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Multimedia Internetgauner: Kostenfalle statt Gratissoftware

Über Google-Anzeigen oder direkte E-Mails wird bekannte Gratissoftware zum Download angeboten. Doch: Wer sich anmeldet, schliesst ungewollt ein kostenpflichtiges Abo ab. Tausende sind schon in die Falle getappt. «Kassensturz» sagt, wer dahinter steckt und was Nutzer wissen müssen.

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Karin Studer unterhielt sich kürzlich mit einer Freundin im Internet. Plötzlich ging ein Fenster auf. «Dort stand, für ein Update könne man einen Download machen. Und ich dachte, das sei von einem Programm, das ich habe – den Adobe Reader», erzählt Studer. Sie habe dann draufgeklickt und sich weiter mit der Kollegin unterhalten. Studer: «Dann kam plötzlich ein Mail. Es hiess, der Download sei jetzt abgeschlossen, ich solle noch meine Personalien ausfüllen. Das habe ich auch gemacht.» Obwohl sie gestutzt habe.

Viele schwarze Schafe

Zu spät: Karin Studer ist in eine Abofalle getappt. Am nächsten Tag erhielt sie per Email eine Rechnung von 96 Euro – wie viele andere auch. Bei «Kassensturz» melden sich Unzählige, die von der Internetseite Opendownload getäuscht worden sind.

Computersicherheitsexperte Peter Heinzmann von der Hochschule Rapperswil warnt: «Es gibt ganz viele schwarze Schafe im Netz, es ist auch riesig gross, und es ist mit verschiedenen Tricks möglich, Sie auf eine solch bösartige Seite zu locken. Sei es, dass auf Antwort einer Suchmaschineanfrage so eine Seite eingeblendet wird oder, dass sie per Email angeschrieben werden mit sogenannten Spammails.»

Auch Opendownload arbeitet mit solchen Tricks. Beispiel: Wer eine Adresse falsch eingibt – wie Youtub ohne e – landet auf Opendownload.de. Dort werden Softwareprogramme vermeintlich gratis angeboten. Auch Jugendliche und Kinder gehören zur Zielgruppe. Wer Programme will, muss Mitglied werden. Doch erst bei der Anmeldung nach vielen Klicks tauchen plötzlich Kosten auf. Die meisten übersehen das. Ein sinnloses Angebot: Die meisten Programme auf Opendownload sind anderswo gratis erhältlich – ohne Angabe von Personalien.

Happige Forderungen

Weil Karin Studer für Opendownload nicht zahlen will, bekommt sie bald dicke Post aus Deutschland. Der Absender: Ein Rechtsanwalt namens Olaf Tank aus Osnabrück. Er fordert für Opendownload Abogebühren und für sich Inkassospesen – insgesamt 138 Euro. Olaf Tank ist ein alter Bekannter. Youtube-Beiträge zeigen: In einem Osnabrücker Gewerbeblock schreibt er täglich unzählige von Forderungsbriefen und gibt sie gleich nebenan bei der Post auf.

Reporter von Sat1 wollten den Inkassoanwalt der Internetabzocker zur Rede stellen. Keine Chance. In Mannheim, dem offiziellen Sitz der Opendownload-Betreiber, findet der Sat1-Reporter nur einen verwaisten Briefkasten der Firma Content Services. Gegen die Firma laufen strafrechtliche Ermittlungen. Doch die Fallen schnappen weiterhin zu.

Auch beim Runterladen von Software ist Vorsicht angesagt. Wenn sie eine neue Gratissoftware irgendwo beschaffen wollen, dann gehen Sie zur Originalquelle dieser Gratissoftware. Und dort müsste es so sein, dass Sie nicht aufgefordert werden, irgendwelche Benutzerangaben einzugeben. Wenn das dennoch der Fall ist, wenn Sie irgendeine Emailadresse angeben müssen, dann muss Ihnen bewusst sein, dass man Sie von jetzt kennt.

Musterbrief für Opfer

«Kassensturz» und «K-Tipp» empfehlen, bei täuschenden Angeboten folgenden Brief zu schreiben. Er kann gemäss «K-Tipp»-Rechtsberatung per E-Mail geschickt werden.

 

  Betrifft: Forderung auf Grund Ihrer Hompage www.

 

  Sehr geehrte Damen und Herren

 

  Ihre Forderung begründet sich auf Täuschung. Ich bin daher nicht bereit, die Rechnung, die Sie mir zugestellt haben, zu bezahlen. Ich bitte Sie, dies zur Kenntnis zu nehmen und mich nicht weiter zu belästigen.

 

  Mit freundlichen Grüssen

 

  (Unterschrift)

 

 Wichtig: Drucken Sie den Brief aus und behalten Sie ihn als Beweis bei Ihren Akten. Leider ist es nicht realistisch, bereits bezahlte Beträge zurückzuerhalten.

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