Der Saal der Heilsarmeezentrale Zürich Nord ist gut gefüllt an diesem Nachmittag. Gut zwei Dutzend Seniorinnen und Senioren haben sich eingefunden zum «Parcours60+». Die Zürcher Stadtpolizei führt diesen neuen Allroundkurs gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben Zürich VBZ seit diesem Herbst durch. Ziel ist es, innerhalb eines Kursnachmittags Leute ab dem sechzigsten Lebensjahr über möglichst viele Sicherheitsthemen aufzuklären. In vier Blöcken werden die Themen Verkehr, Vermögen, Sicherheit im Internet und Sicherheit im ÖV abgedeckt.
Das erste Thema weckt sofort die Aufmerksamkeit der betagten Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Thomas Schlittler von der Präventionsabteilung der Zürcher Stadtpolizei informiert über sogenannte «Fishingmails»: E-Mail-Nachrichten, mit denen die Empfänger dazu gebracht werden sollen, einen bestimmten Link anzuklicken oder persönliche Daten wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen preiszugeben. Schlittler rät: «Schauen Sie sich zum Beispiel die E-Mail-Adresse im Absender genau an!» Oftmals erkenne man schon dort, dass ein Betrüger dahinter stecke.
Das Thema beschäftigt die Seniorinnen sehr. Viele von ihnen nutzen E-Mail regelmässig am Computer oder über ihr Handy. «Ich bin immer sehr besorgt wegen all den falschen Sachen, die da über den Computer reinkommen», sagt eine 73jährige Teilnehmerin. Sie sei oft verunsichert, weil sie nicht wisse, wem sie nun trauen könne und wem nicht. Auch andere Teilnehmer nennen das Internet als einen der Hauptgründe, um an diesem Kurs teilzunehmen. Auch mit Telefonanrufen von Enkeltrickbetrügern haben die Senioren schon Erfahrung gesammelt. Hier gibt die Polizei den Tipp: «Einfach aufhängen – da passiert Ihnen nichts.»
Stress an der Bushaltestelle
Im zweiten Kursblock geht es um die verschiedenen Tricks von Taschendieben. Die Stadtpolizisten spielen verschiedene Alltagsszenen vor und zeigen auf, wie man seine Wertsachen wie das Portemonnaie, das Mobiltelefon oder die Handtasche am besten schützt. Es gibt viel zu schmunzeln beim Sicherheitstheater der Polizisten – auch wenn es hier um ein ernstes Thema geht.
Ebenfalls ganz konkret geht es im VBZ-Linienbus zu und her, der draussen auf der Strasse parkiert ist. Heinz Illi von den VBZ gibt Tipps, wie sich Unfälle im Bus und Tram verhindern lassen: «Sitzen Sie so bald wie möglich ab, möglichst nahe bei einer Tür, damit Sie nicht weit gehen müssen.» Gerade das Ein- und Aussteigen sei für Leute, die nicht mehr gut zu Fuss seien, eine Stresssituation: «Brauchen Sie deshalb den Knopf mit dem Rollstuhlsymbol neben der Bustür. Wenn Sie den drücken, bleibt die Tür genug lang offen, dass Sie gut einsteigen können.»
Unfallquelle E-Bike
Im letzten Kursteil geht’s Sicherheit auf dem Fussgängerstreifen und dem Trottoir – und um E-Bikes. Diese sind sehr beliebt bei Seniorinnen und Senioren, weil sie mit dem Elektromotor einfacher Velo fahren können. Aber weil viele die Geschwindigkeit von E-Bikes unterschätzen, kommt es regelmässig zu Unfällen. Stadtpolizist Reto Bohrer zeigt dies eindrücklich, als er mit Tempo 35 auf seinem E-Bike eine Vollbremsung demonstriert: Das schnelle Velo kommt erst nach fünf Metern zum Stillstand.
Das Kursprogramm des «Parcours60+» ist vollgepackt von der ersten bis zur letzten Minute. Aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach eigenen Angaben nicht überfordert. Sie schätzen es, dass sie Fragen stellen können und von Fachpersonen Tipps erhalten. Von den verbleibenden drei Kursen, die noch dieses Jahr stattfinden, sind zwei bereits ausgebucht. Wegen des grossen Erfolgs plant die Zürcher Stadtpolizei bereits weitere Kurse im neuen Jahr.