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Nostalgie auf dem Teller Wasserglacé Napoli – wer kennt sie noch?

1990 verschwand das Wassereis Napoli aus dem Sortiment. Glacé-Nostalgiker vermissen es bis heute. Eine Liebeserklärung.

Die Sonne liess die Wolken verdunsten und meine Stimmung begann sich zaghaft aufzuhellen. Lag doch ein ganzer verpflichtungsfreier Sommer vor mir. Und den wollte ich auskosten, wie damals als Knirps, als die Sommerferien noch endlos schienen. Damals, als es noch dieses fantastische Wassereis mit dem Namen Napoli gab…
Autor: «Time Out» von Martin Wanner keinundaber

Sie waren schon immer da, diese gluschtig machenden Glacékarten, die pünktlich zu jeder Sommerzeit an Kiosken, in der Badi und im Restaurant ausgehängt werden. Darauf sind Eisprodukte abgebildet, die gefühlt auch schon ewig da sind: Winnetou, Pralinato, Magnum und natürlich: Rakete – der Überflieger überhaupt unter all den Schweizer Stängeliclacés.

Findige Marketingleute lancierten das Wassereis aus Orangen- und Ananassirup mit dem Schokohäubchen 1969 – als Menschen begannen, auf den Mond zu fliegen. Bald feiert die Rakete den 50. Geburtstag, sie wird wohl auch noch den 100. erleben.

Rakete, Vampir, Napoli

Leider ist ein solches Jubiläum dem Napoli-Glacé nicht vergönnt. Dabei war das mein absolutes Lieblings-Wassereis. Von 1974 bis 1990 lag es in den Kühltruhen, dann musste es neuen Produkten weichen.

Bei der Rorschacher Glacéfabrik Frisco erinnert man sich: «Napoli war eine erfrischende Wassereiskombination mit den Geschmacksrichtungen Banane (weiss), Erdbeere (rot) und Zitrone (grün). Es gehörte zu den erfolgreichsten Produkten unserer Geschichte.»

Glacé mit Verpackung
Legende: Das «Vampir» färbte Zunge und Mund rot ein. zvg

Ich war ein Napolikind und wünschte mir, Frisco würde dieses eigenartige Eis in den italienischen Landesfarben nochmals produzieren. Schliesslich wurde das noch viel eigenartigere Wassereis Vampir vor einigen Jahren auch als Retro-Eis für eine Saison aus der Glacé-Mottenkiste geholt. Das war dieses dunkelrote, fast schon schwarze Eis mit Johannisbeer- und Grenadine-Aroma, das die Zunge so herrlich verfärbte.

Bei Frisco macht man mir keinen Mut. Der Platz in den Kühltruhen sei halt beschränkt, man müsse Ende Sommer immer gut abwägen, kalkulieren und Platz für Neuheiten schaffen. Fürs Napoli hat es offenbar keinen Platz mehr - auch wenn immer noch ab und zu Kunden danach fragen würden, wie es bei Frisco heisst.

Das Rezept wäre noch da

Immerhin: Die Glacémacher von Frisco haben das Grundrezept des Napoli-Wassereises noch im Archiv. Es müsste allerdings daran getüftelt werden, bevor man es wieder auf den Markt bringen könnte.

Denn heutzutage dürfen nur noch natürliche Zutaten verwendet werden, die bei Kinderprodukten ausserdem eine gewisse Grenze an Nährwerten nicht überschreiten sollen.

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