Seit Jahren ärgern sich Konsumenten über die vielversprechenden Verpackungen mit enttäuschend wenig Inhalt.
Verständlich. Denn einerseits erwecken solche Mogelpackungen den Eindruck, man bekomme besonders viel für sein Geld und tragen so einiges zum Kaufentscheid bei. Andererseits sind die luftigen Verpackungen schlecht für die Umwelt: Ressourcen werden verschwendet, und der Transport wird ebenfalls teurer.
«Kassensturz» möchte solche Schwindeleien aufdecken. Der Hinweis in der Sendung vom 3. Mai hat eine Lawine von Zuschauerhinweisen auf noch grössere Mogelpackungen ausgelöst. Hier präsentieren wir die haarsträubendsten Beispiele (siehe Bildergalerie oben).
Zweifelhafte Gewinner: Die luftigsten Verpackungen
«Kassensturz» hat gerechnet. Und bis zu 80 Prozent Luft in den Verpackungen gefunden. Hier die unsinnigsten Beispiele aus unserer Galerie:
Assugrin Stevia: In der Verpackung herrscht zu sage und schreibe 80 Prozent gähnende Leere. Hersteller Assugrin schreibt dazu an «Kassensturz»: «Unsere Absicht ist es, dem Konsumenten auf der Packung so viele Informationen wie möglich zu geben – und das in drei Landessprachen. Um den Dispenser, der, wie auf der Verpackung angegeben, 200 Tabletten enthält und zu 90 % befüllt ist, unter anderem Diebstahl- und Öffnungssicher (Sicherheitssiegel) zu verpacken, haben wir ein Monopack gewählt, welches aus Karton besteht und der Wiederverwertung zugeführt werden kann [...]. Generell erfordern die limitierten Abmessungen des Produktes, ähnlich wie z.B. bei Batterien und Rasierklingen, eine Mindestgrösse der Packung, um den logistischen und informationspflichtigen Auflagen von Handel und Lebensmittelgesetzgebung entsprechen zu können.
Popcorn vom New Asia Market : Da heisst es erst einmal leer schlucken: Die poppige Popcorn-Verpackung lässt auf einen gemütlichen Kinoabend ohne Hunger freuen. Doch da wurde zünftig gemogelt. Die 20 cm hohe Schachtel ist gerade einmal 6 cm gefüllt. Da bleibt der eine oder andere wohl hungrig zurück. «Kassensturz» wollte den Grund wissen, Asia Market nahm jedoch keine Stellung.
Wasabi-Chips von Migros : Doch, doch. Da ist 'was drin. Man muss nur genau hinsehen. Im 25 cm hohen Beutel sind nämlich nur 7 cm Chips drin. Migros erklärt das so: «Der Leerraum ist nötig, damit die Chips im Beutel nicht brechen und somit unversehrt bleiben. Gibts zu wenig Kopfraum im Beutel, dann sind die Chips den physischen Belastungen zu stark ausgesetzt, was zu einem hohen Bruchanteil führt. Ausserdem benötigt es den leeren Kopfraum um die Schwankungen bei den Kartoffelgrössen auszugleichen. Die rohen Kartoffeln unterscheiden sich in Form, Grösse und Stärkegehalt. Bei Ernten mit grossen Kartoffeln und tieferer Stärke benötigen wir den vorhanden Kopfraum, damit wir den Beutel nicht überfüllen. Die Kartoffeln der Ernte vom Sommer 2015 sind eher klein ausgefallen. Deshalb fällt der leere Kopfraum aktuell natürlich mehr auf als in Jahren wo die Kartoffeln eine normalere Grösse haben und weniger Stärke besitzen.»
Riso Venere Fine Food von Coop : Der Inhalt der Schachtel von diesem teuren Produkt erreicht gerade einmal 6 cm. Da ist viel Luft nach oben. Coop schreibt: «Verpackungen erfüllen diverse Funktionen: Sie schützen ein Produkt vor äusseren Einflüssen, machen es einfacher stapelbar oder transportfähig und nicht zuletzt informieren sie den Kunden über diverse Aspekte des Produkts, so etwa über Herkunft, Haltbarkeit oder enthaltene Nährwerte. Insbesondere bei Fine-Food-Produkten sind diese Angaben ausführlicher [...]. Wir werden bei der nächsten Überarbeitung der Verpackung aber überprüfen, ob wir eine kleinere Verpackung herstellen lassen können, ohne dass die Kosten unnötig steigen und die Lesbarkeit der Produktinformationen gewährleistet ist.»
Vitafor-Kapseln probi-intestis von Galenica AG : Die Kapseln gegen Blähungen sind in Drogerien erhältlich. Allerdings wird so mancher staunen, wenn er das Röhrchen öffnet. Die Kapseln reichen nicht einmal bis zur Hälfte. Galenica erklärt dazu auf Anfrage von «Kassensturz»: «Die Grösse der Packung hat regulatorische und produktionstechnische Gründe, da auf der Packung zwingend ein gewisser Pflichttext in deutscher und französischer Sprache untergerbacht werden muss, wobei eine minimale Schriftgrösse vorgegeben ist (vgl. insb. Seitenflächen).»