Heute Abend ist es soweit: Der «Kassensturz» wird von einem neuen Gesicht präsentiert. Willkommen Bettina Ramseier! Wie geht es der langjährigen SRF-Deutschland-Korrespondentin dabei? «Espresso» hat nachgefragt.
«Espresso»: Wie geht es dir so kurz vor der Sendung?
Bettina Ramseier: Es wird immer realer und der Puls steigt. Ich bin aufgeregt.
Deine letzten Wochen in Deutschland waren geprägt vom Krieg in der Ukraine, von Ereignissen, die in den Geschichtsbüchern stehen werden. Wie hast du diese Zeit erlebt?
So etwas habe ich noch nie erlebt. Die Deutschen haben eine entscheidende Rolle als wichtiger Handelspartner von Russland. Die Situation beschäftigte mich sehr und es war nicht einfach, das hinter mir zu lassen und in eine völlig neue Welt einzutauchen.
Es spielt keine Rolle, ob es um Krieg und Frieden oder um Damenstrümpfe geht.
In deinem ersten «Kassensturz» sprichst du nun unter anderem über die Qualität von Damenstrümpfen. Was macht das mit dir?
Dieser Perspektivenwechsel ist eine Herausforderung. Vermutlich hat es auch damit zu tun, dass ich ausserhalb wohnte und einen anderen Blick auf die Schweiz habe. Man wird sich bewusst, wie privilegiert wir sind. Und ich finde, das bringt auch eine gewisse Verantwortung mit sich, gerade für Konsumentinnen und Konsumenten. Daher hat der «Kassensturz» eine grosse Relevanz. Es spielt also keine Rolle, ob es um Krieg und Frieden oder um Damenstrümpfe geht. Wir haben in der Schweiz eine grosse Verantwortung, weil es uns so gut geht.
Ein weiteres Thema heute Abend: Tierversuche. Ihr sprecht über ein Problem, das vielen vermutlich nicht bewusst ist: In Schweizer Tierversuchslabors gibt es jedes Jahr hunderttausende überzählige Ratten und Mäuse.
Wir produzieren diese Lebewesen, weil wir sie für die Forschung benötigen. Und wenn wir zu viel davon haben, bringen wir sie um. Das ist die Kehrseite des renommierten Forschungsstandortes Schweiz. Für mich hat es etwas Dekadentes, dass wir das einfach so hinnehmen. Ausserdem stellt sich die Frage, wie die Tiere getötet werden. Das schauen wir uns an.
In einem Interview sagtest du kürzlich, dass du den Job beim «Kassensturz» auch deshalb wolltest, weil du dich einsetzen möchtest für die Schwächeren. Weil die Welt immer komplexer werde, fühle man sich immer ohnmächtiger. Wo erlebst du als Konsumentin diese Ohnmacht?
Die Verantwortung wird häufig auf den Einzelnen übertragen. Im Sinne von «Die Leute kaufen es, also produzieren wir es.» Doch da steckt auch eine politische Verantwortung dahinter. Und hier kann «Kassensturz» helfen, das Bewusstsein an die Politik und an die Verantwortlichen weiterzutragen. Gleichzeitig ist natürlich auch wichtig, dass wir als Konsumenten wissen, was in den Waren drin ist, die wir kaufen, und wie sie produziert wurden.
Ich freue mich auf das Live-Gefühl.
Von deinem Vorgänger Ueli Schmezer wissen wir, dass man als Moderator dieser Sendung zu einem der bekanntesten Fernseh-Gesichter der Schweiz werden kann. Die Leute werden dir künftig beim Einkaufen ins Wägeli schauen. Ob da vielleicht ein Schoggi-Brotaufstrich mit Palmöl drin ist…
Vielleicht bestelle ich alles nur noch online. Nein, natürlich nicht. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich bin schlagfertig, und vielleicht entwickelt sich ja ein gutes Gespräch aus einer solchen Situation.
Bald ist es soweit. Um 21:05 Uhr moderierst du zum ersten Mal den «Kassensturz». Worauf freust du dich am meisten?
Ich freue mich auf das Live-Gefühl. Das ist das, was Fernsehen interessant macht: Live in Verbindung stehen mit den Menschen, die zuschauen. Das finde ich toll. Ich freue mich.
Das Interview führte Stefan Wüthrich.