Das Mieder ist tot, es lebe die Shapewear. Der Trend der körperformenden Unterwäsche kommt aus Amerika. Die superelastischen Wäschestücke machen einen flachen Bauch, einen knackigen Po, eine schlanke Silhouette. Und sie sind unter der Kleidung unsichtbar. Das versprechen zumindest die Anbieter.
«Kassensturz» hat den Test gemacht: Kann Shapewear tatsächlich die Figur verbessern, wie die Werbung verspricht? Im Test waren sieben Modelle in kurzer Slip-Form – sie sollen die Hüft- und Bauchregion formen – und fünf Modelle mit Beinen, die zusätzlich die Oberschenkel shapen.
Wirkungsvolle Slips sind unbequem
In einem ersten Test ging es um die Alltagstauglichkeit. Sind die getesteten Modelle bequem genug, um sie ein paar Stunden zu tragen? Fünf Probandinnen trugen jedes «Shape» mindestens acht Stunden. Sie bewerteten die Alltagstauglichkeit jeder Unterhose (Testkriterien siehe ganz unten, «So wurde getestet»).
Die fünf Frauen fanden grosse Unterschiede. Ihr Fazit: «Entweder formt die Unterwäsche oder sie ist bequem. Beides zusammen geht nicht.» Vor allem das An- und Ausziehen der engen Wäsche war eine Herausforderung. Bei den engeren Modellen war deshalb auch der Gang zur Toilette unangenehm.
Modelle mit Bein formen besser
Ein zweiter Test sollte zeigen, ob die Unterwäsche tatsächlich wie versprochen die Körper formt. Die fünf Frauen trugen die Modelle jeweils unter einem Kleid. Das Kleid war so eng, dass jedes Pölsterchen und jede Delle sichtbar wurde. Drei Expertinnen beurteilten den formenden Effekt. Die Jury bestand aus den Expertinnen Beata Sievi, Korsettdesignerin, Susanne Noller, Fachbereichsleiterin Fashion Textilfachschule Zürich und Bettina Steiner von der Kostümabteilung des Schweizer Fernsehens.
Grundsätzlich schnitten Modelle mit Beinen besser ab als Modelle in Slip-Form. Bei letzteren zeichneten sich oft Nähte am Po und an der Hüfte ab. «Es gibt Modelle, die den Körper im negativen Sinne verformen. Der Druck auf die Hüfte ist so gross, dass die Oberschenkel unvorteilhaft herausgedrückt werden», so Corsettière Beata Sievi. Es reichte nur zwei beinlosen Modellen zu einer «genügenden» Note.
Verschiedene Anbieter haben sich zu ihren «ungenügenden» Resultaten geäussert. Globus nimmt «Magic High Rise Supporting Brief» (Note 2,9) «unabhängig vom Testresultat» aus dem Sortiment, das Testresultat von «Maidenform Hi Waist Brief» sei hingegen «unerklärlich». Triumph schreibt «Kassensturz», bei «Amazing Sensation Highwaist Panty» (Note 3,5) stehe der modische Anspruch im Vordergrund, deshalb schneide es in der «Kassensturz»-Beurteilung «mit Schwerpunkt Funktionalität nicht optimal ab». Zu Maddison schliesslich schreibt Manor, «Shape Highwaist Slip» habe absichtlich nur eine leichte Shaping-Wirkung, was sich im Testresultat niederschlage. C&A äusserte sich nicht.
Einige Shape-Hosen sind wirksam
Die Jury beurteilte zudem die Verarbeitung und das Material der Produkte. Bettina Steiner bemängelt dicke Nähte und Stoffe. Oft blieb das Kleid auf der Unterwäsche kleben und bildete Falten. «Es gibt aber auch solche aus dünnem Stoff. Die sind schön rutschig, so dass ein Kleid gut darüber fallen kann», sagt Steiner.
Die Jury verliess sich aber nicht nur aufs Auge, sie mass die Modelle auch aus, um den Shaping-Effekt zu beurteilen. «Die Massunterschiede mit und ohne Shapewear sind gering», so Modefachfrau Susanne Noller. «Gewisse Modelle betonen aber die weiblichen Formen tatsächlich schön.»
Völlig durchgefallen bei den langen Unterhosen ist «Ellen Amber Damen-Panty». Der Tragekomfort und die Formgebung des Migros-Modells sind zwar ansprechend, nur sind die Nähte bei sämtlichen fünf Exemplaren im Test aufgegangen. Das hat zur Abwertung auf Note 2,0 geführt. Migros schreibt, nur «unter Anwendung von grosser Kraft» könne es zur Bildung von Löchern kommen, dieser Fehler sei weder von internen Tests noch von Reklamationen her bekannt.
Ein Testsieger für jedes Budget
Drei Modelle – alle mit Beinen – überzeugen sowohl Jury als auch Testerinnen und erhielten die Gesamtnote 5,0. Sie shapen gut, sind bequem und unter dem Kleid kaum sichtbar.
«Retro Sensation Panty L01» von Triumph für Fr. 59.90 erhielt die beste Note für den Shape-Effekt. Auch waren sich die Expertinnen einig, dass Sensation Panty das hochwertigste und am schönsten verarbeitete Kleidungsstück im Test war. Die hohe Spannkraft bezahlt «frau» aber mit mühevollem An- und Ausziehen. Bei langem Tragen kann diese Unterwäsche unbequem werden.
«Flexees» der Marke Maidenform (Fr. 89.90, Globus) hat einen schlechteren Shape-Effekt als das Triumph-Modell, ist aber angenehmer zu tragen. In der Migros ist übrigens das identische Maidenform-Modell «Cellulite Highwaist» für Fr. 39.80 erhältlich. Bei gleicher Note ist «Thinstincs Mid-Tigh» von Spanx das mit Abstand teuerste Teil im Test (119 Franken, Globus, Jelmoli und Fachgeschäfte). Es schwingt nirgends obenaus, hat aber auch kaum Nachteile: guter Shape-Effekt, schöne Verarbeitung und angenehm zu tragen.
Doch auch bei den drei Testsiegern gilt: Die Unterwäsche immer vor dem Kauf anprobieren. Nur so kann man beurteilen, ob die Wäsche tatsächlich den Effekt hat, den man sich wünscht.
So wurde getestet
- Wie alltagstauglich sind die zwölf Shapewear-Teile im Test? Fünf Frauen mit normalen Körpermassen haben die Shapewear getragen – jedes Produkt jeweils einen Tag lang – und dann genau Protokoll geführt: Ist die Wäsche bequem (nach 1, 4 und nach 8 Stunden)? Schneiden die Abschlüsse ein? Schwitzen sie darin? Wie leicht lässt sich das «Shape» an- und ausziehen? Fühlen sie sich tatsächlich schlanker?
- Ein zweiter Test sollte zeigen, ob die Unterwäsche tatsächlich wie versprochen die Körper formt. Eine dreiköpfige Jury beurteilte dieses Kriterium. Die fünf Frauen führten der Jury die zwölf Modelle jeweils unter einem einfachen, roten Kleid vor.
- Die Jury beurteilte zudem die Verarbeitung und das Material der Shape-Unterwäsche: Nähte, Abschlüsse, Verzierungen sowie Materialqualität und -dicke.