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Labor- und Praxistest Welche Einwegwindeln sind gut und günstig?

Es müssen nicht unbedingt Pampers sein: Beim grossen Test von Wegwerfwindeln schneiden auch günstige gut ab.

An erster Stelle steht das Baby-Wohl. An zweiter die Mathematik.

Zum Baby-Wohl: Über Wochen hinweg haben 34 Eltern mit ihren Babys 11 Wegwerfwindeln getestet. Unter Anleitung des Stuttgarters Institut für Produkt-Markt-Forschung Ipi führten sie akribisch Buch, wie ihr Nachwuchs auf die unterschiedlichen Windeln reagiert: Läuft Pipi aus? Zeigen sich Rötungen auf der Haut? Passt sich die Windel dem Baby an?

Testtabelle

Beim Praxistest mehrheitlich «gut»

«In Schnitt waren die Resultate bei diesem Praxistest sehr ähnlich», sagt Isabel Küspert, Projektleiterin Marktforschung beim Ipi. Klar könne es Ausreisser gegeben. Diese würden aber nicht ins Gewicht fallen, weil «am Schluss der Durchschnitt gezogen wurde.» Die Eltern haben die Windeln im Praxistest mehrheitlich mit «gut» bewertet.

Zur Mathematik: Wer multiplizieren und subtrahieren kann, macht folgende Rechnung: 41 Rappen (Preis einer Windel des Testsiegers Pampers) minus 16 Rappen (Preis der Denner-Eigenmarke, die knapp hinter dem Testsieger abschnitt) mal 5000 (so viele Windeln benötigt ein Baby bis es trocken bleibt). Das Resultat: 1250. So viele Franken könnten Eltern während der durchschnittliche Windelzeit pro Kind sparen.

Resultate im Überblick

Mehr Mut beim Ausprobieren

Trotz des eindeutigen Resultats vertrauten viel Eltern auf bewährte Marken und blieben auch dabei, sagt Küspert: «Unser Test zeigt aber, dass Eltern durchaus etwas mutiger sein und auch günstigere Produkte ausprobieren sollten.»

Die Windel «Baby Dry» von Marktleader Pampers erreicht im Test zwar mit der Note 5,5 als einzige das Gesamturteil «sehr gut». Doch unmittelbar dahinter folgen mit den Noten 5,4 die Denner-Eigenmarke und mit 5,3 «My love» von Aldi. Beide kosten nicht einmal die Hälfte der Pampers.

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Windeln mit Kanalsystem überlegen

Die besten Windeln im Test haben alle ein Kanalsystem im Saugpolster. Dank den Kanälen verteilt sich die Flüssigkeit schneller in verschiedene Bereiche im Saugkern. Dieses System zeigte sich im Test dem klassisches Saugpolster ohne Kanalsystem als überlegen. Die Denner-Windel hatte die beste Aufsaug-Geschwindigkeit.

Umweltsünder Wegwerfwindeln

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Einwegwindeln, wie Hersteller beschönigend Wegwerfwindeln nennen, bestehen salopp ausgedrückt aus sehr viel Plastik und aus Zellulose von Bäumen. Bis ein Kind trocken bleibt, müssen für die Windeln vier bis sechs Bäume gefällt werden. Die Beschaffung und Produktion von Rohstoffen machen mit 60 bis 90 Prozent den grössten Teil der schlechten Ökobilanz aus.
Dafür verantwortlich ist auch der Absorber im Saugkern der Windel. Er basiert in der Regel auf Erdöl. Bei der Verbrennung von Erdöl wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Es reichert sich in der Atmosphäre an und trägt damit was zur Klimaerwärmung bei.

Ein Baby produziert während seiner Windelzeit im Schnitt eine Tonne Müll. Dieser Abfall macht allerdings lediglich zehn Prozent der Ökobilanz aus.

Ob die Feuchtigkeit im Kern der Windel bleibt oder während des Tragens zurück auf die Babyhaut gelangt, zeigt der Rücknässungs-Test. Am besten mit einer glatten 6,0 schneiden hier die Pampers ab. Am schlechtesten mit der Note 1,0 die Windel «Rascal & Friends». «Rascal & Friends» ist dafür beim Praxis-Test zusammen mit Pampers an der Spitze und hat zusätzlich mit Abstand die beste Atmungsaktivität.

Der Labor-Test

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Das Institut für Produkteforschung führte vier Tests durch.

  • Aufsaug-Geschwindigkeit: Wie schnell nimmt die Windel Flüssigkeit auf? Der Saugkern sollte ein Baby über Nacht trocken halten können. Die Windel wird viermal mit jeweils fünf Minuten Pause mit 60 Milliliter Urinersatzlösung benetzt.
  • Rücknässung: Bei der Rücknässung wird gemessen, ob und falls ja wieviel Feuchtigkeit beim Tragen der Windel aus dem Saugkern austritt und zurück auf die Babyhaut gelangt.
  • Flüssigkeits-Auslauf: Mit einer Küchenrolle prüft die Chemielaborantin von Auge, ob neben dem Saugkern Flüssigkeit ausläuft. Sichtbare Spuren führen zu einer Abwertung.
  • Luftdurchlässigkeit: Windeln müssen dicht, aber trotzdem luft- und feuchtigkeitsdurchlässig sein. Mit einem Vapometer wird an einer vordefinierten Stelle gemessen, wie atmungsaktiv die feuchte Windel noch ist.

Hightech für den Baby-Po

Die Resultate widerspiegeln, welche unterschiedliche Probleme sich den Windel-Produzenten stellen: Einerseits sollte die Windel luftdurchlässig sein, damit die Babyhaut atmen kann. Gleichzeitig muss sie abdichten, damit keine Feuchtigkeit nach aussen gelangt. Damit die Babys auch in der Nacht trocken bleiben, besteht der Saugkern der meisten Windeln aus einem Superabsorber, der das 30-Fache seines Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen kann. Viel Hightech für das erste Kleidungsstück der meisten Menschen.

Stellungnahmen

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Ungenügend abgeschnitten haben die Windeln «Royal Excellence», gekauft bei Landi und und «Rascal & Friends», gekauft bei Migros. Landi schreibt, dass sie zusammen mit dem Hersteller Optimierungen prüft.

«Rascal & Friends», deren Windeln im Labortest einen schlechten Wert bei der Rücknässung hatten, schreiben: «Um einen geringeren Rücknässungswert zu erzielen, müssten wir Kompromisse bei der Weichheit dieser Schicht und der Fähigkeit unserer Windel, die Haut über einen längeren Zeitraum trocken zu halten (z.B. über Nacht), eingehen. Das käme den Familien, die unsere Produkte verwenden, nicht zugute.»

Kassensturz, 03.05.22, 21:05 Uhr

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