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Degustationen Vielen Osterhasen fehlt's an Kakao

11 Osterhasen aus Milchschokolade, und keiner hat die «Kassensturz»-Jury im 2012 überzeugt. Einige Hasen hatten fast keinen Kakaogeschmack, andere waren zu süss, oder sie waren so dick gegossen, dass das Aroma leidet.

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Entsprechen die Schoggi-Osterhasen aus Grossverteilern und Warenhäusern auch den Erwartungen einer Fachjury? Kassensturz liess 2012 elf unverzierte Osterhasen aus Milchschokolade von fünf Fachpersonen degustieren (siehe Kästen unten «So wurde getestet» und «Die Jury»).

Die Resultate waren ernüchternd: Richtig gut schmeckt der Jury kein einziger Hase. 5 erhalten das Gesamturteil «genügend», die übrigen 6 müssen sich sogar mit «ungenügenden» Bewertungen begnügen.

Schoggi-Hase von Globus: Fehlender Kakaogeschmack

Ein Hase fällt geschmacklich besonders ab und erhält bloss die Gesamtnote 2,8: der «Sitzhase Milch». Die Jury bemängelt den untypischen Geschmack. Kakao sei kaum wahrnehmbar, die Schokolade sehr süss und klebrig. «Schoggi-Connaisseure streiten sich, ob das überhaupt noch Schokolade ist», sagt Jury-Mitglied Franz Ziegler.

Die Diskussion darüber, ob man beim «Sitzhasen» von Schokolade sprechen kann, ist berechtigt. Denn Hersteller Bürgi verarbeitet für seine Osterhasen eine Mischung aus Milch und weisser Schokolade, und das schon seit Jahrzehnten. Weisse Schokolade enthält aber keine Kakaomasse, sondern nur Kakaobutter. Kein Wunder also, dass es an Kakaogeschmack fehlt.

Nur: Das ist für Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf kaum erkennbar. Erst in der klein gedruckten Zutatenliste des «Sitzhasen Milch» ist dies n

Feinde der Schokolade

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Wie man Schokolade richtig lagert, kann man von den Produzenten lernen. Licht, Fremdgerüche und grosse Temperaturschwankungen setzen Schokolade zu. Mehr

achzulesen. Bei den Kunden genössen diese spezifischen Eigenschaften eine hohe Akzeptanz, schreibt die Bürgi Spezialitäten AG als Reaktion auf das Degustationsresultat.

Zu wenig Kakaogeschmack bemängelt die Jury bei weiteren Osterhasen. Weitere, wiederkehrende Kritik: zu ungleichmässige Schokoladendicke und generell sehr dick gegossene Hasen. Wenn die Schokolade zu dick ist, entfalten sich weniger Aromen im Mund als bei dünn gegossenen. Darunter leiden vor allem die in Folie eingepackten Hasen von Lindt, Aldi und Lidl. Sie sind beim Folieren erhöhtem

Druck ausgesetzt. Das dürfte der Grund sein, dass sie aus besonders dicker Schokolade bestehen.

Süsse Osterhäschen mit zu viel Zucker

Die Jury empfindet viele Hasen als zu süss. Zucker ist ein billiger Rohstoff in der Schokolade. Viel Zucker in der Rezeptur senkt also die Herstellungskosten – für Produzenten ist das verlockend.

Mit dem hohen Zuckergehalt mag auch die Vorliebe vieler Schokoladenesser zusammenhängen, welche Schokolade am liebsten aus dem Kühlschrank verspeisen. Denn Kälte reduziert die Intensität von Aromen.

Zu süsse Schokolade schmeckt deshalb aus dem Kühlschrank weniger süss. Und Schokolade aus dem Kühlschrank knackt erst noch schön, unabhängig von der Qualität. Die beiden bestplatzierten im Test, «Anna» von Swiss Confisa und der Denner-«Sitzhase», tun dies auch bei Zimmertemperatur.

Um den Geschmack des Publikums genau zu treffen, prüft Coop periodisch die Beliebtheit der eigenen Schokolade-Osterhasen. In der letzten Konsumentenbefragung vor einem Jahr hätten die 38 Probandinnen und Probanden bestätigt, dass die Qualität den Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten entspreche, sagt Coop-Mediensprecher Urs Meier.

Osterhasen-Degu: Die Jury

  • Maren Gnädinger, Geschäftsführerin des Schokoladefachgeschäfts Xocolatl, das Qualitätsschokolade aus der ganzen Welt verkauft
  • Franz Ziegler, renommierter Confiseur, und Autor mehrerer Fachbücher
  • Fabian Rimann ist in der Schweizer Kochnationalmannschaft für die Schokolade-Schaustücke verantwortlich
  • Willi Schmutz stellt in der Schokoladenmanufaktur Nobile Cioccolato Schokolade für die gehobene Gastronomie her
  • Markus Dietrich leitet den Bereich Confiserie bei Sprüngli

So wurde getestet

Fünf Juroren (siehe Kasten oben, «Die Jury») degustierten 2012 für «Kassensturz» 11 Osterhasen aus Milchschokolade. Der Sensoriker Patrick Zbinden begleitete und beaufsichtigte die Degustation.

  • Die Jury degustierte Bruchstücke der Hasen, damit sie die Osterhasen nicht erkennen kann. Boden, Ohren und charakteristische Stellen wurden entfernt.
  • Jedes Jurymitglied hielt seine Beobachtungen auf einem detaillierten Fragebogen fest und vergab für jeden Hasen eine Schulnote zwischen 1 und 6. Noten unter 4 sind ungenügend.

Kriterien waren:

  • Aussehen
  • Bruch-Geräusch
  • Geruch (Nase) und Aroma (Mund)
  • Geschmack
  • Textur/Konsistenz
  • Abgang/Nachgeschmack

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