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Auto-Kindersitze im Test Mit 64 km/h gegen die Wand: Nicht alle Sitze überzeugen im Test

Viele Kindersitze sind gut – aber noch immer sind Modelle auf dem Markt, die Kinder im Auto schlecht schützen.

Ein heftiger Knall – dann Stille. Es ist eindrücklich, mitzuerleben, wenn im ADAC-Testzentrum im bayrischen Landsberg Test-Dummys in Kindersitzen mit 64 km/h an die Wand fahren. Eindrücklich und auch erschreckend: Denn die Sensoren in den Test-Dummys belegen, welche enormen Kräfte im Ernstfall auf einen Kinderkörper wirken. Da spielt es eine entscheidende Rolle, wie gut ein Sitz das Kind schützt.

Testtabelle

Strengere Kriterien als bei den offiziellen Normen

Punkto Sicherheit müssen Hersteller offizielle Sicherheitsnormen erfüllen. Der aktuelle internationale Verbraucher-Test geht jedoch über diese offiziellen Anforderungen hinaus, wie TCS-Experte Jürg Reinhard gegenüber «Kassensturz» erklärt: «Die Norm bildet die gesetzliche Mindestanforderung, die ein Hersteller einhalten muss. Wir testen strenger. So fahren wir beim frontalen Aufprall mit 64 km/h in die Wand statt nur mit 50 km/h.» 64 Kilometer pro Stunde in eine stehende Wand entsprechen einem Auffahrunfall mit 130 km/h auf ein stehendes Auto. Die allermeisten Unfälle geschehen mit geringeren Geschwindigkeiten.

Die meisten Sitze konnten im Test überzeugen

Die gute Nachricht: 27 der 32 getesteten Modelle erhalten drei oder vier von fünf Sternen. Ein einziges Modell glänzt mit der Höchstwertung von fünf Sternen: Das Modell Cybex Anoris T hat einen eingebauten Airbag, der die Schutzwirkung deutlich steigert. Er kostet aber auch stolze 800 Franken.

Die wichtigsten Resultate im Überblick

Zwei Sitze schützen viel zu wenig

Das Modell Comfort Up von Kinderkraft fällt im seitlichen Crashtest durch. Experte Andreas Ratzek vom deutschen Autoclub ADAC: «Die Messwerte sind sehr hoch. Entsprechend ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Kind bei einem Unfall sehr schwer oder gar tödlich verletzt wird.»

 Das Modell gehört zur Kategorie der mitwachsenden Sitze, die sich anpassen und sich für verschiedene Kindergrössen verwenden lassen. Der Haken: Für grössere Kinder muss die Rückenlehne abgenommen werden. Der Sitz dient dann praktisch nur noch als Sitzerhöher und bietet dem Kopf beim seitlichen Aufprall keinen Schutz. Das ist auch der Grund, warum der TCS reine Sitzerhöher nicht empfiehlt. Auch das Modell Urban Kanga Uptwon fällt beim Seitencrash wegen ungenügender Schutzwirkung durch.

Drei Sitze mit zu hoher Schadstoffbelastung

Der Urban Kanga sowie die Modelle Lionelo Antoon RWF und Walser Kids Experts Noemi weisen zudem eine hohe Konzentration von Flammschutzmitteln auf. Diese Substanzen sind möglicherweise krebserregend. Neben der Sicherheit und der Schadstoffbelastung war auch die Bedienung der Sitze ein wichtiges Testkriterium.

Hilfreiche Links:

Denn: Ist ein Sitz mühsam zu montieren, ist er auch weniger sicher, weiss TCS-Experte Reinhard: «Die Gefahr ist, dass man Fehler macht. Zum Beispiel die Gurte falsch montiert oder den Isofix-Arm nicht richtig einhängt. Es gibt viele mögliche Fehleinstellungen, die im Falle eines Unfalles sehr negativ sein können.» Der beste Sitz nützt also nichts, wenn er falsch montiert wird.

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Kassensturz, 24.05.22, 21:05 Uhr

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