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Der Telefonanbieter Talkeasy ist bekannt für seine zweifelhaften Verkaufsmethoden. Bereits vor vier Jahren berichtete «Kassensturz» darüber, wie dreist die Talkeasy-Verkäufer sogar demenzkranken Senioren am Telefon ihre Verträge aufschwatzen. Damals nahm Fredy Scheucher, der Chef der Firma, im «Kassensturz»-Studio Stellung und betonte: «Das sind bedauerliche Einzelfälle, die wir mittlerweile gelöst haben. Wir haben es nicht nötig, so aggressiv zu werben.» Und er versprach vor der Kamera: «Wir sehen uns bestimmt nicht wieder.»
Wir sehen uns bestimmt nicht wieder.
Ein leeres Versprechen wie es scheint. Denn wieder treffen in der «Kassensturz»-Redaktion «bedauerliche Einzelfälle» ein. Dieses Mal sogar noch dreister: Mit dem Vorwand, im Namen der Swisscom unterwegs zu sein, kommen die Talkeasy-Verkäufer zuhause vorbei.
Verschiedene Opfer, immer die gleiche Masche
Zum Beispiel bei der 84-jährigen Heidi Krebs. Sie bekam eines Tages einen Anruf: «Die Person sagte, sie sei von der Swisscom und sie komme vorbei, um zu kontrollieren, ob die Installation noch gut sei.» Kurze Zeit später war die Verkäuferin vor der Haustür und meinte zu Frau Krebs, sie hätte ein Sonderangebot für Senioren. Bei Abschluss gebe es kostenlos ein Handy mit Notknopf. «So etwas wollte ich schon lange, deshalb bin ich auf das Angebot eingegangen», erzählt die Rentnerin im «Kassensturz».
Ach bei Oskar Zumbühl klingelte das Telefon. Eine männliche Stimme kündigte sich an für einen Hausbesuch. «Ich fragte noch, ob er von der Swisscom sei, da sagte er ja, das sei er», erinnert sich Oskar Zumbühl. Beim Hausbesuch am selben Tag schaute der angebliche Swisscom-Angestellte kurz in die Fernseh-Ecke und erwähnte dann ein neues Angebot, zu dem auch ein Seniorenrabatt gehöre. Der Rentner unterschrieb deshalb einen Vertrag, immer in der Meinung, es handle sich um ein neues Swisscom-Produkt. Tatsächlich schloss er ein Abo bei Talkeasy ab.
Das ist eine bodenlose Frechheit!
So wehren Sie sich
Ein weiteres Beispiel: Mit der gleichen Masche verschafften sich Talkeasy-Mitarbeiter Zugang zur Wohnung von Annelies Huber. Und auch sie unterschrieb einen Vertrag, in der Annahme, es handle sich um die Firma Swisscom. Ihre Tochter Yvonne Staudenmann ist wütend: «Das geht über jegliche Grenzen hinaus, dass man sich so Zutritt in die Privaträume von älteren Leuten verschafft. Eine bodenlose Frechheit!»
Dorfelektriker hilft den Senioren
Dies sind nur drei Beispiele. Martin Sommer, Inhaber eines Elektrogeschäfts, kann noch weitere aufzählen. Bei ihm meldeten sich nämlich mehrere verzweifelte Senioren wegen Talkeasy: «Sie sind nervös, wissen nicht recht, was sie unterschrieben haben und wissen nicht, wie sie da wieder heraus kommen.» Der Geschäftsinhaber half dem einen oder anderen, eine Kündigung zu schreiben, denn er merkte schnell: «Diese Leute haben keine Ahnung, was sie mit diesem Vertrag genau gekauft haben, und schon gar nicht, was sie nun tun sollen.»
«Kassensturz» informierte das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco über die Geschäftsmethoden der Firma Talkeasy. Deren Leiter Ressort Recht Guido Sutter nimmt die Fälle der «Kassensturz»-Zuschauer zur Kenntnis und stellt klar: «Wenn sich jemand als Vertreter eines Unternehmens ausgibt, für das er nicht tätig ist, handelt er unlauter. Das ist Irreführung und Täuschung der Abnehmer.»
Frühere Beiträge zum Thema:
Talkeasy bestreitet die Vorwürfe vehement
Doch bevor das Seco etwas unternehmen kann, braucht es mehrere Beschwerden von betroffenen Personen. Liegen genug solche Beschwerden vor, macht das Seco die Firma zuerst einmal auf die Reklamationen aufmerksam. Wenn dies nichts nützt, geht die Angelegenheit vor Gericht.
Die Firma scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein. Sie schreibt «Kassensturz»: «Von einem systematischen Vorgehen unter dem Vorwand einer Leitungsüberprüfung namens der Swisscom in betrügerischer Absicht Zutritt zu Häusern oder Wohnungen von Senioren zu verschaffen, kann hier keine Rede sein.» Es werde immer offen kommuniziert, dass die Talkeasy GmbH ein eigenes Kommunikationsunternehmen sei. Das hätte eine Überprüfung der Fälle, die «Kassensturz» vorlegte, ergeben. Ausserdem würde die Firma nachträglich die Hälfte der Vertragsabschlüsse überprüfen lassen. Bei Qualitätsmängel würden die Verträge storniert, schreibt Talkeasy in der Stellungnahme.