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Steigende Gesundheitskosten Vitamin B2: Plötzlich mehr als doppelt so teuer

100 Kapseln Riboflavin kosten plötzlich 150 Prozent mehr als früher. Wie geht das?

Man habe den Hersteller wechseln müssen, weil der alte nicht zuverlässig liefern konnte, erklärt Co-Geschäftsführer Yves Platel von der Zürcher Bahnhof-Apotheke. Riboflavin ist ein Wirkstoff (Vitamin B2) und wird in hoher Dosierung nur von Apotheken hergestellt, wird also nicht von grossen Pharmafirmen produziert.

«Die Herstellung ist aufwändig und bedarf hinterher einer Spezialreinigung des Labors wegen des sehr hartnäckigen Farbstoffs», erklärt der Apotheker. Mitunter ein Grund, weshalb die Zürcher Bahnhof-Apotheke Riboflavin nicht selber herstellt.

Lieferengpässe beim alten Hersteller

«Wir sind zentral im Hauptbahnhof und haben eine grosse Nachfrage nach Riboflavin. Es gab immer mehr Engpässe bei den Lieferungen durch den früheren Hersteller», so Platel. Deshalb habe man sich für einen neuen Produzenten entschieden.

Er könne den Ärger der Kundin über die Preiserhöhung aber nachvollziehen und bedauere dies selber. Nun, den Preis bestimmt am Ende er selbst. Warum also diese massive Erhöhung?

Einkaufspreis: 65 Franken

Verkäufer reden in der Regel nicht über ihre Margen. «Espresso» wendet sich an den Hersteller, an die Grosse Apotheke Dr. G. Bichsel AG. Und bekommt dort die Auskunft, man verkaufe das Medikament zu 65 Franken. Will heissen: Die Bahnhof-Apotheke schlägt 54 Franken drauf und kommt so auf die 119 Franken für 100 Kapseln. Dieser Preis liegt haarscharf an der Grenze des erlaubten Betrags, der noch von der Krankenkasse übernommen wird.

Die Vergütung für sogenannte Magistralrezepturen, wie das Vitaminpräparat Riboflavin, ist in der Arzneimittelliste mit Tarif (ALT) geregelt. Der Maximalpreis setzt sich aus Wirkstoff, Bearbeitung, Kosten für Gefässe, Verpackungen, usw. zusammen. Eine Mitarbeiterin des Bundesamts für Gesundheit hat für «Espresso» den Höchstpreis nach ALT für Riboflavin 200 Milligramm à 100 Kapseln berechnet und kommt auf 120 Franken – also nur ganz knapp über dem Preis der Bahnhofsapotheke.

Aufwand der Verkaufsapotheke

«Natürlich sei in seinem Preis auch ein kleiner Gewinn dabei», erklärt Yves Platel von der Bahnhof-Apotheke. Aber der Apotheke würden die Kapseln lose geliefert, das heisst, seine Mitarbeiter müssten Packungen zu 100 Stück selber abpacken und beschriften. Jeder Arbeitsschritt bis zum Verkauf an den Patienten müsse sorgfältig dokumentiert werden und sei mit Arbeitsaufwand verbunden.

Tipp: Direkt beim Hersteller beziehen

Auf Anfrage bei der Hersteller-Apotheke Bichsel hiess es, man könne Riboflavin mit einer ärztlichen Verordnung auch bei ihr direkt beziehen. Kostet inklusive Porto um die 100 Franken. Immerhin.

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