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Multimedia Ärger mit Set-Top-Box: Cablecom narrt Kunden

Cablecom nimmt den Mund voll: Eine neue Karte soll digitales Fernsehen auch ohne Set-Top-Box erlauben. Was Cablecom aber verschweigt: Die Karte nützt den allermeisten Kunden heute noch gar nichts. Im Gegenteil: Die neue Technologie dient vor allem dazu, die Zuschauer besser zu kontrollieren.

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Seit Jahren ist die Set-Top-Box der Cablecom ein Ärger für Konsumenten. Da der Kabelbetreiber alle digitalen Sender verschlüsselt, zwingt sie ihren Kunden auch den Kauf oder die Miete ihrer Set-Top-Box auf. Die wäre völlig unnötig, denn die meisten neuen Fernsehgeräte können digitale Signale bereits entschlüsseln.

Nun bietet Cablecom endlich eine Alternative an: Die neue Karte wird in ein Modul eingesteckt und direkt am Fernsehgerät angeschlossen – allerdings muss das TV-Gerät über einen entsprechende Schnittstelle verfügen. Cablecom reagiert damit auf eine Weisung in der neuen Radio- und Fernsehverordnung (RTVV), die der Bundesrat in die Vernehmlassung gegeben hat. Darin werden Kabelnetzbetreiber gezwungen, ihren Konsumenten eine Alternative zur Set-Top-Box anzubieten.

450'000 schauen in die Röhre

«Cablecom kommt mir ihrer neuen Karte vor allem der Werbeindustrie entgegen, nicht aber den Konsumenten», kritisiert Simonetta Sommaruga, SP-Ständerätin und Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Mit einem freien Zugang zum Grundangebot habe das überhaupt nichts zu tun. Das Problem mit der neuen Karte: Die allermeisten Kunden können damit gar nichts anfangen. Sie basiert auf einer neuen Technologie, dem sogenannten CI-Plus-Standard, der nur von Fernsehgeräten der allerneuesten Generation gelesen werden kann.

Cablecom schliesst damit aber rund 450‘000 Konsumenten aus, die während den letzten 3 Jahren ein neues Fernsehgerät mit Schnittstelle gekauft haben – diese Fernsehgeräte können den CI-Plus-Standard nicht lesen, sie funktionieren mit dem älteren CI-Standard. Diese Kunden brauchen für digitales Fernsehen nach wie vor eine Set-Top-Box.

Zugriff auf Fernsehzuschauer

Die neue und von Cablecom angewendete CI-Plus-Technologie wird vor allem von der Werbeindustrie und privaten Fernsehstationen unterstützt. Denn damit können sie die Fernsehgeräte in den Privathaushalten kontrollieren. Das heisst, sie können künftig bestimmen, welche Sendungen aufgenommen werden dürfen und welche nicht. Oder dass der Konsument bei aufgenommenen Sendungen die Werbung nicht mehr einfach überspulen kann. «Würden wir nicht auf CI-Plus setzen, würden wir Gefahr laufen, in Zukunft von einzelnen Programmanbietern ausgeschlossen zu werden», begründet Product-Manager Steffen Scheunemann den Entscheid von Cablecom.

SKS fordert jetzt vom Bundesrat Nachbesserungen zum neuen Radio- und Fernsehgesetz, um Cablecom zu zwingen, bei ihrer Karte auf den international verbreiteten CI-Standard zu setzen. Die Vernehmlassung dauert noch bis zum 10. Mai 2010. Bis dahin ruft die SKS auf ihrer Webseite die TV-Zuschauer zum gezielten Protest auf. Mit einer Musterstellungnahme ans Bundesamt für Kommunikation sollen sie dem Anliegen Nachdruck verleihen.

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