Sportwetten sind ein Milliardengeschäft, das grosse Geld wird auf dem asiatischen Markt umgesetzt. Aber auch in Europa und der Schweiz wird immer mehr gewettet. Die grossen ausländischen Anbieter machen hierzu nur wenige Angaben.
Die Verschwiegenheit der Branche erstaunt nicht, offiziell dürften diese Firmen gar nicht in der Schweiz aktiv sein. Das Lotteriegesetz erlaubt einzig «Swisslos» und der «Lotterie Romand» Sportwetten.
Illegal für Wettbüro, legal für Spieler
Dieses Monopol ist im Lotteriegesetz verankert. Trotzdem machen ausländische Anbieter Jagd auf Schweizer Spieler und Schweizer Franken.
Die Aufsichtsbehörde «Comlot» überwacht das Glückspiel. Die Comlot kann nicht verhindern, dass Wettanbieter aus dem Ausland auf den Schweizer Markt drängen.
Manuel Richard von der «Comlot» erklärt: «Das ist klar illegal. Aber wenn die Server im Ausland stehen, können wir in der Regel nichts dagegen machen.»
Nur wenn die Sportwett-Anbieter in der Schweiz mit Sponsoring oder Werbebriefen aktiv werden, schreitet die «Comlot» ein. Jüngstes Beispiel: Ein Werbespot von bwin, der zu Beginn der EM am Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde. Hier hat die Comlot Strafanzeige eingereicht (siehe Kasten).
Nichts zu befürchten, haben die vielen tausend Sportwetter in der Schweiz. Das Tippen auf ausländischen Wettseiten ist für die Konsumenten legal.
Milliarden Umsatz weltweit
Der Schweizer Wetter kann zwischen mehreren Anbietern auswählen. Für die Schweizer Tipper sind drei Sportwetten-Anbieter relevant. «Swisslos» mit Produkten «Sportip Set» (seit Okt 03) und «One» (seit Mai 04), «Interwetten» (seit 1990) und «Bwin» (1996).
Der einzig legale Anbieter in der Deutschschweiz «Swisslos» macht mit den drei Sportwett-Produkten Totogoal, Sporttip SET und One ca 40 Millionen Franken Umsatz. Im Vergleich zur Zahlenlotterie ist das wenig.
Experten prognostizieren, dass bis 2015 der weltweite Umsatz mit Online-Sportwetten 300 Milliarden Franken erreichen wird. Hinzu komme ein Graumarkt in unbekannter Höhe.
Grosses Suchtpotential
Verlockende Gewinnchancen, einfache Zahlungsmodalitäten, und die Wettmöglichkeit rund um die Uhr. Da behält nicht jeder die Kontrolle über sein Spielverhalten. Diese Erfahrung machte ein 1.-Liga Fussballer, der anonym bleiben möchte. Beim Wetten geriet der er massiv in die Schuldenfalle.
Über die Jahre häufte er Schulden von 40‘000 Franken an: «Jeden Tag gibt es Spiele, auf die man wetten kann. Hier 20 Franken, dort 50 Franken. So gehen im Monat schnell bis 1000 Franken drauf», erzählt der ehemalige Spielsüchtige. Zu den Verlierern zählen auch Familie und Freunde.
Verbot oder Liberalisierung?
Comlot will in Zukunft die Websiten der ausländischen Anbieter sperren und die Finanztransaktionen zwischen den Wettern und den Anbietern überwachen.
Ein solches Vorgehen lehnt Rennstallleiter und Manager des Schweizer Töff-Profis Tom Lüthi aber ab. Daniel Epp hat «Interwetten» als Tricot-Sponsor für Lüthi an Land gezogen und arbeitet seit Jahren mit dem Wettanbieter zusammen.
So trägt Tom Lüthi bei den Rennen das Interwetten-Logo auf seinem Töff-Anzug, darf aber in der Schweiz mit demselben Anzug nicht öffentlich auftreten. Daniel Epp sieht eine Suchtgefahr bei Internet-Sportwetten. Er beschwichtigt aber: «Eine Marktöffnung könnte Linderung schaffen,» sagt er.
Neue Wett-Anbieter sollten in der Schweiz mit Bewilligungen unter Auflagen zugelassern werden. Epp sieht für alle einen Vorteil: «Auch der Staat hätte so mehr davon», meint Epp.