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Randregionen: Schmoren in der Steuerhölle
Aus Kassensturz vom 19.03.2002.
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Geld Randregionen: Schmoren in der Steuerhölle

Das Schweizer Steuerrecht ist unfair: Wer 80'000 Franken verdient und in Zug wohnt, zahlt knapp 2000 Franken Steuern. In Delsberg zahlt man mit dem gleichen Lohn das Vierfache. Am schlimmsten ist es in Lauterbrunnen im Berner Oberland: Hier zahlen die Einwohner die höchsten Steuern.

In Lauterbrunnen sind einfache Aufgaben wie Abfallentsorgung oder Strassenunterhalt aufwändiger als anderswo. Zur Gemeinde gehören nämlich noch fünf weitere Dörfer, darunter die Skiorte Wengen und Mürren. "Wir brauchen sechs Feuerwehren, drei Löschfahrzeuge, vier Leitern, drei Pikettwagen. Wenn es in Mürren brennt, nützt das Löschfahrzeug in Lauterbrunnen nichts", erzählt Gemeindepräsident Jost Brunner. Die Gemeinde bekommt zwar Zuschüsse und Subventionen, trotzdem bleiben hohe Lasten.

Das ist eine Sauerei. Wir verdienen weniger und müssen mehr bezahlen.
Autor: Peter von Allmen Lauterbrunner Wegmeister

Nicht nur Lauterbrunnen hat Grund zum Klagen. «Kassensturz» hat für alle Kantonshauptorte die Steuerlast für eine Familie mit zwei Kindern und einem Jahreseinkommen von brutto 80'000 Franken berechnet (siehe Tabelle). In der Steueroase Zug zahlt die Familie an Bund, Kanton, Gemeinde und Kirche total 1815 Franken. In Delsberg zahlt die gleiche Familie 8073 Franken.

Ökonom und SP-Nationalrat Rudolf Strahm kritisiert: "Die riesigen Steuerunterschiede hängen von der geografischen Lage ab. Das hat überhaupt nichts mit echtem Wettbewerb zu tun." Die Schweiz ist geteilt in steuergünstige und steuerungünstige Orte. Gemeinden wie Lauterbrunnen können im Kampf um potente Steuerzahler nicht mithalten.

Steuergünstige Gemeinden mit hohem Bevölkerungswachstum

Anders sieht es im Kanton Schwyz aus: Hier ist das Bevölkerungswachstum überdurschnittlich - vor allem gut Verdienende ziehen gerne hierher. Wer in Freienbach, der steuergünstigsten Gemeinde überhaupt, 200'000 Franken verdient, zahlt 17'800 Franken Steuern, in Lauterbrunnen muss ein Einwohner mit dem selben Einkommen 46'500 Franken abgeben.

"Steurgünstige Gemeinden, die gute Steuerzahler anlocken, wissen nicht wohin mit dem Geld", sagt Lars Feld, Ökonom an der Universität St.Gallen. Der Schwyzer Finanzdirektor Franz Marty findet nun, dass die Unterschiede "jetzt nach 40 Jahren veraltetem Finanzausgleich zu gross geworden sind".

Er unterstütze deshalb den neuen Finanzausgleich des Bundes. Das Parlament soll sich im Verlaufe des Jahres mit diesem Projekt befassen. Kantone, die mehr zahlen müssten, haben bereits Widerstand angemeldet.

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