Seine Konkurrenz zwingt den Bäcker dazu, er ist nicht der einzige Bäcker im Ort. Seine Bäckerei muss sich im Wettbewerb behaupten. Wenn er zu teuer ist, laufen ihm die Kunden davon. Sein Einkommen sinkt.
Ganz anders bei den Ärzten. Der Wettbewerb spielt bei ihnen nicht. Mittlerweile sind 65 Prozent aller Ärzte mit eigener Praxis Spezialisten. Viel zu viele. Trotzdem können sie nach wie vor enorme Einkommen generieren. Das zeigen die neuesten Zahlen des Ärzteverbands (FMH). Das Papier enthält die AHV-pflichtigen Einkommen der Ärzte von 2006: Nach Abzug aller Betriebskosten verdienen etwa Hautärzte pro Jahr bis zu 2,1 Millionen Franken, Augenärzte bis 2,2 Millionen und Röntgenärzte bis zu 2,6 Millionen Franken. Einer dieser Spitzenverdiener kassiert gar über 3 Millionen Franken.
Das treibt die Gesundheitskosten in die Höhe. In Kantonen mit vielen Spezialisten sind die Krankenkassenprämien hoch. In Basel praktizieren 245 Spezialisten pro 100'000 Einwohner, dreimal so viel wie in St. Gallen. Das kommt die Basler teuer zu stehen. Sie müssen im Schnitt jedes Jahr 3580 Franken Krankenkassenprämien zahlen. Die St. Galler nur 2120 Franken.
Schuld an den explodierenden Gesundheitskosten ist das verkehrte Anreizsystem. Ärzte stellen den Kassen jede einzelne medizinische Leistung in Rechnung. Auch sinnlose. Spezialisten können ihren Patienten teure Therapien aufschwatzen, die zwar ihr Einkommen steigern, medizinisch aber gar nicht nötig sind. Vor allem in Städten neigen Spezialisten zu Überbehandlungen, weil es von ihnen zu viele gibt.
«Der Doktor, würdig wie er war, nimmt in Empfang sein Honorar.» (Wilhelm Busch)