Student Matthias Zeller hat sein Smartphone immer dabei und geht damit regelmässig ins Internet. Als Student muss Zeller aber auf sein Budget achten. Ins Internet geht er deshalb möglichst immer über ein WLAN-Netz, einem kabellosen Internet-Zugang: «Das WLAN-Netz ist viel schneller als das Telefon-Netz. Und es ist normalerweise gratis. Wenn es etwas kostet, dann wird man darauf hingewiesen.»
Massiv teurere Rechnungen
In den letzten sechs Monaten konnte er seine Handy-Rechnungen jedoch nicht nachvollziehen. Für den Daten-Verbrauch musste er insgesamt 200 Franken extra bezahlen. Und das, obwohl in seinem Swisscom-Abo 500 MB Daten inklusive sind. Eigentlich viel, trotzdem betrug sein Daten-Verbrauch teilweise das Dreifache. «Ich habe die Swisscom-Hotline vier Mal kontaktiert. Die konnten mir aber nie weiterhelfen.»
Automatisch Verbindung mit «Mobile Eapsim»
Erst nach Monaten und eigenen Recherchen entdeckt der Student schliesslich die Ursache des Problems. Sein Telefon wählt immer automatisch «Mobile Eapsim», das öffentliche WLAN-Netz der Swisscom.
Das öffentliche WLAN-Netz der Swisscom erscheint in den Einstellungen «Netzwerke» unter zwei Namen: «Mobile» und «Mobile Eapsim». Beide Namen stehen für das gleiche Netz. Bei «Mobile» muss sich der Nutzer jedoch zuerst einwählen. Bei «Eapsim» ist die Identifikation des Nutzers über die Sim-Karte möglich. Dies ermöglicht auch die Einstellung, dass sich ein Smartphone automatisch mit «Mobile Eapsim» verbindet.
Zeller hat diese automatische Verbindung aber nie eingerichtet. Mit dem neuen Betriebssystem IOS5 war die Voreinstellung plötzlich auf «automatisch verbinden» eingestellt.
Kein Hinweis auf mögliche Kosten
Zeller erkannte die automatische Verbindung lange Zeit nicht. Auf dem Display erschien lediglich das kleine WLAN-Symbol. Deshalb ging Zeller stets davon aus, sein Telefon sei mit dem gratis-WLAN der Uni verbunden. Die automatische Verbindung kam auch an vielen andern Orten in der Stadt zu Stande: Am Bahnhof, in der Marktgasse oder beim Kloster. «Das Handy hat sich immer automatisch mit dem WLAN-Netz verbunden, ohne einen Hinweis darauf, dass das etwas kosten wird. Und Daten hat es abgebucht als wäre ich im mobilen Netz am Surfen. Aus meiner Sicht bräuchte es zwingend einen Hinweis darauf.»
Universitäten warnen vor dem Problem
Die automatische Verbindung ärgert auch Pascal Bachmann, leiter IT-Dienste an der Uni Zürich. «Man hat ein Gratis-Netzwerk im Haus und durch ungewollte Voreinstellungen verbindet man sich mit einem kostenpflichtigen Netzwerk. Das ist sowohl für Mitarbeitende wie für Studierende ärgerlich.» Für Bachmann bräuchte es auch zwingend einen Hinweis auf die automatische Verbindung.
Die Universitäten Bern und Zürich warnen inzwischen auf ihren Websiten vor der ungewollten Verbindung. Dort kann man auch nachlesen, wie man die automatische Verbindung deaktiviert (siehe Info-Link ). An der Uni Zürich kennt man das Problem nur bei I-Phones. Seit dem neusten Betriebssystem IOS5 gilt für «Mobile Eapsim» die Voreinstellung «automatisch verbinden». Die automatische Verbindung besteht laut Swisscom aber auch bei Android- und Nokia-Smartphones.
Swisscom: Automatische Verbindung ist ein Vorteil
«Der Kunde profitiert mit der Voreinstellung automatisch von einer schnelleren Verbindung», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk. Einen Hinweis für die Kunden, dass man mit einem kostenpflichtigen WLAN-Netz verbunden ist, erachtet Merk als wenig sinnvoll: «Wenn sich der Kunde registrieren muss oder etwas anklicken, dann wird er es nicht machen.» Ausserdem könnten die Kunden die Einstellung ja deaktivieren.
Swisscom sieht keinen Handlungsbedarf
Dass viele Leute davon ausgehen, ein WLAN sei gratis, wenn man sich nicht registrieren oder einloggen muss, glaubt Merk nicht. Ausserdem würde die Swisscom in den Abo-Bedingungen und auf Ihrer Website darauf hinweisen, dass über «Mobile Eapsim» Daten gleich verrechnet würden, wie über das Telefonnetz. Immerhin will der Telekommunikationskonzern nun prüfen, ob man die Informationen dazu verbessern will.
Keine automatische Verbindung bei Sunrise und Orange
Die Swisscom-Konkurrenten kennen die automatische Verbindung auf Hotspots nicht. Beide betreiben kein eigenes WLAN-Netz, sondern arbeiten mit Partnern wie etwa «Monzoon» zusammen. Wer diese öffentlichen WLAN-Netze nutzen will, muss sich zuerst registrieren und einloggen. Die Bezahlung erfolgt unterschiedlich: Entweder direkt auf die Telefon-Rechnung oder per Vorauszahlung.