Zum Inhalt springen

Kassensturz-Tests Bügelfreie Hemden im Test: Etikettenschwindel

Nie mehr bügeln, verspricht die Werbung von sogenannt bügelfreien Hemden. «Kassensturz» wollte wissen, ob der moderne Mann damit tatsächlich knitterfrei aus der Wäsche schaut oder die Werbeversprechen glatt gelogen sind. Im «Kassensturz»-Test: zehn «bügelfreie» Business-Hemden.

Mehr zum Thema

Zum richtigen Auftritt eines Geschäftsmannes gehört ein gut gebügeltes Hemd. Doch Hemdenbügeln kostet viel Zeit. Deshalb sind sogenannt bügelfreie Hemden im Trend. Über die Hälfte der verkauften Hemden bei Grossverteilern sind bügelfrei – «non iron» genannt.

Grosse Unterschiede

Fachleute des Forschungsinstituts Hohenstein in Deutschland testen für «Kassensturz» und «K-Tipp» 10 bügelfreie Hemden in der Preislage zwischen 30 und 130 Franken. Wichtigste Testfrage: Kommen die Hemden tatsächlich faltenfrei aus der Wäsche? Sind die Hemden tatsächlich knitterfrei?

Der Test zeigt grosse Unterschiede. Arg zerknittert ist das Hemd «Supreme» von Migros, mit der Note 2,3 das schlechteste im Test. Migros schreibt: Der Schweizer Lieferant habe das Veredelungsverfahren geändert, ohne sie zu informieren. Migros will deshalb die Zusammenarbeit einstellen.

Das Forschungsinstitut ermittelt auch die Scheuerfestigkeit der Hemden. Ein Mitarbeiter spannt dazu Stoff in eine Scheuermaschine. Diese reibt über die Baumwolle bis die ersten Fäden reissen. Zudem beurteilen die Tester die Waschbeständigkeit: wie stark sind die Hemden nach 25 Waschgängen beschädigt?

Genügend: das Hemd Maddison von Manor. Beste Note beim Testkriterium «bügelfrei». Doch nach 25 Waschgängen war es stark beschädigt, Gesamtnote 4,1. Ebenfalls genügend: das Hemd Royal Class von Kauf. Mit 129 Franken ist es das teuerste im Test. Testsieger ist das Einhorn-Hemd für 99 Franken, trotz bescheidener Note 4,4. Das Hemd ist am waschbeständigsten und schneidet beim Kriterium Bügelfrei als zweitbestes ab.

Spezielles Verfahren

Die Firma Cilander in Herisau ist der grösste Veredelungsbetrieb von Baumwollstoffen in der Schweiz. Seit 20 Jahren werden dort Textilien chemisch behandelt, damit die Fasern nicht rauh und steif bleiben. Eine Maschine zieht den Stoff durch ein Bad aus weichmachenden und sogenannt «vernetzenden» Chemikalien. Diese Behandlung verändert die Struktur der Baumwollfaser.

Zum Einwirken werden die Stoffbahnen 20 Stunden lang feucht in Plastik verpackt. Mit diesem Verfahren soll der Stoff weniger knittern. «Die Faser wird so vernetzt, dass sie die Elastizität und die Spannkraft, die sie braucht um wieder glatt zu werden, in sich trägt», erklärt Cilander-Betriebschef Heinz Gutgsell. Er räumt allerdings ein: «Auch bügelfreie Hemden müssen gebügelt werden – bloss weniger lang.»

Der Test zeigt: Hersteller bezeichnen selbst Knitterhemden als «bügelfrei». Ein Etikettenschwindel, denn der Kunde muss auch diese Hemden bügeln.

Meistgelesene Artikel