Es war so: Am Sonntagmorgen sitze ich am Esszimmertisch, um meine Kolumne zu schreiben. Dazu esse ich Frühstück. Anschliessend nehme ich ein Medikament ein, das mir der Arzt verschrieben hat. Mein Blick fällt auf den Beipackzettel.
«Nebenwirkungen». Ich beginne zu lesen. «Häufig und gelegentlich werden beobachtet: Störungen des zentralen Nervensystems wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Depression, Angstzustände, Nervosität, Krampfanfälle, Empfindungsstörungen, Hautausschlag, Juckreiz.»
Juckreiz! Eigentlich habe ich mir unter Nebenwirkungen immer so etwas wie Juckreiz vorgestellt. Aber doch nicht gleich Krampfanfälle und Empfindungsstörungen! Und es geht weiter: eine schier endlose Liste. «Magen-Darmbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Magenbrennen, Blähungen, Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Verstopfung, Schwierigkeiten beim Schlucken.»
Mir reicht es. Ich lese nicht weiter. In meinem Kopf dreht sich alles. Wahrscheinlich ist das Taktik: Wenn die Medikamententherapie vorüber ist, fallen auch alle Nebenwirkungen weg, der Patient fühlt sich erleichtert und ist der Pharmaindustrie ewig dankbar.
Oder noch besser: All die Nebenwirkungen führen dazu, dass die Patientin weitere Medikamente kauft, um eben diese Nebenwirkungen zu bekämpfen. Was – wie wir soeben gelernt haben – nicht gänzlich ohne Nebenwirkungen von Statten geht. Wirklich clever, die Pharmaindustrie. Ich bin beeindruckt.
Übrigens: Ich habe längst nicht sämtliche Nebenwirkungen meines Medikaments aufgezählt. Dafür reicht eine Kolumne im «K-Tipp» nicht aus. Ich werde beantragen, dass mir der Chefredaktor für Pharmathemen in Zukunft mehr Platz zur Verfügung stellt.