Der Vorwurf:
Menasseh Seidenberg verzichtet bewusst auf Lebensmittel tierischer Herkunft. Er kaufte «Pflanzen Margarine Vita d’Or», weil der Hersteller sein Produkt auf der Packung als «reine Pflanzenmargarine» beschreibt. Doch rein pflanzlich ist diese Margarine nicht. Sie enthält Sauermolke, ein Nebenprodukt der Käseherstellung – und eine Zutat tierischen Ursprungs. Auch die «Pflanzen-Margarine Bellasan» von Aldi enthält Sauermolke. «Das ist eine Zumutung», findet Manasseh Seidenberg, «sowohl für Leute, die Milchprodukte nicht vertragen, aber auch für Veganer, die bewusst auf tierische Produkte verzichten.».
Stellungnahme von Lidl:
«Die Verwendung von Molke in Margarine ist branchenüblich, wie Sie dies bei anderen Marken- und Eigenmarkenherstellern vorfinden. Die Schweizerische Gesetzgebung lässt eine Höchstmenge von maximal zwei Prozent Fett tierischen Ursprungs in Pflanzenmargarine zu. Entsprechend kann unsere Margarine als «pflanzlich» deklariert werden. Der Gehalt an Sauermolke im Produkt liegt weit unter der erwähnten Höchstmenge, zumal der Milchfettgehalt in der «Vita d'or Pflanzenmargarine» weniger als 0.01% beträgt. Die «Vita D’Or» - Margarine wird nicht explizit als «Laktosefrei» bzw. für laktoseintolerante Personen geeignet deklariert. Durch das Aufführen der Sauermolke in der Deklaration, haben laktoseintolerante Konsumenten die Möglichkeit sich über das Produkt zu informieren. Weitergehend sei erwähnt, dass bei sehr ausgiebigem Konsum von 100g Vita D’Or Pflanzenmargarine ein Laktosegehalt von 0.2g aufgenommen wird. Zum Vergleich: laktosearme Milch weist einen Restgehalt von 2g pro 100ml auf. Aus diesen Gründen erachten wir unsere «Vita D’Or» Pflanzenmargarine nicht als «täuschend» hinsichtlich laktoseintoleranter Konsumenten.
Desweiteren ist unser Produkt für Ovo-lacto Vegetarier geeignet, da diese Ernährungsform den Verzehr von Milchprodukten und Eiern erlaubt. Einzig die strikt vegane Ernährung schliesst den Konsum unseres Produktes aus. Da wir unsere Kunden aber auf keinen Fall irreführen oder gar täuschen möchten, werden wir bei der nächsten Verpackungsauflage eine Deklarationsanpassung vornehmen.»
Stellungnahme von Aldi:
Einsatz von Milchbestandteilen zu verzichten. Um das Produkt aber strukturell und sensorisch zu verbessern, setzt man zudem geringe Mengen an Milchbestandteilen in Margarineprodukten ein. Neben dem direkten Einfluss auf die Sensorik hat diese Komponente gleichermaßen eine technologische Funktion, da sie die Struktur und Textur der Emulsion beeinflusst. Auf diesem Weg steuert man im Produktionsprozess das Schmelzverhalten der Margarine. Somit ist es nach unserem Dafürhalten «fabrikationstechnisch» nötig, Milchbestandteile zuzusetzen, um die angestrebte Qualität zu erreichen. Daher beurteilen wir das Produkt «Bellasan Pflanzen-Margarine» nach Schweizer Recht als verkehrsfähig.
Ergänzend möchten wir darauf hinweisen, dass im EU-Recht keine «fabrikationstechnische» Einschränkung vorgenommen wird; die Toleranz von bis zu 2% tierischen Fetten somit im Grundsatz bestätigt ist, so dass sich die Frage nach der Verkehrsfähigkeit bzw. «Täuschung» dort nicht ergibt. Zudem erfolgt in der Zutatenliste der Hinweis auf die Milchbestandteile, um sicherzustellen, dass der «aufgeklärte» Verbraucher - als welchen wir den Allergiker sehen - die Information bezüglich der Inhaltsstoffe der Verpackung entnehmen kann.
Anmerkungen der Redaktion:
Margarine darf grundsätzlich aus pflanzlichen und aus tierischen Fetten bestehen. Im Fettanteil der Margarine dürfen selbst dann bis zu 2% tierische Fette enthalten sein, wenn ein Hersteller die Margarine als pflanzlich bezeichnet. Das ist ein Toleranzwert, der bei der Herstellung von Margarinen gilt. Dieser Toleranzwert gilt aber nicht, wenn der Produzent bewusst tierische Zutaten beifügt. Deshalb kommt das Bundesamt für Gesundheit zum Schluss: «Die Angabe «pflanzlich» bei Vorhandensein von tierischen Zutaten ist aus unserer Sicht als eine Täuschung der Konsumentinnen und Konsumenten zu beurteilen. Diese Packungen verstossen gegen das Gesetz.
Sauermolke enthält zudem Laktose und kann bei Menschen mit einer Unverträglichkeit zu einem Problem führen. «In der Regel sind diese Zutaten in Anbetracht der verwendeten Menge unproblematisch, jedoch sollten sehr sensibel reagierende Menschen gegebenenfalls darauf verzichten», schreibt dazu die Gesellschaft für Ernährung SGE.