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Riesenpuff bei Laudamotion «Eigentlich unfassbar»: Laudamotion ärgert Passagiere

Das Wichtigste in Kürze

  • Laudamotion lässt Zürich als Abflugort fallen. Bereits gebuchte Flüge ans Mittelmeer werden annulliert.
  • Betroffene Passagiere erleben ein fürchterliches Durcheinander an inkompetenten Kundendiensten und sich gegenseitig die Verantwortung zuschiebenden Veranstaltern.
  • Viele Betroffene werden gar nicht darüber informiert, dass ihre Flüge nicht stattfinden.
  • Stundenlanges Warten auf der Telefon-Hotline erhöht den Puls. Und führt letztlich ins Nichts.

Eine Familie bucht Sommerferien in Sardinien. Eine Gruppe Studenten bucht Ferien in Rhodos. Eine Frauengruppe fliegt zu einer Polter-Party nach Ibiza. Sie alle machen einen Fehler: Sie buchen bei Laudamotion mit Startflughafen Zürich. Da Laudamotion und die neue Besitzerin Ryanair es nicht fertigbringen, Flugzeuge für die bereits vermarkteten Flüge zu organisieren, werden diese annulliert.

Der Ärger fängt erst an

Umbuchen geht nicht, ausser man ist mit einem Abflug zum Beispiel in Deutschland einverstanden. Bleibt nur die Rückerstattung des Geldes und mühsames Suchen nach neuen, inzwischen bedeutend teureren Angeboten.

Diese Umstände können aber nicht geltend gemacht werden, sagt Reiseombudsman Franco Muff: «Das ist der Unterschied zwischen einem traditionellen Pauschalreiseangebot, wo man vom Anbieter ein alternatives Angebot verlangen kann, und einem reinen Billigflug. Da muss nur der Kaufpreis zurückerstattet werden.»

Weitere Informationen:

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Die österreichische Fluglinie Niki ging mit dem Konkurs ihrer Muttergesellschaft Air Berlin unter. Dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda gelang es später, daraus eine neue Gesellschaft zu gründen – die Laudamotion. Zunächst half der Reiseveranstalter Thomas Cook mit Flugkontingenten seiner Fluglinie Condor aus. Im März 2018 stieg überraschend die Billig-Airline Ryanair bei Laudamotion ein und löste Condor bei der Abwicklung der Flüge ab. Geplant war, dass Laudamotion/Ryanair auch ab Zürich Destinationen am Mittelmeer anfliegt. Entsprechend wurden auch schon Flüge verkauft. Im Mai 2018 folgte die Mitteilung, man habe für die Flüge ab Zürich leider keine Jets auftreiben können. Die annullierten Flüge – so versprach Ryanair – würden rückerstattet oder falls gewünscht auf neue Startdestinationen, zum Beispiel in Deutschland, umgebucht. Ärger und Mehrkosten sind die Folge. Betroffene Passagiere reiben sich ausserdem an einem kaum existenten Kundendienst auf.

Kundendienst nicht existent

Den bereits bezahlten Betrag für die nicht erbrachte Transportleistung zurückzuholen, erweist sich für viele enttäuschte Passagiere als kaum zu bewältigendes Kunststück. Dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» liegen lange Chatprotokolle vor, in denen die Fragen der Passagiere nur mit leeren, inhaltlosen Floskeln beantwortet werden. Als eine Kundin anmerkt, das empfohlene Umbuchen gehe ja mangels Flugzeug in Zürich gerade nicht, entgegnet der Ryanair-Chatter: «Dann kann ich ihnen nicht weiterhelfen.»

Wer es stattdessen auf der Telefon-Hotline wagt, braucht noch stärkere Nerven. Stundenlanges Warten ist die Regel, oft auf kostenpflichtigen Nummern!

Die Reise nach Rhodos – das Protokoll

Eine Gruppe von fünf Studenten plant zwei Ferienwochen im griechischen Rhodos. Über das Internet erfahren sie, dass die neue Airline Laudamotion ab diesem Sommer die Strecke Zürich-Rhodos anbietet. Sie buchen.

  • Der Veranstalter Condor, der zu dieser Zeit noch mit Laudamotion arbeitet, bestätigt die Buchung.
  • Per Mail teilt Condor einige Zeit später mit, neu sei Ryanair zuständig, man solle per Telefon das Ok dazu geben, dass die Reisedaten übermittelt werden dürfen.
  • Nach eineinhalb Stunden Wartezeit in der Hotline ist das geschafft.
  • Die Bestätigung von Ryanair bleibt wochenlang aus. Bei Rückfragen schieben sich Condor und Ryanair die Zuständigkeit gegenseitig zu.
  • Die Studenten lesen in der Presse, dass die Flüge ab Zürich von Laudamotion storniert wurden. Offiziell werden sie nie benachrichtigt.
  • Das Abenteuer «Geld zurück» beginnt. Wieder beginnt ein beispielloses Hin und Her.
  • Schliesslich zahlt Ryanair. Rund zwei Franken pro Flug! Auf erneute Nachfrage heisst es, man solle den Rest bei Condor eintreiben.
  • Die Gruppe bucht inzwischen bei einem neuen Anbieter (deutlich teurer) die Reise nach Rhodos.

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