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Multimedia Lahmes TV-Signal: WM-Goals bis zu 50 Sekunden verzögert

Kabel, Internet oder Satellit? Je nach TV-Anbieter und Verbreitungsart sind die Goals während der Fussball-WM nur mit grosser Verzögerung in der heimischen Stube zu sehen. «Kassensturz» zeigt: Am schnellsten ist der Empfang mit Antenne, viel langsamer sind Web-TV-Angebote.

In der Fussball-Beiz Piccolo Giardino im Zürcher Kreis 4 fallen die Tore einige Sekunden später als in der benachbarten Toro Bar. Der Grund: Das Piccolo Giardino überträgt die Spiele mit Swisscom TV, die Toro Bar mit Satellitenschüssel.

Besucherinnen und Besucher in der Fussball-Beiz Piccolo Giardino mit Fernseher im Hintergrund
Legende: Fussballschauen mit Ambiente: Die Fussball-Beiz «Piccolo Giardino» in Zürich. SRF

Die Fans im Piccolo Giardino hören den Torjubel aus der Toro Bar, bevor sie das Tor auf dem Bildschirm sehen. «Das stört mich, das nimmt die Spannung weg vom Spiel», sagt ein Besucher bei der Übertragung des Champions League Finalspiels Atletico gegen Real Madrid.

Cablecom vor Swisscom und Sunrise

«Kassensturz» hat im SRG-Labor im Fernsehstudio Zürich Leutschenbach getestet, wie gross die Verzögerungen bei verschiedenen TV-Empfangsmöglichkeiten sind, am Beispiel des Champions League Finals (siehe die Verzögerung des ersten Tores im Videofenster).

Die Unterschiede sind zum Teil sehr gross. Der Web-TV-Anbieter Wilmaa bringt das Signal satte 51 Sekunden später als die schnellste Empfangsart, der terrestrische Empfang mit Antenne (DVB-T). Der Vorteil von DVB-T: Das Signal muss wenig bearbeitet werden und wird nicht über Satellit geschickt.

Die Resultate

Entscheidend für die Schnelligkeit des TV-Signals ist die Verbreitungstechnologie: Je nach Verbreitungsart muss das Signal mehr oder weniger stark bearbeitet werden, was unterschiedlich viel Zeit kostet.

Web-TV-Angebote wie Wilmaa, Zattoo oder Teleboy basieren auf IT-Netzen und habe keine fixe Leitung.

Gilbert Mathieu, Broadcast Engineer bei der SRG, erklärt: «Das kann mal einbrechen oder einen Unterbruch geben. Und darum muss man Schutzmechanismen einbauen und beim Endgerät zwischenspeichern.»

Das alles ergebe eine grössere Verzögerung als die Verbreitung über ein Kabelnetz oder auf einer Satellitenstrecke.

Heute langsamer als früher

Bei den Telekomanbietern Swisscom und Sunrise kommt das Signal in der «Kassensturz»-Messung zwei Sekunden später als bei der Verbreitung via Kabelnetz mit der Cablecom. Experte Gilbert Mathieu erklärt dies damit, dass die Signale für die Verbreitung übers Telefonnetz mehr bearbeitet werden müssen.

Grundsätzlich seien die Verzögerungen heute grösser als früher beim analogen Fernsehen. Beim digitalen Fernsehen muss das Signal umgewandelt werden. «Jeder Schritt, bei dem man etwas bearbeitet, braucht ein bisschen Zeit», sagt Mathieu

«Sichere Übertragung ohne Unterbrüche»

Wilmaa, das mit 51 Sekunden deutlich mehr Verzögerung hat als Teleboy und Zattoo, schreibt «Kassensturz»: Dies sei ein bewusster Entscheid. Wilmaa nutze mehr Zwischenspeicher, um eine stets sichere Übertragung ohne Unterbrüche zu ermöglichen. Dies sei bei WM-Spielen wichtig, gerade auch aus Sicht der Kunden.

Übrigens: Auch im Live Stream auf SRF online kommt es zu ähnlichen Verzögerungen.

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