Gehört das Meer zwischen dem italienischen Festland und Sardinien etwa nicht zu Europa? Das fragt sich ein Swisscom-Kunde. In seinem Handyabo sind Telefongespräche und mobile Daten in ganz Europa inbegriffen. Und doch hat er auf der Fähre nach Sardinien eine SMS mit Roamingtarifen erhalten: Anrufe in die Schweiz kosten sage und schreibe 3.70 Franken und ankommende Anrufe schlagen mit 3 Franken pro Minute zu buche. Ein SMS kostet 40 Rappen, 30 Kilobyte Daten kosten 30 Rappen.
Satelliten-Verbindungen sind teuer
Wie kommt es, dass auf See so hohe Roamingtarife fällig werden, obwohl das Roaming im Reiseland eigentlich inbegriffen wäre? Das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 fragt bei der Swisscom nach. Mediensprecherin Sabrina Hubacher rechtfertigt die hohen Preise: «Auf hoher See gelten andere Tarife als auf dem Festland. Auf dem Schiff wird meist über eine teure Satellitenverbindung telefoniert. Darum ist diese Zone für Natel-Infinity-Plus-Kunden nicht gratis.» Ein weiterer Grund für die happigen Minutentarife für Telefonate auf hoher See sei, dass es auf den Schiffen kaum Konkurrenz gebe.
Swisscom ist nicht der teuerste Anbieter, was Roaming-Tarife auf See angeht. Bei Salt kosten Anrufe satte 4 Franken pro Minute, bei Sunrise sind es gar 4.80 Franken. Sunrise-Sprecher Roger Schaller sagt: «Sunrise ist als reiner Schweizer Anbieter mit rund 20 Prozent Marktanteil leider zu klein, um auf den Weltmeeren gute Konditionen aushandeln zu können.»
Die Kunden von Salt, Sunrise und Swisscom werden mit einem Roaming-SMS darüber informiert, dass die teuren Tarife auf See gelten. Allerdings, wenn das Handy über Nacht auf See automatisch den Mail-Account synchronisiert oder Push-Mails herunterlädt, dann wird dieser Datenverbrauch Salt- und Sunrise-Kunden verrechnet. Anders bei der Swisscom, wie Mediensprecherin Sabrina Hubacher sagt: «Datenverbindungen auf See sind bei unseren Kunden standardmässig deaktiviert. Wer auf einer Schiffsreise surfen will, muss die Datenverbindung selber aktivieren.» Salt und Sunrise betonen, dass ihre Kunden ab einem gewissen Roaming-Betrag per SMS gewarnt würden.
Verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Namen
Service:
«MCP Maritime», «TIM Maritime» oder «Cellular@Sea» sind die Namen der grössten Schiffsnetz-Anbieter. Marktführer ist Maritime Communications Partner (MCP) aus Norwegen. «Espresso» fragt bei MCP nach, warum es teuer ist, auf einem Schiff zu telefonieren. Der MCP-Medienverantwortliche Roar Walderhaug schreibt, es sei aufwändig, mobile Kommunikation auf hoher See bereitzustellen: «Über eine Basisstation und eine Satelliten-Antenne auf dem Schiff wird der Anruf über einen Satelliten im All wieder auf eine Satelliten-Antenne auf der Erde weitergeleitet. Das ist sehr kostspielig.» Die Preise würden mit jedem Anbieter ausgehandelt und seien darum auch unterschiedlich. «Es ist aber wichtig, dass die Passagiere die Preise ihres Providers kennen. So können sie entscheiden, ob sie diesen Service nutzen möchten oder nicht», so Roar Walderhaug von MCP.
Solange man sich noch in der Nähe des Festlandes befindet, ist es möglich, den Anbieter manuell zu wählen. So kann man über das günstige Festland-Mobilnetz telefonieren. Am sichersten ist es jedoch, bei Schiffsreisen sein Handy auf hoher See auf Flugmodus umzustellen oder gleich ganz auszuschalten.