraten will der junge Erfinder jedoch nicht. Eine weitere Tastatur sei es jedoch nicht, schmunzelt er.

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