Die einen glänzen golden, andere kommen schlicht daher, beliebt ist das Sujet Matterhorn: Doch in welcher Verpackung steckt die beste Schokolade? Kassensturz fährt durch die Schweiz und will wissen, welche Schokolade die Schweizer am liebsten haben. Es ist die grösste Degustation in der Geschichte von Kassensturz. Im Auto sind 6000 Schokolade-Muster.
Tour durch Deutschschweiz
Kassensturz macht Halt in Aarau, Basel, Bern, Biel, Luzern, St. Gallen, Solothurn, Zug und Zürich. Eine Woche lang wird probiert und studiert. Alle suchen den besten Geschmack. Erstaunlich: Wie süss eine Schokolade schmeckt, hat keinen entscheidenden Einfluss auf die Rangliste.
Diese Schokoladen sind im Degustations-Test: Die Klassiker, die meistverkauften und die günstigsten. Bei der Degustation darf die Marke nicht erkennbar sein, deshalb muss die Tafel in eine neutrale Form geschmolzen, frisch verpackt und mit einer unverdächtigen Nummer gekennzeichnet werden.
Jede Tafel 220 Mal bewertet
Für die Degustation setzt Kassensturz das Zuger Unternehmen Sensoplus ein. Die Firma ist spezialisiert auf computergestützte, schnelle Durchführung von Degustationen und Prämierungen. Dazu hat Sensoplus ein eigenes Bewertungssystem entwickelt.
In jedem Becher sind drei Schokoladeproben – soviel können Hobby-Degustateure geschmacklich unterscheiden. Die Testesserinnen arbeiten seriös und konzentriert. 1270 Leute machen mit. Jede Schokolade wird mindestens 220 Mal bewertet. Die Tester tippen in den Computer, wie sich das Produkt im Mund anfühlt.
Sandig ein schlechtes Zeichen
Samtig wäre gut. Wenn Produzenten beim Veredelungsprozess Zeit und Rohmaterial sparen, hinterlässt die Schokolade später ein sandiges Gefühl im Mund. Eine sandige Konsistenz ist für Robert Lobmaier von Sensoplus ein schlechtes Zeichen: «Schoggi, die sich sandig anfühlt, ist auch schlechter verarbeitet worden. Das merkt der Konsument und wird von ihm nicht goutiert.»
Von allen degustierten Milchschokoladen am «wenigsten beliebt» ist die Eigenmarke von Denner. Darüber tröstet auch der tiefe Preis nicht hinweg – Rang 10. Denner schreibt dazu: «Eine Schokolade zu 45 Rappen pro 100 Gramm ist mit einer teuren Schokolade von zirka 1.60 Franken pro 100 Gramm nicht zu vergleichen.»
Billiglinien am wenigsten beliebt
Ebenfalls «wenig beliebt» bei den Degustatoren ist Milka, laut Werbung «die zarteste Versuchung». In der Realität fällt sie durch, sie ist die teuerste unter den schlechten.
Nur «durchschnittlich beliebt» ist die Eigenmarke von Aldi – drittletzter Rang für das Billigprodukt. Ein schlechtes Resultat auch für die Billiglinie von Coop: Prix Garantie schmeckt den Testern nur mässig. Nicht über den Durchschnitt hinaus ragt die Alprose Gold aus der Tessiner Schokoladefabrik in Caslano.
Nur eine Schoggi «sehr beliebt»
Die besten fünf: «Beliebt» ist M-Budget, das Billig-Produkt von Migros für 45 Rappen. Noch etwas «beliebter» ist Lindt Milch Extra – der Klassiker unter den Milchschokoladen, allerdings die zweitteuerste in der Degustation. Milch Extra, die Eigenmarke der Migros, hergestellt im Migros-Betrieb Chocolats Frey, erhält Rang drei. Knapp davor rangiert Milch extra, die seit kurzem neu verpackte Eigenmarke von Coop.
Die Degustations-Siegerin heisst: Cailler Milch. Als einzige ist sie «sehr beliebt». Kleiner Makel: Sie ist die teuerste im Test.
Fazit: Günstige oder billig hergestellte Schokoladen sind grösstenteils durchgefallen. Abstriche in der Qualität goutieren Konsumentinnen und Konsumenten bei der Schokolade nicht.
Dunkle Schoggi: Konsumenten wählen die beste
Ob Luzern, Basel oder Zürich - die Testesser sind konzentriert bei der Sache. Sie können Milchschokolade oder dunkle Sorten degustieren. Ihre Einschätzung tippen sie in den Computer. Viele wählen dunkle Schokolade.
Bei Lindt & Sprüngli ist Urs Liechti auf der Suche nach dem perfekten Geschmack. Der Leiter der Produktentwicklung erkennt die Qualität einer Schokolade auf den ersten Blick: «Ganz wichtig ist, dass sie einen schönen Glanz hat. Vor allem dunkle Schoggi muss beim Brechen schön knacken.»
Diese Schokoladen sind im Test: Noir, die Eigenmarke der Migros. Noir 72, die Eigenmarke von Coop und die Eigenmarke von Denner, die billigste im Test. Weiter in der Degustation: Lindt Excellence, eine der meistverkauften von Lindt & Sprüngli, die dunkle von Cailler in neuer Verpackung und Suchard Sensations, die Konkurrenz aus dem Ausland.
Die Grundstoffe einer schwarzen Schokolade sind Kakaobohnen, Kakaobutter, Zucker, synthetisch produziertes Vanillin oder echte Vanille aus der Vanilleschote. Alle getesteten Schokoladen haben einen Kakao-Anteil zwischen 70 und 74 Prozent. Dunkle Schokoladen essen Konsumenten immer lieber. Der Marktanteil am Gesamtkonsum ist in kurzer Zeit auf 20 Prozent gestiegen.
Erstaunliche Erkenntnisse aus der Kassensturz-Degustation: Frauen mögen dunkle Schokolade lieber als Männer. Und: Bei Frauen und Männern sinkt mit dem Alter die Beliebheit von Milchschokolade. Junge mögen mehr Milchschokolade. Je älter die Konsumenten, desto mehr bevorzugen sie dunkle Schokolade.
Die Rangliste: Nur «wenig beliebt» ist die Lindt Excellence 70% für 2.40 Franken. Ausgerechnet die Tafel von Chocolatier-Meister Urs Liechti: «Die Deutschschweiz hat einen sehr hohen Anteil an Leuten, die Milchschokolade sehr gerne haben und die vielleicht noch nicht ganz soweit sind, um die Eigenheiten und Feinheiten einer anspruchsvollen dunklen Schokolade geniessen können», kommentiert Liechti das Resultat.
Ebenfalls «wenig beliebt» war Cailler Extreme für 2.40 Franken – zu teuer für den schlechten Rang. Immerhin «durchschnittlich beliebt»: Suchard Sensations, hergestellt in Belgien für 2.10 Franken.
«Beliebt»: Noir 72%, die Eigenmarke von Coop. Sie landet auf Rang 3. «Beliebt» ist auch die Eigenmarke von Denner, mit 95 Rappen die günstigste Tafel im Test.
Als einzige «sehr beliebt»: Noir Special, die Eigenmarke der Migros aus der Migros-Schoggi-Fabrik Chocolats Frey.