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Multimedia Manipulierte Ebay-Konten: 17'000 Franken weg

Alle tun es, vom Jugendlichen bis zum Rentner: Sie verkaufen über Plattformen wie Ebay oder Ricardo private Dinge. Doch aufgepasst: Betrüger knacken das Konto und legen Kunden rein. Ein Rentner sieht sich plötzlich mit einer Forderung von 17'000 Franken konfrontiert – doch Ebay lässt ihn hängen.

Vor rund einem Jahr hat sich Tonmeister Walter Hausegger bei Ebay angemeldet und auch schon einiges verkauft. Am 8. Februar 2010 merkt er, dass ein Wildfremder eine Luxus-Uhr über sein Ebay-Konto unter seinem Namen anbietet. Sofort informiert er Ebay per Mail und über die Telefonhotline. Die Mitarbeiter sind überfordert und verbinden ihn weiter. Er wartet einmal 30 Minuten, ein zweites Mal 55 Minuten, bevor er entnervt auflegt. Auch seine Mails beantwortet Ebay tagelang nicht. Und der Fremde bietet weiter unter Hauseggers Namen Waren wie Uhren, Handys und Fotoapparate im Wert von tausenden von Franken an, welche er nicht besitzt.

Auch Paypal-Konto geknackt

Es kommt noch schlimmer: Seit 8. Februar hat Walter Hausegger einen ganzen Ordner mit Unterlagen gefüllt. Mit Schrecken stellt er fest: Der Gauner hat auch sein Konto bei Paypal, dem Zahlungsservice von Ebay, übernommen. Paypal preist sich als sichere Zahlungsmethode für Ebay-Kunden an. Nun knackt ein Fremder Hauseggers Konto. Hausegger informiert Ebay und Paypal, erhält aber nur standardisierte Antworten. «Aber keine konkreten Antworten auf meine Fragen. Und die Betrügereien sind genau gleich weitergegangen», sagt Hausegger.

Kunden zahlen laufend ein, Hauseggers Paypal-Konto schwillt auf über 18'000 Franken an. Dann wird das Konto geleert. Und Walter Hausegger sitzt im Schlamassel. Denn der Betrüger kassiert das Geld, liefert die angebotene Ware jedoch nie aus. Die Kunden beschweren sich, Paypal bombardiert Hausegger mit E-Mails und zahlt den betrogenen Kunden ihr Geld zurück. Und verlangt nun das Geld von Walter Hausegger. Am 2. März 2010 konfrontiert ihn Paypal mit einer Forderung von über 17'000 Dollar.

Nach über einem Monat reicht es Walter Hausegger. Selbst auf zwei eingeschriebene Briefe reagiert Ebay nicht. Hausegger setzt sich in seinen Wagen und fährt nach Bern. Dort ist der Europahauptsitz von Ebay. Der Empfang von Ebay ist dunkel und verlassen – kein Lebenszeichen. Kann es sein, dass beim Europahauptsitz von Ebay niemand arbeitet? Schliesslich öffnet sich bei Ebay doch noch eine Türe. Nach fünf Minuten kommt Walter Hausegger wieder aus dem Gebäude heraus. Informationen bekomme er keine, denn hier sei keine Direktion, sondern nur die Buchhaltung, habe ihm ein Ebay-Mitarbeiter gesagt.

«Versagen unseres Systems»

Jetzt begleitet «Kassensturz» Walter Hausegger in das Gebäude und siehe da: Plötzlich wird Hausegger von einem Direktionsmitglied empfangen – von Steve Milton, dem Kommunikationschef von Ebay International. Warum hat Ebay die Anfragen von Walter Hausegger so lange ignoriert und selbst auf die eingeschriebenen Briefe nicht reagiert? Und wie erklärt Steve Milton, dass die Telefonhotline auch nach über einer Stunde Warten keine Hilfe bieten konnte? «Das ist klar inakzeptabel. Das ist ein Versagen unseres Systems.» Ein solches Problem müsste innert Tagen oder sogar Stunden gelöst werden können, gibt Milton zu.

Er werde nachforschen, warum das in diesem Fall nicht passiert sei und sich persönlich für Walter Hausegger einsetzen. Das hat Milton inzwischen getan und Walter Hausegger wird auf Ebay nicht mehr belästigt.

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