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Legende: Bei Anruf kann eine gefälschte Nummer angezeigt werden. SRF

Multimedia Spoofing: Täuschung durch «geklaute» Telefonnummer

Ausländische Callcenter bedienen sich eines miesen Tricks, um an Kunden zu kommen. Sie gaukeln den Konsumenten vor, mit einer Schweizer Telefonnummer zu telefonieren. Damit wollen sie Vertrauen erschleichen. Die Stiftung für Konsumentschutz fordert jetzt die Behörden zum Handeln auf.

Die Energiestiftung ist Opfer des sogenannten «Call ID Spoofing». «Wir bekommen täglich 10 bis 20 Anrufe von verärgerten Menschen auf eine unserer Telefonnummern», beklagt sich Reto Planta von der Schweizerischen Energiestiftung gegenüber «Espresso», dem Konsumentenmagazin auf Radio SRF 1.

Es seien Anrufe von Personen, die meinen, die Energiestiftung hätte sie telefonisch kontaktiert. «Aber es ist eine andere Firma, die Schweizer Konsumenten anruft und vorgaukelt, wir würden telefonieren.»

Betrügerei aus dem Ausland

Die böse «5»

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Versicherungs-Agenten rufen oft auch über gemietete Telefon-Nummern an. Diese sind oft nur einen Tag aktiv und werden von Telefon-Firmen vermieten in Nummern-Blöcken mit einer «5» nach der beliebigen Vorwahl. Es empfiehlt sich darum, Anrufe mit Absender 031 5 x'xx'xx, 061 5 xx'xx'xx oder ähnlich nicht anzunehmen. Oder auf dem Beantworter zu leiten.

Wie ist das möglich? Man spricht von einem «Call ID-Spoofing»: Es handelt sich dabei um eine Art «Klauen» einer fremden Telefonnummer. Dabei sendet der Anrufer – meist über die Internettelefonie (Voice Over IP) – nebst dem Telefonsignal auch noch die falsche Telefonnummer mit.

Das Ziel ist es, dass die Person am anderen Ende das Gefühl hat, es handelt sich um einen Anruf aus der Region. Im Fall, bei dem die Nummer der Energiestiftung missbraucht wurde, ruft eine Firma mit Namen «Gesundheitscenter» an und will irgendwelche Pillen verkaufen.

Die meisten solcher Anrufe mit geklauter Nummer stammen aus dem Ausland. «Wirklich missbräuchliche Anrufe mit ‚Call ID Spoofing‘ haben ihren Ursprung oft irgendwo auf der Welt. Die Anrufe werden wie bei Hackerangriffen über verschiedene Systeme geleitet, oft sogar über Telefonanlagen von ahnungslosen Privat- oder Geschäftskunden die von den Hackern kontrolliert werden», erklärt Andreas Werz von UPC Cablecom. «Wir stellen in den letzten Jahren eine Zunahme solcher Fälle fest.»

Mit dem Problem völlig alleine gelassen

Auch bei der Swisscom erklärt Mediensprecher Olaf Schulze, dass es sich hauptsächlich um eine Betrügerei aus dem Ausland handelt. Allerdings redet er von Einzelfällen. «Die Offenheit des Internets und des Telefonnetzes macht es möglich, dass einige Betrüger dies ausnutzen.»

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Reto Planta wandte sich mit dem Problem der «gestohlenen» Telefonnummer an seine Telekomfirma, an die Swisscom. Hier konnte man ihm genau so wenig weiterhelfen wie auch beim Bundesamt für Kommunikation und beim Staatssekretariat für Wirtschaft. Letzteres kümmert sich um Klagen bei belästigenden Werbeanrufen. «Ich fühle mich wirklich allein gelassen», so Reto Planta.

Betroffene auf verlorenem Posten

«Wenn ein solcher Anruf aus der Schweiz käme, hätten wir eine Handhabe. Da würden wir den Anrufer sofort sperren», rechtfertigt sich Olaf Schulze von der Swisscom. «Da es sich bei ‚Call ID Spoofing‘ aber meistens um betrügerische Anrufe aus dem Ausland handelt, fehlt uns die Möglichkeit des Rückverfolgens.»

Und beim Bundesamt für Kommunikation Bakom gibt Mediensprecherin Deborah Murith gegenüber «Espresso» unumwunden zu: «Wir sind auch der Meinung, dass die betroffenen Personen zum Teil auf verlorenem Posten sind.» Allerdings fehle dem Bakom die Handhabe.

«Bei internationalen Fällen – die vergleichsweise häufig sind – können wir nicht in die Souveränität ausländischer Staaten eingreifen.» Hier stehe man vor dem Problem des Datenschutzes. Betroffene Personen würde man so gut es gehe an die zuständigen ausländischen Behörden weiterleiten.

«Mehr Biss» gefordert

Für die Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz und SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo sind die Werbeanrufe mit gefälschten Rufnummern ein grosser Ärger. Und sie fordert von den Telekommunikationsa-Anbieter in der Schweiz und von den Behörden «mehr Biss».

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«Ich glaube die zuständigen Stellen haben das Gefühl, es sei ein kleines Problem einzelner Konsumenten», nervt sich Birrer-Heimo. Das sei es aber keinesfalls. «Genau diese Ämter haben doch die Möglichkeit gegen solche Betrügereien vorzugehen.» Das habe der einzelne Konsument nicht.

Die Behörden müssten sich verstärkt mit den europäischen Kollegen zusammenschliessen und so gegen die Betrügerei vorgehen. «Es würde sicherlich helfen, wenn an zwei, drei Firmen ein Exempel statuiert würde und die richtig gebüsst würden», meint Prisca Birrer-Heimo.

«Dafür müssen die Behörden zwingend mehr Energie, Zeit und Geld investieren um die Schwierigkeiten der internationalen Herausforderungen, speziell des Datenschutzes, zu überwinden».

Hilf dir selbst

Um Druck aufzusetzen und zu einer Lösung zu kommen, wird Prisca Birrer-Heimo in der Frühlingssession einen Vorstoss einreichen, wie sie gegenüber «Espresso» versichert. In diesem verlangt sie vom Bundesrat, dass er aufzeigt, welche Stellen für die Problembehebung zuständig sind und welche Möglichkeiten sie haben.

Reto Planta von der Energiestiftung hat sich zwischenzeitlich selber geholfen. Auf der betroffenen Nummer hat er einen Telefonbeantworter installiert, auf dem er die verärgerten Rückanrufer darüber informiert, dass seine Nummer von einer Drittfirma missbraucht wird.

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