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Legende: Ricardo.ch

Multimedia Ricardo-Betrug: Über 200 Kunden betroffen

Dieser Betrug gehört zu einem der grössten in der Geschichte der Internetplattform «ricardo.ch». Selbst erfahrene Käufer ersteigerten Artikel, die jedoch nicht existierten. Bestellt wurden Artikel im Wert von insgesamt 100‘000 Franken. «Espresso» kennt über 200 Betroffene

«Ich kaufe nicht einfach so, ich überprüfe den Verkäufer, und trotzdem habe ich zuerst keinen Verdacht geschöpft», ärgert sich der erfahrene «ricardo.ch»-Nutzer Marco Kälin gegenüber «Espresso».

Zu gut seien die Bewertungen über den Verkäufer gewesen. Erst als er von diesem die Nachricht erhält, dass es etwas länger dauere mit der Auslieferung, schrillen die Alarmglocken.

Ricardo wird informiert, tut aber lange nichts

Nachdem er einen ersten Verdacht schöpft, informiert Marco Kälin nicht nur die Polizei, sondern auch an die Internetplattform selbst. Dies geschieht am 22. Juli. «ricardo.ch» schränkt zwar am 26. Juli den Verkäufer so ein, dass er keine weiteren Artikel mehr versteigern kann, jedoch sperrt man ihn erst Tage später, am 30. Juli. Im Zeitraum bis zum 26. Juli ersteigern hunderte weitere Benutzer Artikel.

Umso unverständlicher wirkt dieses Zögern, da «ricardo.ch» schon am 1. Juli misstrauisch wurde und den Verkäufer temporär sperrte. «Wir haben ihn gesperrt, bis er Nachweise über seine Person, seine Firma und seine Artikel erbringen konnte», so «ricardo.ch»-Managing Director Yves Mäder. Diese Nachweise habe der Verkäufer erbringen können, also habe man ihn wieder entsperrt.

Verkäufer abgetaucht

Der Verkäufer, der die Ware auf die Internetplattform stellte, nennt sich «Georg_Gipser_GmbH». Eine Firma mit solchem Namen existiert in Huttwil (BE). Doch vor Ort ist sie nicht auffindbar.

«Wir sind umgezogen, neu finden Sie uns in Däniken», steht auf einem Zettel geschrieben. Am neuen Ort jedoch eröffnete die Firma nie eine Filiale, der Besitzer ist – zusammen mit dem erbeuteten Geld – abgetaucht.

Masslos enttäuscht von «ricardo.ch»

«Espresso» spricht mit weiteren Geschädigten. Der Tenor tönt überall gleich: «ricardo.ch» hätte sich bei uns melden müssen, vor allem, da sie bereits im voraus wussten, dass es sich um einen dubiosen Händler handelt!

Käuferschutz greift nicht

Den Geschädigten bleiben nun zwei Möglichkeiten. Sie können bei der Polizei Anzeige erstatten. Und sie können bei «ricardo.ch» Käuferschutz geltend machen.

Dieser greift jedoch nur bis zu einem Gesamtbetrag von 250 Franken. Ein schwacher Trost für Marco Kälin, dessen vier Tablets insgesamt über 1000 Franken kosteten.

Die Frage bleibt deshalb: Hat «ricardo.ch» die «Georg_Gipser_GmbH» nicht von der Plattform genommen, obwohl sie über entsprechende E-Mail-Hinweise von Kunden verfügten?

«Wir haben ein transparentes Bewertungssystem auf unserer Seite», meint Managing Director Mäder dazu. Über dieses System sei bis Ende Juli keine einzige negative Bewertung über den Verkäufer abgegeben worden. Deshalb habe man auch nicht reagiert.

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