Es ist genau so, wie der «Kassensturz» berichtet hat, sagt mir mein Augenarzt. Kollegen aus aller Welt seien sich einig: Avastin ist gegen die Altersblindheit genauso wirksam wie das viel teurere Lucentis.
Eine Spritze Avastin kostet 40 Franken, für eine Spritze des Medikamentes Lucentis mit gleicher Wirkung kassiert die Pharmaindustrie 1800 Franken. Das Problem: Das erfolgreiche Krebsmedikament Avastin ist für die Augenbehandlung offiziell nicht zugelassen.
Doch davon lassen sich Augenärzte – nicht irgendwelche Quacksalber, sondern ganz normale Schulmediziner – nicht mehr beeindrucken. Sie helfen Patienten, die zu erblinden drohen, mit Avastin und proben den Aufstand gegen die Pharmaindustrie.
Diese reagiert mit Angstmacherei: Avastin sei für die Augenbehandlung nicht erprobt. Gewiss: Klinische Studien für die offizielle Zulassung müssten noch gemacht werden. Doch das kostet längst nicht so viel wie die von Grund auf neue Entwicklung eines Wirkstoffes. Die Wirkung von Avastin und Lucentis ist die gleiche (beide stammen ja auch aus demselben Labor): Die Bildung von Blutgefässen wird gehemmt, das bremst den Krebs und bremst ebenso wirkungsvoll im Auge wuchernde Äderchen.
Die Pharmaindustrie weiss das genau. Doch sie will Avastin nicht für die zusätzliche Indikation registrieren lassen. Weil sie für ein Mittel mit gleichem Namen nicht einmal 40 und einmal 1800 Franken verlangen könnte. Die Abzockerei wäre zu offensichtlich.
Für die Pharmaindustrie geht die Rechnung auf. Die Behörden müssen das teure Lucentis in die Spezialitätenliste aufnehmen, weil es einen Fortschritt bedeutet gegenüber der bisherigen Behandlung. Damit hat der Hersteller die Lizenz zum Kassieren.
Übrigens: Ursprünglich wollte der Hersteller noch einen um 30 Prozent höheren Preis.