Mit der Liberalisierung des Telefonmarktes war es ab 1998 möglich, über einen Swisscom-Anschluss mit einem anderen Betreiber zu telefonieren – mit dem sogenannten Preselection-Verfahren. Dies ist mit der Umstellung auf digitale Telefonie so nicht mehr möglich. Swisscom führt technische Gründe dafür an.
Bei vielen Nutzern der Preselection-Dienste Econofone und Tele4U hat dies in letzter Zeit für Ärger gesorgt: Sunrise hat sich als Besitzerin der Dienste entschieden, Econofone und Tele4U auf Ende Jahr einzustellen. Nach eigenen Angaben hat Sunrise Kunden seit Anfang Jahr darüber informiert, dass sie aktiv werden müssen, wenn sie ab Ende Jahr weitertelefonieren wollen.
Kunden sollen endlich etwas unternehmen
Da viele Kunden der Aufforderung nicht nachgekommen sind, hat Sunrise Ende November während 24 Stunden ein Band aufgeschaltet, welches bei jedem ausgehenden Telefon abgespielt wurde. Erst nach einer knappen Minute wurde dann jeweils die Verbindung aufgebaut.
In der Nachricht wurden Kunden auf Deutsch und Französisch über das bevorstehende Ende der Preselection-Dienste informiert und zu einem Wechsel des Telefonanschlusses zu Sunrise aufgefordert. Gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» nervten sich Kunden, welchen im Büro durch die Ansage die Arbeit erschwert wurde. Sie hatten sich auch bei Sunrise beschwert.
Es sei nicht darum gegangen, Kunden zu verärgern, sagt Sunrise Sprecher Roger Schaller auf Anfrage von «Espresso». Sie hätten jederzeit telefonieren können und die Ansage sei nicht verrechnet worden. Mit der Aktion habe Sunrise auf die Dringlichkeit hinweisen wollen, etwas zu unternehmen. Sunrise behält sich vor, weitere Ansagen aufzuschalten. Beim nächsten Mal wären sie jedoch kürzer, sagt Roger Schaller.
Freie Wahl des Anbieters
Mit dem Ende von Econofone und Tele4U haben Kunden ab Anfang Jahr zwar unter Umständen noch einen analogen Swisscom-Anschluss. Diesen können sie allerdings nur mittels einer Umstellung der Telefonanlage nutzen. Und: Der Anschluss wird im Zuge der Digitalisierung durch die Swisscom spätestens 2018 gekündigt.
Preselection-Kunden müssen also einen neuen Anschluss bestellen, um weitertelefonieren zu können. Bei welchem Anbieter sie das tun, steht ihnen aber offen. Dies bestätigt auch Sunrise, welche im Informationsschreiben explizit auf die Möglichkeit hinweist, auch einen anderen Betreiber zu wählen.
Ärgerliche Informationen anderer Anbieter
«Espresso» liegen Informationsschreiben von anderen Anbietern wie Freefon oder Primacall vor, die die freie Wahlmöglichkeit mit keinem Wort erwähnen. Stattdessen erhalten Kunden vorgedruckte Verträge, mit denen sie den Swisscom-Anschluss kündigen und ihn zum ehemaligen Preselection-Anbieter übertragen sollen. Hier ist Vorsicht geboten: Im Schreiben versprochene Einsparungen sind nicht nachvollziehbar und die Verträge gelten automatisch für zwei Jahre.