Der Vorwurf:
Es ist ein gängiges Verfahren und trotzdem kaum bekannt: Tiefgekühltes Poulet wird häufig vorbehandelt. Die Fleischindustrie wälzt das Poulet in einer Salzlake, einer Mischung aus Salz und Wasser. Manchmal kommen weitere Zutaten und Zusatzstoffe hinzu.
Im sogenannten Tumbler, einer grossen Trommel, wird das Fleisch so lange massiert, bis es die salzige Flüssigkeit aufgesogen hat. Am Ende hat der Kunde nicht Fleisch, sondern eine «Fleischzubereitung», die vorgewürzt ist und die nur noch zu 80 bis 90 Prozent aus Fleisch besteht. Der Rest ist Lake, die ins Fleisch eingezogen ist.
Diesen Vorgang sollte Denner auf der Vorderseite klar deklarieren. Das besagen die Qualitätsleitsätze des Fleischfachverbandes. Die Empfehlungen gehen so weit, dass schon im Produktenamen die Behandlung mit Salzlake erwähnt sein sollte. Denner verstösst dagegen und führt Kunden in die Irre.
Denn: Bei gefrorenem Poulet-Geschnetzeltem rechnen die Kunden nicht damit, dass es sich um ein verarbeitetes Produkt handelt. Trotzdem verzichtet Denner auf jegliche Hinweise.
Nur wer die Zutatenliste genau liest, stellt fest, dass er nicht für reines Fleisch sondern auch für Wasser und Salz bezahlt.
12. Nov. 2013: Denner passt Verpackung an
Denner wehrte sich zunächst gegen eine klarere Deklaration (siehe Stellungnahme unten). Nun handelt der Discounter aber:
« Denner hat sich nochmals mit dem Vorwurf von Kassensturz bezüglich Kundentäuschung auseinander gesetzt und hat sich nun zu folgenden Sofortmassnahmen entschieden: Sämtliche noch an Lager befindliche Verkaufseinheiten Denner Pouletbrust Geschnetzeltes wurden mit einem Zusatzkleber ausgestattet.
Auf dem Zusatzetikett wurde in gleicher Schriftgrösse und Schriftart und in demselben Sichtfeld wie die Produktbezeichnung die Angabe «mit Salzlake» gemacht. Zudem wurde folgende Sachbezeichnung hinzugefügt: «Pouletfleischzubereitung mit Salzlake, zum Gekochtessen ».
«Ab sofort werden nur noch Beutel mit Zusatzkleber an unsere Filialen geliefert, somit ist für jeden unserer Kunden auf den ersten Blick ersichtlich, dass es sich um ein mit Salzlake behandeltes Produkt handelt.
Zwar wurde das Denner Tiefkühl-Poulet im Vergleich zur Konkurrenz auch bis anhin nur sehr sanft mit Salzlake behandelt (Wasseranteil 10% und Kochsalzanteil 0.5%), trotzdem wurde beschlossen, zu Gunsten des Kunden zukünftig gänzlich auf eine Behandlung mit Salzlake beim Tiefkühl-Pouletgeschnetzelten zu verzichten. Ab ca. Mitte 2014 wird Denner seinen Kunden ausschliesslich unbehandeltes Tiefkühl-Pouletgeschnetzeltes anbieten.»
Stellungnahme Denner vom 10. Sept. 2013:
« Da das Wasser und das Salz in der Zutatenliste angegeben werden, sind wir der Meinung, dass die Deklaration nicht irreführend ist. Welche Sachbezeichnung anzugeben ist, ist in der Verordnung des EDI über Lebensmittel tierischer Herkunft geregelt.
Die Qualitätsleitsätze für Fleisch und Fleischprodukte haben empfehlenden Charakter. Die erwähnte Angabe «Geschnetzeltes Pouletfleisch mit Salzlake» könnte allenfalls auch den Eindruck vermitteln, dass das Pouletfleisch in einer Lake verpackt ist. Dies ist aber nicht der Fall. Es handelt sich vielmehr um eine mechanische Behandlung von Fleisch unter Beigabe von Wasser und Salz.
Dieser Prozess bewirkt, dass das Pouletfleisch zarter wird. Durch den Austritt von Muskeleiweiss wird das Wasserbindungsvermögen erhöht. So entsteht beim Auftauen und Braten weniger Flüssigkeitsverlust und das Fleisch bleibt angenehm zart.
Es handelt sich hier um ein gängiges Veredelungsverfahren für tiefgekühltes Pouletgeschnetzeltes. Durch dieses Verfahren resultiert für Denner oder unseren Hersteller kein Preisvorteil, da sich der Arbeitsaufwand des Produzenten durch die Anwendung der Technik erhöht.»