Eine kleine Umfrage auf dem Schulgelände der Kantonsschule Zürich Nord zeigt: Youtube ist bei jugendlichen Internet-Nutzern klar die Nummer 1. Das Angebot ist unendlich: Ob Mathelösungen, Games oder Anleitungen zum Knüpfen von Armbändern – auf Youtube lässt sich alles finden.
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Der Dienst hat täglich Milliarden Zugriffe. Pro Minute werden 300 Stunden Videomaterial hochgeladen, darunter auch grausame Inhalte, die für Kinder und Jugendliche höchst problematisch sind.
«Mein Sohn musste eine Arbeit über die ägyptische Flussgöttin Isis schreiben. Vor zwei Jahren wäre diese Internetrecherche kein Problem gewesen», sagt der Zürcher Medienexperte Marc Bodmer. «Wer hingegen heute nach diesem Begriff sucht, stösst nicht auf Götter, sondern auf Terroristen.»
Es fehlt ein guter Filter
Bodmer kritisiert, dass Kinder auf Youtube freien Zugang haben zu Szenen aus Gewaltspielen wie etwa «Mortal Kombat». Der Zusammenschnitt ist schon fast 4 Millionen Mal angeklickt worden.
Im Laden dagegen darf das Game erst ab 18 Jahre verkauft werden. «Es braucht einen Filter, der solche Videos überprüft und vor allem den Hinweis, dass diese Bilder nicht für Minderjährige geeignet sind.»
Auch reelle Gewalt ist für Minderjährige leicht zugänglich: Auf Youtube wird geköpft, vergewaltigt und abgeschlachtet. Nichts, was Eltern ihren Kindern zumuten möchten. Und doch: wer beispielsweise das Stichwort «Machete» eingibt, kommt ganz automatisch von einer Metzelei zur nächsten.
Gemäss eigenen Richtlinien duldet Youtube keine hasserfüllten Inhalte. Seit letzter Woche allerdings verwünscht ein Deutscher Blogger die streikenden Lokführer in ein Konzentrationslager: «Vergasen sollte man diese Mistviecher». Youtube nahm das Video nicht vom Netz.
Mittlerweile ist die Hasstirade 696‘000 Mal (Stand 26.5.2015) angeklickt worden. Gegenüber der deutschen «Morgenpost» liess Youtube-Eigentümer Google verlauten, das Video verstosse nicht gegen die Richtlinien des US-Konzerns.
Mundart-Kommentar rutscht durch den Filter
Youtube hat ein Meldesystem, das Kinder vor problematischen Inhalten bewahren soll und unter den Einstellungen lässt sich ein «sicherer Modus» aktivieren, der unangemessene Inhalte herausfiltern soll.
Doch Lucius Müller von der SRF Digitalredaktion kennt Filme, die gegen Youtubes eigene Richtlinien verstossen und trotzdem seit Jahren zugänglich sind: «Filter stossen an Grenzen, wenn Slang oder Mundart gesprochen wird.»
Youtube will zum wichtigen Thema Jugendschutz vor der Kamera gegenüber «Kassensturz» keine Stellung nehmen und mailt der Redaktion stattdessen Auszüge aus den Richtlinien: «Unsere Mitarbeiter sind rund um die Uhr im Einsatz, um gemeldete Videos zu prüfen und festzustellen, ob sie gegen unsere Community-Richtlinien verstossen.»
Fakt ist: Youtube hat vorrangig Interesse an gut besuchten Videoseiten – das Unternehmen finanziert sich über Werbung.