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Multimedia Sonderzeichen verteuern SMS

Ein SMS hat Platz für 160 Zeichen – aber nicht immer. Denn aufgepasst: Manche Sonderzeichen verringern den Platz um mehr als die Hälfte. «Kassensturz» sagt, woran das liegt, und was Handynutzer dagegen tun können.

Eine einzelne SMS hat Platz für 160 Zeichen. Wer mehr Buchstaben benötigt, bekommt für alle weiteren angefangenen 160 Zeichen eine zusätzliche SMS verrechnet. Das ist wohl den meisten bekannt. Was aber viele nicht wissen: Einige Kurznachrichten sind bereits nach nur 70 Zeichen voll. Das Handy verschickt dann mehrere SMS, ohne dass der Benutzer etwas merkt.

Aus zwei SMS wurden vier

Genau das ist Nicolas P. immer wieder passiert. Entdeckt hat er es jeweils auf seiner Handy-Rechnung. Zum Beispiel im letzten Dezember. Damals tippte er 221 Zeichen in sein Handy – das entspricht zwei SMS. Verrechnet wurden ihm Ende Monat aber ganze vier. «Ich frage mich, ob da abgezockt wird. Für mich macht das immerhin pro Jahr ein paar Dutzend Franken aus», meint Nicolas P.

Schuld daran ist aber nicht ein Verrechnungsfehler der Telefongesellschaft, sondern die Technik. Nicolas P. schreibt oft Kurznachrichten in Französisch und verabschiedet sich meist mit der Grussformel «à très bientôt» (bis bald). Zum Verhängnis wurde ihm der kleine unscheinbare Buchstabe «ô», denn dieser braucht mehr Speicherplatz.

Mehr Speicherplatz für einige Sonderzeichen

Für eine SMS-Nachricht stehen nämlich immer 1120 Bits Speicher zur Verfügung. Ein einzelnes Zeichen benötigt normalerweise einen Platz von 7 Bits, daraus ergibt sich die maximale Zeichenzahl von 160. Nun gibt es aber gewisse Sonderzeichen, die mehr Speicher benötigen, nämlich 16 Bit. Das Handy stellt dann automatisch um, und lässt für eine SMS nur noch 70 Zeichen zu (70 x 16 = 1120).

Vorsicht bei bunten Smileys

Doch welche Sonderzeichen sind Speicherfresser? Problemlos sind grundsätzlich alle Buchstaben, Zahlen, sowie die meisten in der deutschen Sprache üblichen Sonderzeichen. Wer seine Kurznachrichten gerne mit herkömmlichen Smileys anreichert, der hat ebenfalls keine Kürzung der Nachricht zu fürchten, denn Doppelpunkt, Strichpunkt, Klammer und so weiter sind ungefährlich.

Die problematischen Zeichen

Box aufklappen Box zuklappen

Â â  Á á   Ã ã   Ᾱ ᾱ

 Ç ç   Č č   Ć ć

 Ê ê  Ë ë   Ė ė

 Î î   Í í

 ń 

 Ô ô  Ó ó   Õ õ  Œ œ   Ō ō

 Ś ś  Š š

 Û û   Ū ū 

 Ӱ ӱ 

 •

Zudem: Alle Emojis (Sonderform der Smileys)

Und: Diverse andere Schriftsysteme wie Hebräisch, Arabisch oder Kyrillisch.

Vorsicht ist bei Fremdsprachen geboten (siehe Box). Ausserdem sollte man die bunten Emojis – eine Sonderform der herkömmlichen Smileys, beliebt bei den meisten Smartphone-Nutzern – nur sparsam verwenden. Hier wird jedes einzelne Emoji mit 16 Bits codiert. Die SMS-Länge wird also ebenfalls automatisch auf 70 Zeichen gekürzt.

Tipps vom Experten

Thomas Heinis, ETH-Informatikingenieur, kennt das Problem. Seiner Meinung nach wird es sich aber in absehbarer Zukunft in Luft auflösen. Denn da Nachrichten immer mehr über das mobile Internet verschickt werden, wird der SMS-Dienst irgendwann ausgedient haben. Bis es aber soweit ist, rät der Experte folgendes: 

  • Handynutzer sollten bei ihrem Telefon den Zeichenzähler aktivieren. So sieht man während dem Eintippen einer SMS sofort, wenn die verfügbare Zeichenzahl auf 70 fällt. Bei vielen Handys ist das nicht voreingestellt, kann aber nachgeholt werden. Ein Blick in die Bedienungsanleitung oder ins Internet genügt.
  • Je nach Abo kann es auch günstiger sein, einfach kurz anzurufen. Und: Wenn Daten im Abo inklusive sind, empfiehlt es sich, ein kostenloses E-Mail zu schicken. 
  • Falls iPhone-Besitzer eine aktuelle Software (ab iOS5) installiert haben, können sie iMessages versenden. Diese sind kostenlos und in der Länge unbegrenzt. Für die meisten Smartphones gibt es auch spezielle Apps – zum Beispiel WhatsApp – die ebenfalls das Versenden von kostenlosen Nachrichten ermöglichen. Allerdings warnt Thomas Heinis: «iMessages und WhatsApp-Nachrichten sind zwar kostenlos, sie verbrauchen aber Datenguthaben. Das macht die Verwendung im Ausland schwierig, unmöglich oder teuer.»

Wer den SMS-Nachrichten treu bleiben will, der kann natürlich die problematischen Sonderzeichen durch einen möglichst ähnlichen Buchstaben ersetzen. Oder man wird kreativ und sucht wie Nicolas P. einfach eine andere Formulierung: «Also à bientôt werde ich künftig sicher nicht mehr eintippen. Das nächste Mal schreibe ich vielleicht einfach Ciao.»

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